Handbuch zur Mittelalter-Numismatik

Geschichte des Geldes 3: Die Entwicklung der Münzen im Spätmittelalter am Übergang zur Neuzeit

© Sebastian Kubon

Drei besondere Entwicklungen sind zwischen 1450 und 1550 festzustellen:

  1. Die Münzen wurden schwerer.
    Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts wurden in Byzanz (wohl aufgrund der Goldknappheit) keine Goldmünzen mehr geschlagen. Dies brachte wesentliche Nachteile mit sich und man entschloss sich, im letzten Viertel desselben Jahrhunderts schwere Silbermünzen zu schlagen, die den Wert einer halben Goldmünze hatten. Im Westen wurde die Produktion solcher Münzen durch die Entdeckung neuer Silberminen in Tirol ermöglicht. Auch hier dürfte der unmittelbare Anlass Goldknappheit gewesen sein. Die erste schwere Münze war die Lira Tron des Dogen Nicolò Tron 1472 in Venedig. Ab 1484 wurden solche Münzen auch im Reich geschlagen, die Guldengroschen genannt wurden, da sie den Wert eines halben oder ganzen Guldens hatten, aber aus Silber waren. Ab 1519 wurden auch in St. Joachimstal diese Münzen hergestellt. Eine Verkürzung von St. Joachimstal - Taler - wurde zur bekanntesten Bezeichnung dieser Münzen, die auch heute noch im ""Dollar" weiterlebt. 1506 wurde in Lübeck erstmals eine Mark ausgeprägt, die vorher nur als Rechengeld benutzt wurde.

  2. Die künstlerische Ausgestaltung veränderte sich.
    Die traditionellen Bildnisse auf den Münzen wurden von echten Portraits abgelöst. Auch finden sich nun lateinische Lettern statt gotischer Schrift auf den Münzen. Beeinflusst wurde die Ausgestaltung der Münzen auch von Pisanellos Erfindung der Medaille als einer neuen Kunstform und von den Studien des klassischen Altertums, die auch das Sammeln römischer Münzen beinhaltete. In Italien finden sich um 1450 die ersten Münzen mit Portraits, während es außerhalb Italiens nur vereinzelte Beispiele gibt.

  3. Kupfermünzen wurden eingeführt
    Kupfermünzen wurden zum ersten Mal seit der Antike wieder benutzt. Dies geschah erstmals 1472 in Venedig und Neapel und verbreitete sich rasch in Italien, während Kupfermünzen sonst frühestens in der Mitte des 16. Jahrhunderts im restlichen Europa auftauchen. Die kleinen, bisher benutzten Silbermünzen hatten viele Nachteile, sie waren z.B. viel zu klein und zu teuer in der Herstellung. Dagegen konnten aus Kupfer bequem Münzen geschlagen werden, deren Metallwert dem der bisherigen kleinen Silbermünzen entsprach.

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