Handbuch zur Mittelalter-Numismatik

Münzfälschung 1: Falschmünzer und Münzfälscher

© Gesa Huismann

Beschäftigt man sich mit dem Fälschen von Münzen, stößt man zunächst auf zwei verschiedene Typen, die diese kopieren: die Falschmünzer und die Münzfälscher.

Ein Falschmünzer imitiert, beziehungsweise fälscht, courantes Geld und bringt es in den Umlauf. Es handelt sich hierbei um Geld, das zur Lebzeit des Fälschers bei Zahlungsvorgängen benutzt wurde. Diese Art von Münzfälschung wirkt sich aufgrund von Inflation sowohl schlecht für die Personen, die das Geld benutzen, als auch den Staat und die Wirtschaft aus. Deshalb stand Münzfälschung zeitweise – wie in der Antike und im Mittelalter - unter Todesstrafe. Damit sich das Fälschen lohnte, mussten die geprägten Münzen ein geringeres Gewicht, eine schlechtere Legierung oder Ausführung als das Original haben (Voigtlaender, Falschmünzer und Münzfälscher, S. 28).

Der Münzfälscher dagegen versucht Münzsammler durch seine Fälschungen zu täuschen. Er verwendet dabei auch hochwertiges Material, da das Original, das er fälscht, ein Vielfaches seines Metallwerts einbringt. Manchmal werden dafür stark abgenutzte Münzen des zu fälschenden Münztyps eingeschmolzen, damit die gefälschte Münze die gleiche Legierung wie ihre Vorlage hat. Somit kann die Fälschung höchstens durch den Stempelschnitt oder die Patina – die Münzoberfläche - nachgewiesen werden (ebd., S. 29). Münzfälschung in diesem Sinne lässt sich erst ab dem späten Mittelalter, mit dem Beginn von Münzsammlungen, nachweisen (ebd., S. 30).

Als Beispiel für eine gefälschte Münze dient ein Portugaleser, der auf den ersten Blick wie sein Original aussieht:

Portugaleser: 49,5mm, 34,80g, Wert: 10 Dukaten / © Münzkabinett des Museums für Hamburgische Geschichte.


  • Avers: IOHAN ∙ ADOLPH ∙ V ∙ G ∙ G ∙ ERWELT ∙ BISCHOF ∙ Z ∙ LVBECK ∙ ER ∙ Z ∙ NO.
  • Verziertes sechsfeldiges Wappenschild, das auf der linken Seite die Wappen Norwegens, Schleswigs und Stormarns enthält, auf der rechten Seite die Holsteins, Dithmarschens und Oldenburg-Delmenhorsts (quadriert). Das Wappenschild ist dreifach behelmt (mit den Wappen Schleswigs, Norwegens und Holsteins) und hat in seiner Mitte ein weiteres Schild mit dem Kreuz des Lübecker Hochstifts. Die Felder werden sowohl durch Punkte als auch Linien geteilt, wobei die Punkte überwiegen.
  • Revers: außen: HERZOG ∙ Z ∙ SCLES ∙ HOLST ∙ STOR ∙ V ∙ DITM ∙ GRAF ∙ Z ∙ OLDE ∙ V ∙ DEL.
  • innen: NACH ― PORT V GALIS ― CHEN / SCH ― ROT ― VND ― KORN.
  • Perlenkreis mit einem großen und breitfüßigen portugiesischen Christuskreuz, darin ein vertieftes, kleineres Kreuz (Lange, Sammlung, S. 111 / Behrens, Münzen, S. 266).

Betrachtet man nun den Querschnitt dieser Münze, fällt auf, dass sie aus zwei zusammengesetzten Teilen besteht, wodurch ersichtlich wird, dass sie gefälscht wurde. Da es sich beim Portugaleser um eine seltene Münze handelt, ist sie ein beliebtes Sammel- und Fälschungsobjekt.

Portugaleser, Seitenrand / © Münzkabinett des Museums für Hamburgische Geschichte.


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