Handbuch zur Mittelalter-Numismatik

Arbeiten mit Münzen 1

© Sebastian Kubon

Für die Arbeit mit Münzen ist die Kenntnis einiger Grundbegriffe erforderlich. Des Weiteren ist es wichtig, einen Überblick über die verschiedenen Arten der Münzfunde zu haben, falsche und unechte Münzen voneinander unterscheiden zu können sowie zu wissen, wie Münzbeschreibungen zu lesen sind. Es sollen auch verschiedene numismatische Techniken Erwähnung finden.

Die Grundbegriffe

Das Gepräge bezeichnet die Ausstattung, die der Münzherr dem Schrötling geben lässt, um das Metallstück zur Münze zu machen. Es besteht zumeist aus dem Münzbild (Köpfe, Figuren, Wappen etc.) und/oder aus Schrift. Im Okzident erscheinen normalerweise Bild und Schrift nebeneinander, während muslimische Münzen aufgrund des Bilderverbotes oft nur mit Schrift versehen waren. Ebenso kann der Rand durch kleine Einkerbungen zum Kerbrand werden, mit Randzierraten versehen oder mit einer Randschrift versehen werden. Auf der Haupt- oder Vorderseite (Avers) findet sich zumeist das Portrait des Münzherren. Die Rück- oder Kehrseite wird auch Revers genannt. Der mittlere Teil der Münze, auf dem sich das Bild findet, heißt Feld.
Um die Münzaufschrift der Münze, auch Legende genannt, genauer zu beschreiben, muss die Prägeweise, ob erhaben oder vertieft, die Stellung und die Verteilung über die Münzfläche, die Schriftform, die Sprache und der Inhalt beachtet werden. Nach der Verteilung auf der Münze unterscheidet man die Umschrift, die längs dem Rand der Münze verläuft, die Inschrift (Aufschrift), die sich in der Mitte des Feldes befindet und die auf dem Rand angebrachte Randschrift. Die Umschrift wird oft durch eine kreisförmige Verzierung vom Rest der Münze abgetrennt. Meist ist die Umschrift nicht unterbrochen. Sind doch Trennungszeichen vorhanden, handelt es sich fast ausnahmelos um Kreuze. Erst ab dem 12. Jahrhundert finden sich auch Punkte, Sterne etc. Hat eine Münze eine zweite Umschrift um die erste Umschrift, wird sie die innere Umschrift genannt, wie sie z.B. beim Prager Groschen zu finden ist. Die Inschrift kann aus einzelnen Buchstaben bestehen oder auch die Münze bis zum Rand bedecken. Oftmals ist sie kreuzförmig angeordnet. Ist die Inschrift über dem Bild, dann wird sie Überschrift genannt, befindet sie sich unter dem Bild wird sie Unterschrift genannt. Die Inschriften waren fast immer auf Latein abgefasst (mit wenigen Ausnahmen). Münzen mit zwei Sprachen werden bilinguale Münzen genannt. Die Besonderheiten der Aufschrift können dann natürlich als gute Hilfe für Erschließung des Entstehungsorts und der Entstehungszeit genutzt werden. Paläographische Kenntnisse sind für Numismatiker also unentbehrlich. Wurden weitgehend anerkannte Münzen (z.B. der Floren aus Florenz) von anderen Münzherren imitiert, konnte es auch zu verwirrten Aufschriften kommen. Dies geschah meistens dann, wenn die Stempelmacher der Sprache der Aufschrift nicht mächtig waren oder sie schon vorliegende Nachmünzungen benutzten, so dass das Endergebnis Aufschriften mit zahlreichen Fehlern waren. Auch hat man sog. Pseudolegenden gefunden, die aus der willkürlichen Aneinanderreihung von Buchstaben bestanden. Genannt werden auf den Münzen zumeist die Münzherren mit mehr oder weniger ausführlicher Titulatur, aber auch die Namen der dafür verantwortlichen Magistraten, Münzmeister und Münzstätten kommen vor, oft in Monogrammform, als Abkürzung oder anhand von Unterscheidungszeichen. Die Sprüche der Münzaufschriften sind vorwiegend christlichen Inhalts. Jahreszahlen finden sich im Mittelalter noch selten auf den Münzen, wohl aufgrund der zahlreichen Münzverrufungen. Seltener wurde der Nennwert der Münzen vermerkt. Regelmäßig geschah dies erst seit dem 13. Jahrhundert.

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