Handbuch zur Mittelalter-Numismatik

Hamburg um 1400

© Robert Schmidt

Hamburg vom 12. bis zum 15. Jahrhundert

Die Hamburger Münzgeschichte sei hier auf einen stichpunktartigen Überblick für das 12. bis 15. Jahrhundert beschränkt:

  • 07.05.1189 Aufsichtsrecht der Bürger über die gräfliche Münze durch Kaiser Friedrich I. (Jesse, 120).
  • 18.03.1255 erster Münzvertrag mit Lübeck, darin wurde der gemeinsamer Münzfuß für den Pfennig festgelegt, Ende des 14. Jahrhunderts folgt auf dieser Grundlage die Gründung des Wendischen Münzvereins. 466 Pfennige kamen auf eine Mark (233 g) Silber.
  • 1293 Pachtung der Münze (zeitgleich mit Lüneburg) (Jesse, 121).
  • Ab ca. 1435 Privileg für Goldgulden (Jesse, 127).
  • 1. Der lübisch-hamburgische Pfennig

    Der Pfennig ist die älteste bekannte Münze in Hamburg. Es handelte sich hierbei um eine hohle Silbermünze, das heißt, dass sie nur auf einer Seite geprägt wurde. Der Pfennig wurde über sehr lange Zeit geprägt. Dabei lässt sich beobachten, dass der Rauhgehalt von 1200 bis 1500 von 0,55 g auf 0,27 g vermindert wurde, der Feingehalt wurde im gleichen Zeitraum von 0,50 g auf 0,1 g reduziert (Gaedechens, 123). Diese Münzsorte sowie deren Hälblinge war für knapp 150 Jahre die einzige in Hamburg geprägte Münze. Die Prägung begann im Jahr 1190 (Gaedechens, 121).

    Die Prägung des lübisch-hamburgischen Pfennigs: Die Prägung zeigt ein einfaches Stadttor, darin ein Nesselblatt. Details in der Prägung variierten mit der Zeit. So wurden beispielsweise bei einigen Stempeln neue Elemente wie ein Kleeblatt eingefügt (Gaedechens, 330ff.).

    Abbildung 1: Gestaltung des lübisch-hamburgischen Pfennigs in Hamburg.

    2. Vierpfennigstücke oder Witten

    Die Witte war eine Silbermünze, das einen Wert von vier Pfennigen hatte. Sie wurde daher auch Vierpfennigstück genannt. Andere Bezeichnungen waren Wittenpfennig oder Veerling, oder auch Albus, wegen seiner weißen Farbe. Die Witte war die erste zweiseitige Münze, die in Hamburg geschlagen wurde. Ihr erstes Erscheinen ist für das Jahr 1334 belegt. Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts war sie eine der am häufigsten verwendeten Münzen. Mit der Zeit wurde sie durch die Schillinge und Sechslinge verdrängt. 1502 wurde die Witte kurzzeitig wieder eingeführt, um dann 1512 endgültig durch die Sechslinge ersetzt zu werden (Gaedechens, 312-13).

    Prägung und Verbreitung der Witten: Die Recesse der wendischen Städte bestimmten das Gepräge der Witten des 14. Jahrhunderts. Die Witten wurden in Hamburg, Wismar, Lübeck und Lüneburg geschlagen. Dabei wurden die Stempel meistens in Lübeck von gleicher Hand geschnitten und unterschieden sich nur im Wappen und der Umschrift. Über die Zeit entstanden viele verschiedene Stempel, die sich in Feinheiten der Darstellungen in den Wappen und Umschriften unterscheiden. Für Hamburg sind als Beispiele zu nennen: unterschiedlich dick gezeichnete Kreuze, Mauern mit horizontalem oder schrägem Kreuzmuster, Versehen der Tore mit Gittern. Die Witten hatten ein Gewicht von 1,33 g und einen Durchmesser von 19 mm.

    Abbildung 2: Gestaltung der Witten in Hamburg.

    3. Blafferte

    Die Blafferte wurden auch Zweipfennigstück genannt. Sie kamen zur selben Zeit in den Umlauf wie die Witten und bestanden wie diese aus Silber. Blafferte werden in zwei Arten unterschieden, nämlich in zweiseitige und hohle Blafferte.

    Die zweiseitigen Blafferte wurde im 14. und 16. Jahrhundert geprägt. Die frühesten wurden im Jahr 1334 geprägt. Sie hatten einen Durchmesser von 0,60 cm und ein Gewicht von 0,027 pfd.

    Die hohlen Blafferte wurden im 15. Jahrhundert und zu Beginn des 16. Jahrhunderts geprägt. Zu dieser Zeit war das Hohlgeld (auch als Hole penninge bezeichnet) die häufigste Münzart in Hamburg. Charakteristisch für Hohlpfennige ist, dass nur eine Seite geprägt wurde.

    Abbildung 3: Blafferte.

    4. Dreilinge

    Die Dreilinge waren Silbermünzen und wurden auch Dreipfennigstücke genannt. Bei den Dreilingen und den Sechslingen sind in der Literatur widersprüchliche Daten zu den frühesten Entstehungsjahren zu finden. In Gaedechens' Darstellung aus dem Jahre 1854 wird das erste Auftauchen dieser Münzen auf den Anfang des 15. Jahrhunderts datiert, während Jesse im Jahr 1939 schreibt, dass der Wendische Münzverein diese Münzen bereits 1392 in einem Recesse in sein Programm aufgenommen habe (Jesse, 317).

    Abbildung 4: Gestaltung der Dreilinge in Hamburg.

    5. Schillinge

    Die Schillinge wurden in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts zum ersten Mal geschlagen. Aufgeführt als geprägte Münze sind sie seit 1432. In diesem Jahr entsprachen 147 Stück einer feinen Mark, über die Jahre reduzierte sich ihr Wert allerdings stetig. Schillinge bestanden aus Silber (Gaedechens, 299).

    Abbildung 5: Prägung der Schillinge.

    6. Doppelschilling

    Der Doppelschilling wurde auch Zweischillingsstück genannt. Er wurde 1463 zuerst in Hamburg geschlagen und bestand aus Silber (Gaedechens, 284).

    Abbildung 6: Prägung des Doppelschillings.

    7. Sechsling

    Sechslinge bestanden aus Silber. Beim Sechsling ist es wie auch bei dem Dreiling unklar, wann er zuerst auftrat. Die Quellen variieren bei dem möglichen Auftrittsdatum vom ersten Viertel des 15. Jahrhunderts bis zum Jahre 1392. Aus der Literatur geht hervor, dass von 1502 bis 1511 keine Sechslinge geprägt zu seinen scheinen. In dieser Zeit wurden sie durch die Vierlinge ersetzt (Gaedechens, 306).

    Abbildung 7: Prägung und Gestaltung des Sechslings.

    Literatur

    • O.C. Gaedechens, Hamburgische Münzen und Medaillen, Hamburg 1854.
    • Wilhelm Jesse, Hamburgs Anteil an der deutschen Münz- und Geldgeschichte, in: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 38, 1939, 117-144. 5 Taf.