Handbuch zur Mittelalter-Numismatik

Münzfälschung 2: Die Fälschung von Münzen

© Gesa Huismann

Die Herstellung von Falschmünzen erfolgte entweder durch Gießen oder Prägen. Dabei war es einfacher eine Gussform herzustellen, als einen Stempel, mit dem die Münze geprägt wurde. Die Techniken zur Prägung von Falschmünzen entwickelten sich jedoch parallel zu denen der offiziellen Prägung. Beispielweise wurden ab dem 16. Jahrhundert sowohl von offiziellen Prägeeinrichtungen, als auch Falschmünzern, Prägemaschinen gebraucht, anstatt Münzen wie zuvor mit dem Hammer zu prägen. Die Münzstempel an sich wurden jedoch noch bis ins 19. Jahrhundert manuell mittels einer Punze in Eisen geschlagen (Schneider, Falschgeld aus Hessen, S. 75).

Auch Herrscher ließen Münzen fälschen, um beispielsweise ihre Staatskasse aufzubessern. Bereits in der Antike, vornehmlich dem 2. und 3. Jahrhundert nach Christus, ließen sie den Silbergehalt ihrer Münzen herabsetzen, so dass in den Münzen nur noch wenig Silber nachweisbar war. Dies wurde auch im Mittelalter praktiziert (Voigtlaender, Falschmünzer und Münzfälscher, S. 35, 39ff.).

Neben dem Fälschen von Münzen an sich, konnte mit ihnen auch auf andere Weisen ein Ertrag erzielt werden. Ein Metallgewinn konnte zum Beispiel bis zur Einführung des Münzrandes, mit seiner Rädelung oder Prägung, durch Abfeilen und Beschneiden der Ränder erzielt werden. Einen Vorläufer des Münzrandes gab es aber bereits in der Antike (ebd., S. 75). Da viele Münzen sehr dünn waren, fiel eine Beschneidung nicht auf - vor allem, wenn es wie bei den frühen Exemplaren, keinen Randreifen gab (Schrötter, Falschmünzerei, S. 188). Diese Betrugsart ließ sich jedoch durch das Wiegen der Münze mit einer Münzwaage nachweisen (Regling, Münzwage, S. 444).

Ein selteneres Verfahren, um Metall zu gewinnen, war die Aushöhlung und Neuauffüllung von Münzen. Hierfür wurde die Münze vom Rand her aufgebohrt, ein Teil des Inneren ausgekratzt und die Münze wieder mit Blei oder Zinn gefüllt. Problematisch war dabei, dass sich das Bohrloch nur schwer verstecken ließ und sich das Gewicht nach dem Auffüllen vom Ursprungsgewicht unterschied. Eine weitere Methode war die Aufspaltung von Münzen. Diese wurde mit einer feinen Säge aufgesägt, Teile des Kerns herausgekratzt und die Münze mit Blei aufgefüllt. Anschließend wurden die Teile wieder verlötet. Hier fielen die Lötstelle, ein anderer Klang der Münze und das variierende Gewicht auf. Auch dies wurde sehr selten praktiziert (Voigtlaender, Falschmünzer und Münzfälscher, S. 76f.). Die beiden zuletzt genannten Verfahren werden eher in der heutigen Zeit angewendet (Schrötter, Falschmünzerei, S. 188).

Häufiger als die letzten beiden Fälle wurde der komplette Kern der Münze ausgetauscht. Hierbei wurde zuerst der eiserne oder kupferne Kern der Münze erzeugt, der anschließend mit Edelmetall plattiert wurde, so dass die Münze wertvoller wirkte als sie letztendlich nominell war. Diese Münzform wird auch gefütterte Münze genannt. Teils wurden diese gefütterten Münzen auch vom Staat selbst hergestellt, und dies sogar schon in der Antike.(Voigtlaender, Falschmünzer und Münzfälscher, S. 76f.)

Auf den nächstfolgenden Fotos ist eine solche Münze aus dem 19. Jahrhundert zu sehen / © Münzkabinett des Museums für Hamburgische Geschichte.



Durch das Vergolden und Versilbern von weniger kostbaren Münzen ließ sich ebenfalls ein Gewinn erzielen. Ab der Antike wurden Münzen beispielsweise dafür stark erhitzt und anschließend in flüssiges Gold, Silber (Voigtlaender, Falschmünzer und Münzfälscher, S. 78f.) oder im Mittelalter auch in Weinstein eingetaucht (Hamburger Ordeelbook, S. 326). Später wurden Verfahren, wie die Feuervergoldung, Kontaktvergoldung oder Vergoldung durch Elektrolyse entwickelt.

Eine weitere prinzipiell anwendbare Methode, an Münzen Geld zu verdienen, war es, eine Goldmünze in Königswasser (bestehend aus Salz- und Salpetersäure) zu tauchen. Damit ließ sich etwas Gold von der Münze lösen (Voigtlaender, Falschmünzer und Münzfälscher, S. 83). Dieses Verfahren wurde jedoch auch verwendet, um eine Münze zu vergolden. Man tauchte ein Tuch in das bereits goldhaltige Königswasser ein und verbrannte dieses danach. Die Asche wurde zu Pulver gestampft und anschließend mit Weinessig oder Salzwasser beträufelt. Mit diesem Gemisch wurde nun die Münze vergoldet, was jedoch nicht gut hielt (Schneider, Falschgeld aus Hessen, S. 76).

Von der Münzfälscherei abzugrenzen sind die drei verschiedenen Arten der Nachahmung. Sie variieren: "1. nur in Schrot und Korn des Vorbildes, 2. auch im Gepräge, das mehr oder minder getreu übernommen wird, mit oft versteckten, die Herkunft andeutenden Beizeichen, in welchem Falle man von Beischlägen redet; 3. im Gepräge des Vorbildes ohne Bezeichnung der Herkunft, womöglich von geringerem Schrot und Korn, was auf Betrug hinausläuft." (Suhle, Nachahmung, S. 449)

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