Handbuch zur Mittelalter-Numismatik

Arbeiten mit Münzen 2: Münzbeschreibungen

© Sebastian Kubon

Es gibt zahlreiche Varianten wie Münzen von Numismatikern beschrieben werden. Diese Beschreibung kann je nach Bedarf kürzer oder ausführlicher sein. Eine einheitliche Reihenfolge gibt es nicht. Folgenden Elemente werden aber meistens als erstes erwähnt: Herkunft der Münze, von wem sie geschlagen wurde und was für eine Münze es ist. Danach sollte das Avers behandelt werden, indem die Umschrift(en) inklusive Trennungszeichen und Unterbrechungen beschrieben werden. Soweit möglich sollte nicht nur Groß- und Kleinschreibung unterschieden werden, sondern auch die Schriftart. Danach kann eine Beschreibung des Münzbildes erfolgen. Umschrift und Bild sollten danach in dieser Weise für das Revers beschrieben werden. Bei der Beschreibung sollten auch die Unterscheidungszeichen etc. angegeben werden. Danach folgen der Nennwert (sofern er vorhanden ist) und das Metall der Münze. Hierbei finden in der Regel folgende Abkürzungen Verwendung: für Gold AV (lat. aurum), für Silber AR (lat. argentum) und für Kupfer AE (lat. aes). Danach folgen der Durchmesser der Münze in Millimetern und das Gewicht. Manchmal wird noch die axiale Ausrichtung der beiden Münzbilder mittels Pfeilen angegeben. Der Zustand der Münze und eine Angabe der Seltenheit finden sich häufig in Münzkatalogen von Händlern. Diese Angaben sind mit Vorbehalt zu betrachten, da sich die Seltenheit oft über Nacht bei einem größeren Münzfund ändern kann.
Das Ziel des Numismatikers ist es herauszufinden, wann, wo und von wem eine Münze geschlagen wurde, welchen Wert sie in dieser Zeit hatte und welchem Münzfuß sie unterlag. Des Weiteren könnten die Details der Münzherstellung interessant sein oder die Ausgabemenge, das Umlaufgebiet und der "Wechselkurs" mit anderen Münzen. In welcher Weise dies geschieht, soll hier nur kurz angedeutet werden. Manche Erkenntnisse können durch die Münze selbst erlangt werden, für andere müssen aber weitere schriftliche Quellen herangezogen werden.

Datierung und Verortung

Bei modernen Münzen fällt die Datierung und Verortung leicht, da in der Regel Datum und Herkunft angegeben sind. Dies ist bei älteren Münzen nicht zwingend der Fall. Meistens lassen sie sich aber auch durch das Münzbild oder die Legende verorten und datieren. (Manchmal übernahmen Herrscher aber auch das Gepräge ihrer Vorgänger, so dass hier Vorsicht angebracht ist.) Es kann aber auch vorkommen, dass sie indirekt datiert werden müssen, indem man z.B. andere Quellen hinzuzieht. Ebenfalls kann eine Stiluntersuchung bei der Datierung und der Verortung nötig werden. Sie sollte aber nur angewandt werden, wenn eine indirekte Datierung mit anderen Quellen keine Ergebnisse gebracht hat.

Gewichtsermittlung

Um das durchschnittliche Gewicht einer bestimmten Münze annähernd herauszubekommen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Es muss natürlich beachtet werden, dass viele Münzen durch Gebrauch und Korrosion bereits einen Teil ihres Gewichtes eingebüßt haben, während es bei Hortfunden (s. Münzfund) möglich sein kann, dass durch das Seigern hauptsächlich übergewichtige Stücke gefunden wurden. Das mögliche Gewicht einer Münze kann z.B. recht genau geschätzt werden, indem man von mehreren Stücken das durchschnittliche Gewicht ermittelt. Bessere Ergebnisse bietet aber die Konstruktion einer Häufigkeitstabelle der überlieferten Münzen, da überdurchschnittlich leichte und schwere Münzen das Ergebnis nicht allzu sehr verzerren. Bei dieser Methode werden alle verfügbaren Münzen gewogen und in eine Tabelle eingeordnet, die vorher in sinnvolle Gewichtsintervalle eingeteilt wurde (z.B.: 1,70g - 1,74g, 1,75g - 1,79g etc.). In der Regel wird sich die Form einer Gaußschen Normalverteilungskurve ergeben. Ist diese Kurve erstellt, lässt sich mit guten Gründen annehmen, dass sich das Originalgewicht der Münze bei ihrer Ausgabe im Bereich der zahlenmäßig stärksten Gruppe befand. Um das mögliche Durchschnittsgewicht zu ermitteln, wird das Mittel der Münzen der zahlenmäßig stärksten Gruppe berechnet. Das exakte Gewicht ist natürlich auch so nicht zu finden, da beachtet werden muss, dass die Münzen nicht im prägefrischen Zustand sind.

Feingehalt

Der ursprüngliche Wert einer Münze hängt nicht nur vom Gewicht, sondern auch vom Feingehalt (dem Verhältnis zwischen der Masse des Feinmetalls und der Masse der Legierung) ab. Besonders für die Betrachtung der monetären Aspekte ist die Kenntnis des Feingehalts von herausragender Bedeutung. Durch eine qualitative Untersuchung der Unreinheiten kann mittlerweile auch der gemeinsame Ursprung einiger Münzen festgestellt werden. Münzen können mit vielfältigen Methoden auf ihren Feingehalt untersucht werden. Dies kann durch einfache Methoden wie den Prüfstein geschehen oder durch physikalische und chemische Verfahren. Die chemische Analyse ist recht effektiv, aber meist zerstörerisch für die Münze.

Output einer Münzstädte

Die Höhe der Münz- und Stempelausbringung einer Münzstädte ist ohne schriftliche Quellen schwer zu bestimmen. Durch die Schätzung der im Prägeprozess genutzten Stempel und die Schätzung der pro Stempel erzeugten Münzen lassen sich Ergebnisse liefern, deren Glaubwürdigkeit allerdings umstritten ist.

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