PrUB, JS 156

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1445 August 17. Valenciennes.
{Regest}
Johann Mergenhagen an Hochmeister: seine Verhandlungen vor dem Herzog von Burgund zu Valenciennes.

{Überlieferung}
A = OBA 8528.

{Drucklegungen}
aus A J. Sarnowsky, Der Fall Thomas Schenkendorf: rechtliche und diplomatische Probleme um die Königsberger Großschäfferei des Deutschen Ordens, in: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 43 (1995), S. 187-275, hier Nr. 9, S. 224-226.

Regest
JH I 8528.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Or.-Brief auf einem großen Blatt Papier (2o), einseitig beschrieben, Siegel(rest) auf Rückseite. - Umseitig Adresse: Deme grosmechtighen und gar erwerdigen hern, hern Conrade van Erlyncheshusen homeister dussches ordens mit aller werdicheit, ane sumen. - Wasserzeichen: Herz mit Kreuz.



Mynen willigen schuldigen deynst to allen tyden.
Grosmechtiger und erwerdige gnedig[er] here, euwer gnade breyffe habe ich geantword dem rade und den werken dere stat Brugge und ok der copman. Sunder wy mochten neyne antworde hebben, se wolden sik bespreken. Also worde wy gewar, dat sey sanden eren dottorem to mynes hern gnaden in dat lant Henegauwen to Valentzsseyn, also reyd ik van stunt nach myt juwer gnaden breyven. In kord, so sint hir scharppen worde gefallen.
Sey bydden mynes hern gnade umb hulpe erere previleigen und der stede rechte, dat hey sey dar mede bescherme. Und spreken oppenbar, grosmechtige here, der scheffer sy gekommen, schulde to vordern, dey Thomes Schenkendorffa) dar gelaten hefft als an deme ampte der paternostermaker. Hir rede ik neyn to dey schulde, syn des scheffers to synem ampte, dat wol to bewisen ist. Ok, gnedig[er] here, so clagen sey erem hern, wan dey scheffer also solde quit gan und nicht vor synen knecht antworden, so mochten dey heren van Pr´ssen knechte to Brugge senden vor ere lygere und fattores und laten den van Brugge aff borgen und sey arm to maken, und wan men sey betalde solde, so solden sey dan to geistlichen rechte. Und spreken, wat juwe gnade anders an en begrunde, dat worde gy doyn mit unrechte. Sey hebben also wol grote prevelegen eren stede als gy juwes ordens. Und spreken kord, dey scheffer solle en to rechte stan vor erme rechte. Hir byn ik entegene und neme ok meister to hulpe, dat me my vaste costete, wante ik juwes ordens preveleyge mit my hebbe in copien van Mechelyn gekregen oppe dissen datum.
So stan dey sake noch in disser stede Valenczsseyn genant, und neyn ende nicht van ist. Wat ik dar to gebrueke worde scryffte, dem hern alle dage in syme hant to geven und alle wege vormane: Gedenkete, gnedig[er] here, wo myn gnedig[er] here nu by juwen gnaden hefft gedayn dissen tractat 2 jare, syn land vormacht heffte to vorlengen, und wo juwe gnade weder heren und viende alle wege beschermer synt gewest b)des ordensb), wand dey sake brengen is dey vanb) Brugge nicht recht vor etc.
Grosmechtig[er] erwerdig[er] here, so hefft myns hern gnade alle hir oppe disse tyt by syk, alle syne bysschope, prelaten, stede und hern, alden, eldesten, wand hir ist gekomen eyn ertzebysschop van Constantinopel dem keyser1)  mit des c)papstes Eugeniic) 2)  legaten und sust ut Lumbardige van Melan und Venedige, des Romischen Koniges,3)  des junghen hern van Osterich4)  sendeboten. Und synt gewest by dem konige van Franckrike und Dolffyn5)  und nu in datum by myme hern van Burgundigen, also dat disse ertzbysschop und der legate werben van deme van Constantinopel. Scryvet und clagete, wo dat gantze land Greken van Torken und heiden ist gewunnen. Und hey nichte mer en hefft dan Constantinopel und noch eyn castel. Dat selve kan hey boven eyn jare nicht lenger gehalden ane hulpe der gantzen cristenheite. Ader e dan dey cristenheite alsoliken schaden solde nemen, so wil hey aff treden und den Cristen dey lande in geven. Want wan Constantinopel en wegh ist, so ist Rodys ok en wegh, wand dey hern van Rodys6)  synt ok mede in der botschaffte. Wan dit en wegh ist, so hedden dey heiden alle porten inne etc. Also dat hir nu so grot rade und gescheffte ist, dat men unse sake nicht achtet etc.
Item so hefft der Dolffyn dem bisschope vor gegeven und gesworn, hey wille in eyme jare mit allem synen volke to hulpe comen. Nu myn here van Burgundigen und syn raed dat hebben gehorde dey gelovede des Dolffyns, nu hebben sie boden to eme gesand und willen eme alle hulpe doyn, dat hey dat vol ende und se en ok alsus mit dem volke ute dem lande brengen. Wat der wille Godes hir inne ist, dat werd juwe gnade hir negest wol derfaren. Und in warheit so hebbe ik mit dem bysschope und synen deynern selbes gered, wand sie reden gut Latin. Dat alle disse sake nu also steit, und noch in datum disses breyffes by synen gnaden syn.
Und myn here wil nuch dissen unse Vrouwen tage7)  wesen in Holland und ute Henegauwen scheiden. So werden sie alle scheiden. Wes ik dan schaffen kan, des werde ik gewen. Sunder alle dat to des scheffers saken gehord, des byn ik wol bynnen und wil myner arbeid und vormogen dar to doyn etc.
Ok gnediger here, in warheit in datum disses breyffes so steit noch in Vranckryke und in Henegauwe und in allen landen dat getrede meistlich in dem velde, rogge, weite swart und dat somerkorn noch grune, und regent alle dage. Nemet den raet Josepes,8)  der syme hern reit, hey solde syne spiker volsamelen in den guden jaren. Et ist noch hir wolfeyle, wante se mogent nicht halden legen, wand et all nuet und vuel in komete etc.
Dissen breyff screiff ik mit der hast. Hir weren pelgerym van Sente Jacop quemen und wolden in dey Marke,9)  den gaff en mede, umbe dat juwe gnade van dissen saken wes wiste. Nicht me dan gebeidet to myme deynste alse juwen knechte.
Gescreven to Valentczssyn in Henegauwe drey dachfard van Parys an dem Deynstage nach Assumptionis Marie.
Johan Marigenhag[en] juwer gnade arme knecht.
Ok gnedighe here, so claget disse bysschop, dat dey heyden dey stede, castel, dey sey wynnen, dey laten sey in eren geloven, und anders keyn vorderit en doyn myt nichte. Hir umb vellet dat gancze land ane were by se. Sunder se nemen des jars geld van en, wes sey vormogen etc. Grosmechtiger here, gedenket jo myns gesyndes mit eyner terunge etc.

{Textkritische Anmerkungen}

a) Durch -k- darüber aus Schendendorff korrigiert.
b) Über der Zeile nachgetragen.
c) Im Text als pastes Eugengii.



{Inhaltliche Anmerkungen}

1) Johannes VIII. (1425-1448); der als entsandte Erzbischof war sicher der Patriarch von Konstantinopel, Gregorios (III.) Mammas (1443-1453). Nach der Niederlage eines Kreuzheers unter König Wladislaw III. von Polen und Ungarn vor Warna im November 1444 (dazu s. N. Housley, The Later Crusades. From Lyons to Alcazar, 1274-1580, Oxford 1992, S. 88) hatte sich die Lage des byzantinischen Kaisers weiter verschlechtert.
2) Eugen IV. (1431-1447).
3) Friedrich III. (1440-1493).
4) Wahrscheinlich Ladislaus "Posthumus" (1440-1457), Sohn Albrechts II.
5) Der Dauphin, der spätere Ludwig XI. (1461-1483).
6) D.h. Gesandte des Großmeisters der Johanniter.
7) Vielleicht Unse Vrouwen tage der bort o.ä., d.h. 1445 September 8, als zeitlich nächstes Marienfest.
8) 1.Mose 41,35.
9) D.h. wohl in die Mark Brandenburg nach Wilsnack, auf dem Wege von Santiago de Compostela.
             


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js156.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 156 (1445 August 17. Valenciennes.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Sarnowsky, 3.8.2002) – Datum überprüft (Sarnowsky, 3.8.2002) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (Sarnowsky, 3.8.2002) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben (Sarnowsky, 3.8.2002)
 
 
Datum der Erstanlage: Freitag, 23. Juni 1999 – Letzte Änderung: 3. August 2002 von Jürgen Sarnowsky

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