PrUB, JS 494

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1422 August 27. Nürnberg.
{Regest}
Komtur von Brandenburg [Ludwig von Landsee] an den Hochmeister [Paul von Rusdorf]: berichtet, dass der größere Teil der Kurfürsten dem Orden Hilfe zugesagt und dass der römische König, der sich schwere Vorwürfe macht, Polen und Litauen entsagt hat; der König sendet Went von Ylemborg; der Pfalzgraf bei Rhein und der Kölner Erzbischof sind in ihre Territorien abgereist, um Truppen zusammenzuziehen, und wollen zu Deutschmeister und Landkomtur von Elsass in Erfurt stoßen; soll sich trotz der zu erwartenden schweren Schäden bis zur Ankunft der Verstärkungen halten und keinen Waffenstillstand schließen, denn das Schicksal des Ordens wird sich durch die Truppen wenden lassen; bittet um 10000 Gulden für die erste Finanzierung von Söldnern, die sich dem Orden angeboten haben und lieber nach Preußen als nach Böhmen ziehen wollen; hat mit dem König über ein Bündnis mit den lausitzischen und schlesischen Fürsten und Städten sowie mit Pskov und Novgorod gesprochen; ein Waffenstillstand würde dem Orden bei seinen Förderern und Gönnern erheblich schaden; sendet zur Sicherheit mehrere Botschaften; der König hat Herzog Erich von Sachsen mit Briefen zu den Hansestädten, den Herzögen von Pommern und Mecklenburg sowie den Bischöfen zu Cammin, Riga und Dorpat mit der Bitte um Unterstützung gesandt; vor allem soll sich der Bischof von Dorpat von seiner Unterstützung für Witold abwenden; wird weiter in Nürnberg bleiben; bittet um Nachrichten vom Krieg.
   

{Überlieferung}
A = OBA 3896 [olim Schiebl. XXIa, 36].

{Drucklegungen} 
aus A Deutsche Reichstagsakten, Ältere Reihe, Bd. 7-12: unter Kaiser Sigmund, bearb. D. Kerler, H. Herre, Gustav Beckmann, Gotha 1878-1906, hier Bd. 8, Nr. 138, S. 150-52 [ danach hier].

{Regest}
OBA 3896.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
A Original auf Papier,
Verschlusssiegel auf Rückseite ab, mit gleichzeitiger Notiz der leufer bracht en am tage Exaltacionis sancte crucis noch der collacien.1)


Meinen gar willigen undertenigen gehorsam zuvor.

Erwirdiger liebir her meister. als ich euwir erwirdikeit nu vor gefache2) und sundirlich nu letzt bei Kael Jocob hab vorschreben, das ich unsirs ordens not und des landes Prewssen sweren obirzog und vorterbnise unsirm herren Romischen koninge seinen koerfursten und andern fursten und herren, die ieczunt hie sint, nu manich stunt klegelichen hab vorgebrocht und erzallt, und hab iren rat hulfe und beschirung dorzu mit fleisse angeruffen: des so hat das merer teil unsir herren der koerfursten gelobt, sie wellen dorzu gedenken das euch und dem lande rettung und hulfe binne kurz sulle gescheen. So ist ouch unsir herre kuning so ernstlich bekummert mit unsirs ordens besten, dorinne her sich tegelich so arbeitet und muehet das sich des vil luwte wundern. Und hat gesprochen: er welle sulch unrecht des ordens rechen bis zu sein selbs blutvorgiessen und an den todt, so schier her von hinne moge komen. und dorumb hat her ouch ieczunt dem kunige zu Polan und herzog Wytowten entsagt. Und zu sundirlichem troste sendet er seine treffliche botschaft heren Wente von Ylemborga) zu uwirn gnaden (der, als ich hoffe, zuhant nach diessem botten zu euch wirt komen), bei deme her euch seine meinunge guten willen und andre trostliche werbungen enpewtet, dornach ir euch genzlich mogt richten.

So ist ouch unsir herre pfalzgraff bei Reyn als huwte3) in diesir gebung von Nuremberg geritten, und unsir herre erzbischof zu Collen wirt nu biz sonnabent4) zukomende ouch von hinne zihen. Die herren beide zihen zu iren landen und wellen sich zurichten und mit irer macht zihen ken Preussen. Zu den zween herren werden ouch ander herren rittere und knechte sich fugen und mit in zihen, also das die vorbenumpten herren werden sein zu Erfordt mit dem gebietiger von Deutschen landen und dem lantkompthur zu Elsaz und den iren am suntag vor Michaelis nu zukomende.5) Do werden sie sich sammen und von danne vortan zihen. Und hiruf mogt ir euch ganz verlassen, wann der gebietigre und ich habens mit in hie also gelassen und beredt.

Erwirdiger lieber her meister. dieser hulfe und der herren zukunft mogt ir euch genzlichen trosten. doch vormute ich mich, diese hulfe werde etlicher moße speete komen, wenn der grosste schade gescheen ist und villeichte euwir feint das lant denne han gerumet. Muchtet ir euch nu mit den euwirn so lange enthalden und euch weren als ir best muchtet und keinen beifrede ufnemen, is were ane zweifel zu hoffen, ir wurdet euch an uwirn widdersachen also mogen rechen das unsirs ordens sachen dornach andirs gewandt muchten werden und zu gro–er bestendikeit komen. Das ist ouch unsirs herren koninges und ander fursten rat und {S. 151} ganzer wille, idoch, erwirdiger her meister, als verre ir das an uwirn lewten mugt gehaben; welden sie abir euch abestehen und nicht trostlich sein zu volharren so lange das rettung moge komen, was ir denne mit euwirn gebietigern vor das nutzste und beste mugt kiesen, das muft ir angeen.

Ouch, erwirdiger her meister, komen mir vil redlicher leute zu, die gern ken Preußen zoegen und liebir wenn ken Bemen, welde man in nor zerung geben uf dem wege. Were es euch nu zu willen das ir euch zehenthusent guldein adir dorbei weldet dirwegen das man den leuten mit etlicher zerung muchte helfen, ich welde ein schon folk ufbrengen, domete und mit andern die sust werden komen ir euwir widdersachen ieczunt also muchtet swechen das sie euch ein ander zeit und die euwirn geruwet ließen und mit frede. das muchtet ir ouch tun ane grosse hulfe euwir eigen luwte. Ich welde ouch hie so vil geldes wol usbrengen, wenn das euwir wille were und ir das gelt widder weldet bezalen. Welde mir uwir gnade nu undir owgen schreiben was ich bei eime solichen thun solde, dornach welde ich mich gerne richten, und das das ouch gescheg unvorzogenlich, wann ich hie nicht lang meine zu bleiben.

Ouch, erwirdiger her meister, hat unsir herre Romischer koning willen senden in die Slesien zu den landen und steten Breslaw Swydnitz Namslaw Lawsetz und zu den sechs steten und zu den fursten der lande, und hat willen mit seime konigreich Ungern mit den vorbenumpten landen steten und fursten sich mit unsirm orden und landen etc. zu verbinden6) widder den koning zu Polan und herzog Wytowte, und ist mir anmutende, das ich ouch dorzu sulle komen und von hinne dohin zihen das vorbintniß doselbst mit in anzugeen von unsirs ordens wegen. Was nu euwir und der uwirn wille und rat zu eime solichen wirt sein und was ir dorbei wellet han gethon, das mogt ir mir ouch ane sumen undir owgen schreiben, das ich moge wissen mich dornach zu richten.

Ich habe ouch mit unsirm herren koninge geredt von der Rewssen als der Pleeskouwer und Nowgarter etc. wegen. Der trostet gar wol dorzu, und ist sein ganzer wille das man ein sulchs mit in angehe, her welle den orden dorinne wol vorentwurten; als ir dovon in seinem brieve, den her euch sendet bei her Wentten von Ylemburg, seine meinung wol werdet vornemen.

Gnediger her meister. als ouch vor oben wirt berurt, so ist unsirs herren kunigs und vil andrer fursten und herren etc. unsirs ordens gonnere rat und wille: mogt ir mit ichte, das ir mit den uwirn volharret und euch des schadens vollen dirwegt und nicht beifrede von nuwens ufnemet (als sich hie unsir widirsachen und ouch doert uwir feinde doch wol vormuten das sie euch zu beifredes ufnemunge wellen brengen, do doch got fur sei, wann hie unsir herren und frunde meinen, der obirzog und euwir schade sulle werden gerochen also das der orden des getrostet sulle werden zu langen zeiten) und vil liebir dis jor volharret, wenn das ir obir ein jor adir zwei und also vortan abir eins semelichen obirzogs euch mustet befarenb). Wellet mich ouch nicht vordenken dorumme das ich euch diese einerlei materia nu so oft vorschreibe und vornuwe. Das geschiet dorumb: wann ich verneme, das euwir botschaft zu mir zu eimall ieczunt ist ufgehalden; so ist meine botschaft zu euch ouch eins nidergelegt am wege, des ich mich noch besorge; ap nu ein botte wirt ofgehalden, das euch doch der ander adir dritte moge komen; ouch dorumb da sir euch deste vester und trostlicher in diesem uwirm betrubnise sullet halden.

Wisset ouch, das unsir herre kunig zu den Hensesteten zu den herzogen von Mekelburg und Stettyn7) {S. 152} zu den bischofen Camyn Rige und Darppt hat gesant herzog Erich von Saxen mit seinen ernsten schriften nach euwir begerung. Sundirlich schreibt seine gnade ernstlich dem von Darppt, das er sich sulle abekeren von herzog Wytowten beschirmung wider zu unsirm orden. derselbe herzog Erich ietzunt mit der botschaft von hinnen ist gezogen und wirt zu euch komen ken Prewssen.

Lasset euch ouch nicht verdrießen das ich hie so lang behare. Got weis ich were vil liebir bei euch im lande. Nu sint hie die fursten das meiste teil noch mit unserm herren koninge, und ich welde gern eins ganzen endes dirbeiten, sundirlich nu unsir sachen etlicher moße zu gange sint gekomen, die gar geringlichen einen widerstoz und hindernise muchten gewinnen wenn ich hie nicht were, wann unsir herre marggraff mit etlichen andern mechtigen gar herticlich und serlich widder unsirn orden und mich hie ist gewest c)und noch istc). Dorumb so muz ich noch tegelich vor unsirm herren koninge und den fursten kegenwertig sein, das ich ein solichs moge wenden und undirstehen. hirumb so seit trostlich und sterket euch dieweile mit den euwirn. Ich wil mich hirnechst fordern zu lande als ich allererste mag. Geruchet mir ouch ande undirlazz vorschreiben die loufte des landes und ap ir den krieg volharrende und hulfe wellet sein wartende, das ich mich mit den luwten und andern meinen gescheften dornach moge richten.

Gegeben zu Nuremberg am donerstage vor sente Augustyns tag im 22 jore.

[in verso] Dem erwirdigen homeister Deutsches ordens in Prewssen mit ganzer erwirdikeith dari debet.

Kompthur zu Brandemburg.


1) 1422 September 14.
2) D.h. mehrmals, vgl. js492.htm und js493.htm.
3) 1422 August 27.
4) 1422 August 29.
5) 1422 September 27.
6) Zu den Plänen Sigismunds für ein großes Bündnis gegen Polen vgl. Grünhagen, Hussiten, S. 73f.
7) Die Aufforderung Sigismunds an die Herzöge Otto und Wartislaw IX. von Pommern, dem Deutschen Orden zu helfen, von 1422 August 15, in Aschbach, Sigismund, 4, S. 527.
a) A korrigiert aus Ylamberg.
b) A leicht beschädigt.
c) und noch ist von derselben Hand am Rand nachgetragen.

Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js494.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 494 (1422 August 27. Nürnberg.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Jürgen Sarnowsky, 2009; Audrey Sue Peters, 2004) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
  
Datum der Erstanlage: Dienstag, den 23. Dezember 2003 — Letzte Änderung: 7. Dezember 2009 von Jürgen Sarnowsky

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