PrUB, JS 157

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1445 August 20. Brügge.
{Regest}
Großschäffer Johann Reppin an Hochmeister: seine Haft, Gerüchte über den Aufenthalt des Thomas Schenkendorf und mögliche Maßnahmen.

{Überlieferung}
A = OBA 8866.

{Drucklegungen}
aus A J. Sarnowsky, Der Fall Thomas Schenkendorf: rechtliche und diplomatische Probleme um die Königsberger Großschäfferei des Deutschen Ordens, in: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 43 (1995), S. 187-275, hier Nr. 10, S. 227-229.

Regest
JH I 8866.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Or.-Brief auf einem großen Blatt Papier (2o), einseitig beschrieben, Siegel auf Rückseite ab. - Umseitig Adresse: Dem erwerdighen grosmechtighen hern, hern homeister deutsches ordens, mit aller erwirdikeit dentur. - Wasserzeichen: Tulpe.



Meynen gar wilgen underthanigen gehorsam mit alle meynes vormogens dir bittunghe stetichlich vor enpfang(en).
Wirdiger genedigher homeister, euwir wirdikeit genode geruche czue wissen, das Hans Reppin al hi czue Bruegk quam am Donnerstage noch Jacobi,1)  so das ich dy brive von im enpfangen habe, und Mergenhagen hot dy brive geantwert, der stat von Brugk eren briff und dem koufman und den vir gewerken och ere brive. Also ist der koufman und och dy alder leute von den werken bey dem rote gewesen. Ich vorneme, das sy noch keyn antwert von dem rote habin; ich vorneme, das sy keyn antwert von sich gebin werdin. Sy habin gesant czue dem herczogh von Bergomgen und gebin im dy sachen czue der kennen.
Item also heute virczehen tage, do reyt Mergenhagen von hinnen kegen Bergen in Hennegowen, do was der herczogh von Bergomgen und ouch dy frauwe von Bergomgen. Also wart mir gestern eyn briff von Mergenhagen, der ist gegebin an Unser Liben Frauwen obent Asuemcyonis2)  czue Bergen in Hennegowen. Dor inne her mir schreibet, das her dem hern von Bergomgen den briff von euwir genoden wegen geantwert hota). Der herczogh hatte im gesageta), das her im eyn antwert gebin welde. Adir Mergenhagen meynet wol, das her keyn antwert von im krigen kunne, e wen dy sendeboten wegh komen.
Also mir Mergenhagen schreibet, so sint vele sendeboten aldo.3)  Her schreibet, das do ist eyn erczebisschoff von Constantynopel, des heilgen vaters, des bobestes, sendeboten, eyn gros here us Lumbardien, des von Meylan sendeboten, des Romischen koniges sendeboten, koning Olbrecht sones sendeboten, des koninges von Franckrich und des Dolfins sendeboten, des von Wintsester4)  sendeboten, der bisschoff von Ludeke5)  mit seynen prelaten. Was ir gescheffte ist, do kon ich nicht von ir varen. Das irste, das Mergenhagen widder kegin Brueck kumpt, wes her vornomen hot, das sal her ader ich euwirn genoden schreibin, so wir imandes gehab[e]n kunnen, der in Preusen wil.
Och so sint obir gekomen in Selant des koninges tochtere drey von Schotlant.6)  Der herczogh von Safoyen7)  sal dy eyne habin. Ich vorneme, das der herczog[h] von Bergomgen morne kuempt kegin Andorfe in Brabant und wil obir in Selant.
Ich hoffe, das Mergenhaghen in korcz widder hi wirt seyn. Got gebe, das her mir gutte czeytuenge brenge, das ich us deser helle moge komen. Is ist hi sam in der helle. Hi ist aller leye geselschafft innen, monche, paffen, mineren, koufleute und dybe, och armer leute tochter, so das unser wol hundert ist al hib) im Stene. Idoch so haben sy sich erbarlich gehalden, de wele ich al hi gelegin habe. So ist uns nuent einer abe gehangen, und czwene czue der st´pen geslagen. Ich habe eyne kamer, do ich innen lege, das ich mank der geselschafft nicht en tarb seyn. Got vonc) himmelrich musse mir noch helfen, das ich is an dem bosewichte noch musse ir holen, do is von her kuempt, und och an den von Brugk.
Genediger homeister, sy habin al hi vele rede dor uff, das men Thomas aldo mit Claus Otten im lande uff alle jormerkede czyn let, und habin aldo dy seyden stucke und ander gutter offenbar czue koufe, dy Thomas den leuten al hy scholdich geblebin ist. Der rot von Bruge und dy scholdeners haben is vor dem herczogen von Bergommgen geclaget.
Genediger homeister, ist her noch im lande, adir das men ina) uff der grenczen wo mochte gehabin, al koste das 100 gld., do lege nicht ane. Das euwir genode welde bestellen, das men in gehabin muchte und och Claus Otten, das man im doch abe frogen muchte, wo das her dy gutter hette, das sich dy schefferye doch wor ane ir holen muchte. Her ist al hi scholdich geblebin, das her selbist mit seyner egenen hant geschrebin hot und weme her is scholdich ist, wold) 800 pfd.gr. So bleip her mir scholdich, do ich us dem lande czogh, wol bey 1400 m.pr. geringis gelt, also mir Wunnenbergh8)  schreibet. So hot her im nicht eynen pfennig gegebin, sint ich von dannen czogh. Wen mir unser her Got us hilfft, so weis ich noch nicht gar wol, wy ich mit den sal varen, dy der schefferyen gelt bekummert habin. Her hot bekant vor euwirn genoden in dem istermente und vor gehegetem dinge, das her Antonius Losscharde scholdich sey 97 pfd.gr. Do hot her Antonius Losschart eynen briff uff vor segelt, das dy gutter in dy schefferye gekomen seyn. Got weis, das ich er ny enpfangen habe noch imant von meynent wegen. Ich besorge mich, das ich das gelt Losscharde beczalen mues.9)
Ich habe vornomen, das Thomas euwir genoden gelobet hot, das her alhi komen wil und sich mit den leuten entrechten. Euwir genode seczcze keynen geloben dor uff, her thut is nicht. Her hot eynen briff geschrebin an Heinr[ich] Terrax, das her mit den scholdeners reden sulle, das sy im czwey jor langk vrey, abe und czue sullen lossen varen und keren. Her schreibet von keyner beczalunge nicht.
Genediger homeister, ich dancke euwern genoden groslich, das euwir genode also ernstlich vor mich geschrebin hot, und is ist dem gemeynen koufman gros czue dancke. Och vorneme ich wol, das is in der deutsche koufman seree) ernstlich vor gebracht hot. Also ich vorneme, so ist der rot sere bekuemmert mit den sachen, wen der deutsche koufman czue Bruegk nicht en ist. So ist is czue Bruegk gancz geringe nu acht jor, das och der deutsche koufman von hinnen was. Dy von Brugk nomen al ir frunde czue hulfe, dy sy gehaben kunden, e wen sy den koufman weder her brochten. Solden sy den koufman wider czuef) Bruegk haben, dy Vir Leede von Vlandern und dy von Bruegk musten dem koufman vor segelen und geloben czue gebende 8000g) pfd.gr. Also gebin sy dem koufman al jor 500h) pfd.gr., bis dy 8000 pfd. beczalt werden.
Genediger homeister, ich weis euwir genoden nicht sunderlinges czue schreiben. Das getreide stet das meste teil noch uff dem velde. Is hot hi gereynet wolh) acht wochen lanck alle tage. Ich vor sehe mich, das is kegin das jor wol gelt sal gelden.
Gegebin czue Bruegk am Freitaghe vor Bartholomei im 45[ten] jor.
Bruder Johan Reppin Deutsches ordens grotschefferh) von Koningsberge.

{Textkritische Anmerkungen}

a) Ergänzt, auf Loch im Papier.
b) Über der Zeile nachgetragen.
c) Folgt Str. himmela.
d) Folgt Str. viii.
e) Folgt Str. ernts.
f) Ergänzt, auf Stockfleck.
g) Folgt Str. lb.
h) Folgt Str.



{Inhaltliche Anmerkungen}

1) 1445 Juli 29.
2) 1445 August 14.
3) Vgl. dazu die Angaben zu Nr. 9 = js156.htm.
4) Wahrscheinlich Heinrich Beaufort, Kardinal, Bischof von Winchester (+1447).
5) Wohl der Bischof von Lüttich, Johann von Heinsberg (1419-1455).
6) D.h. wahrscheinlich die jüngeren Töchter Jakobs I. (1406-1437), Elenore (heiratet Siegmund von Tirol), Maria (verheiratet mit Wolfaert von Borseln, Graf von Grandpré) und Annabella (heiratet Ludwig (d.Ä.) von Savoyen), vgl. W.K. Prinz zu Isenburg, F.B. Freytag von Loringhoven, Stammtafeln zur Geschichte der europäischen Staaten, Bd.II, Die außerdeutschen Staaten, 1953 2, ND Marburg 1960, Tafel 69.
7) Ludwig d.Ä. (1434-1465).
8) Wahrscheinlich der um 1446 Jan.5 als neuer Lieger des Ordens nach Lübeck gesandte Hans Wonnenberge, vgl. J. Sarnowsky, Die Wirtschaftsführung des Deutschen Ordens in Preußen 1382-1454, Köln-Weimar-Wien 1993, S. 293, Anm. 42.
9) Vgl. Sarnowsky, Fall Schenkendorf, Nr. 6 = js152.htm, 17 = js164.htm und 19 = js166.htm.
 


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js157.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 157 (1445 August 20. Brügge.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Sarnowsky, 3.8.2002) – Datum überprüft (Sarnowsky, 3.8.2002) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (Sarnowsky, 3.8.2002) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben (Sarnowsky, 3.8.2002)
 
 
Datum der Erstanlage: Freitag, 23. Juni 1999 – Letzte Änderung: 3. August 2002 von Jürgen Sarnowsky

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