5. Der Vergleich mit anderen Quellen(sorten)

Die Aussagen der Quelle, die zum Vergleich herangezogen wird, müssen ebenso gewissenhaft analysiert werden. Bei der praktischen Arbeit ist es jedoch oft nicht möglich, die hinzugezogenen Quellen im gleichen Umfang wie der Hauptquelle zu betrachten. Dies geschieht dann komprimierter, jedoch sollten die wichtigsten Aussagen dargestellt werden. Im Rahmen dieser Analyse, der Synthese und der Kritik der Vergleichsquelle sollten die Aussagen, die denselben oder einen ähnlichen Sachverhalt schildern, auf Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Ungereimtheiten untersucht werden. Auch hier sollte entsprechende Sekundärliteratur zu Rate gezogen werden. Der Erkenntniswert und die Glaubwürdigkeit der verglichenen Quellen ist abzuwägen.

Resultierend aus diesen Arbeitsschritten ergeben sich drei Möglichkeiten, die von der Quelleninterpretation zur historischen Darstellung überleiten:

  • Aus der Interpretation und dem Vergleich folgt, dass nur eine Quelle glaubwürdig ist.
  • Die Aussagen mehrer Quellen sind nur in mancher Hinsicht glaubwürdig. Aus der Verknüpfung der Aussagen aus den untersuchten Quellen lässt sich eine eindeutige historische Darstellung erarbeiten.
  • Aufgrund der widersprüchlichen Aussagen der Quellen oder der hinreichenden Glaubwürdigkeit lässt sich keine eindeutige historische Darstellung beweisen. Der historische Sachverhalt muss somit ungeklärt bleiben. Geschichtswissenschaftlich ist es legitim, einen nicht zu klärenden Sachverhalt als ungeklärt zu belassen.

6. Zusammenfassende Charakteristika der Quelle

Abschließend empfiehlt es sich nach der vollzogenen Kritik der Quelle, sich noch einmal auf den Ursprung der Quelle zu besinnen und sich klarzumachen, dass die Quelle nicht als Quelle entstanden ist. Theuerkauf empfiehlt, sich als Historiker von der eingeschränkten Sicht der Quelleninterpretation wenigstens ausblicksweise zu lösen: „Die zusammenfassende Charakteristik der Quelle führt insofern über die Kritik der Quelle hinaus, überschreitet die Quelleninterpretation, insofern sie der Quelle als einem Text, der sozialen Beziehungen herstellt, als einem Mittel der Strukturierung, der Kommunikation und der Segregation, sich zuwendet und ihm mehr als eine historische Quelle sieht.“ (Theuerkauf, S. 61)

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