Handbuch zur Mittelalter-Numismatik

Münzfälschung 3: Mittelalterliche Gussformen zur Münzfälschung

© Gesa Huismann

Während bislang viele antike Gussformen aus dem 2. und 3. Jahrhundert gefunden wurden, sind aus dem Mittelalter nur wenige erhalten geblieben. Vermutlich wurden die Gussformen spätestens, wenn die Fälscher entdeckt wurden, zerstört (Voigtlaender, Falschmünzer und Münzfälscher, S. 33, 38f.). Eine dieser mittelalterlichen Gussformen wird im Artikel „Eine Falschmünzer-Gußform des 12. Jahrhunderts“ von Wilhelm Hävernick beschrieben, die andere in den Artikeln „Ein ungewöhnlicher neuzeitlicher Fund aus Bargstedt“ von Andreas Schäfer und „Falschmünzer und Gerber“ der Autoren Diether Ziermann und Andreas Schäfer (Literaturliste in Münzfälschung 4).

Gussformen konnten aus Ton, Gips, Ziegelmehl oder Schieferstein bestehen. In die beiden noch feuchten Teilformen (eine für die Vor- und eine für die Rückseite) wurden die Münzen von beiden Seiten reingedrückt. Außerdem mussten ein Kanal zum Einfüllen, sowie ein Luftloch gelegt werden. Diese beiden Teile der Form wurden wiederum zunächst getrocknet und dann gebrannt (Voigtlaender, Falschmünzer und Münzfälscher, S. 79). Danach war die Form fertig.

Die hier abgebildete Form, von der nur ein Teil zu sehen ist, wurde nicht fertiggestellt. Sie hat nur einen, statt zwei, Einfüllstutzen sowie ein Loch, damit die Luft entweichen konnte. Es fehlt der Einfüllstutzen für den zweiten Münzteil und möglicherweise auch das Bild auf der einen Münzhälfte. Auf der fertigen Hälfte ist ein Linienreif zu sehen und in der Mitte ein Geistlicher auf einem Thron, der Mitra, Buch und Krummstab trägt. Die andere, unfertige, Hälfte hat lediglich einen Linienreif (Hävernick, Falschmünzer-Gussform, S. 137-38).




Vor dem Gussvorgang wurden schließlich die zwei Formteile zusammengesetzt und dann das flüssige Metall hineingegossen (Voigtlaender, Falschmünzer und Münzfälscher, S. 79). Zum Gießen von Münzen eigneten sich Messing, Bronze, das aus Zinn und Kupfer bestehende „Weißmetall“, Legierungen aus Zinn, Blei, sowie seltener Wismut, welches den Schmelzpunkt verringerte (Schneider, Falschgeld aus Hessen, S. 74f.).

Nach dem Gießen musste der Fälscher die Münze verschönern. Zunächst wurde der Gusszapfen beseitigt, dann der Rand korrigiert. Des Weiteren befand sich Gusshaut auf den Münzen, die jedoch (weg)poliert werden konnten, so dass die großen Poren im Metall nicht so stark auffielen (Voigtlaender, Falschmünzer und Münzfälscher, S. 80).

Nach dem Verschönern wurden die Münzen teils noch vergoldet oder versilbert. Alternativ ließen sich Silbermünzen auch gut durch die eben genannte Zinn-Kupfer Legierung imitieren. Diese eignete sich gut zum Gießen, da sie eine niedrige Oberflächenspannung hat. Generell ließen sich hellere Münzen, wie eine aus zinnhaltiger Kupferbronze, besser zum Versilbern verwenden, als eine aus Kupfer oder Messing (Schneider, Falschgeld aus Hessen, S. 74).

Problematischerweise schrumpfte die Gussform, während sie hergestellt wurde, durch ihr Erhitzen, und auch die Münzen an sich schrumpften, wenn sie erkalteten. Somit gab es bei der Münzfälschung durch Gießen einen Schwund. Außerdem hatte das Gießen Auswirkungen auf Bild und Schrift der Münze, da beides weniger scharf wurde und auch weichere Konturen bekam (Voigtlaender, Falschmünzer und Münzfälscher, S. 80), was man auf den nächsten Fotos sehen kann.

Fälschung eines unter Ludwig des Frommen geprägten Denars des Christiana-Religio Typs, 21mm, ca. 1,7g / © Münzkabinett des Museums für Hamburgische Geschichte.


  • Avers: HLVDOVVICVSIMP. Kreuz mit Punkt an jeder Ecke.
  • Revers: XPISTIANARELIGIO. Kirche.
  • Geprägt wurde dieser Silbermünzentyp zwischen 822/23 und 840. Er konnte eine Größe zwischen 15mm und 21mm haben und wog dementsprechend zwischen 0,73 und 1,75g.

Die grobporige Struktur einer 1927 gegossenen Münze, lässt sich auf den nächsten Bildern besser sehen:

Fälschung fünf Reichsmark 1927 / © Münzkabinett des Museums für Hamburgische Geschichte.


Laut Voigtlaender lohnte es sich eher, Silber- und Goldmünzen durch Gießen zu fälschen (Voigtlaender, Falschmünzer und Münzfälscher, S. 79f.). Spätestens ab dem 17. Jahrhundert waren es jedoch vor allem häufig vorkommende Münzen, die gefälscht wurden (Schneider, Falschgeld aus Hessen, S. 77).

Im nachfolgenden Bild sieht man die farblichen, und damit materiellen, Unterschiede zwischen einer originalen Lübecker Goldmünze aus dem 14. Jahrhundert (rechts), und ihrer Fälschung (links), die viel dunkler ist.

Golddukate (Floren): 20mm, 3,50g / © Münzkabinett des Museums für Hamburgische Geschichte.


  • Avers: FLORE LUBIG.
  • Revers: S · IOHA ― NNES · B.
  • Stehender St. Johannes, Nimbus, Kreuzstab in linker Hand, auf rechter Seite neben Kopf: kleiner Doppeladler.

Münzentwertung: Wenn eine gefälschte Münze gefunden wurde, konnte diese durch eine Entwertung aus dem Verkehr gezogen werden. Auf den folgenden Bildern ist eine durch Kerbe entwertete Münze zu sehen (© Münzkabinett des Museums für Hamburgische Geschichte).


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