2. Die Analyse

Die Analyse fragt zum einen nach der Überlieferung der Quelle, zum anderen nach den Aussagen, die für unsere eigene Fragestellung relevant sind und wie sie diese Aussagen dem Rezipienten mitteilt.

Sie untergliedert sich in zwei Teilbereiche, die nacheinander abgearbeitet werden: Die Analyse der Überlieferung – also in erster Linie die formalen inneren und äußeren Merkmale der Quelle - und die Analyse der getroffenen Aussagen.

Analyse der Quelle I: Überlieferung

An schriftlichen Quellen müssen folgende Merkmale beachtet werden:

  • die äußeren Merkmale, die nur an der originalen Überlieferung wahrgenommen werden können: Beschaffung des Beschreibstoffes (Beispielsweise Papyrus, Pergament, Papier) und des Schreibstoffes (Art der verwendeten Tinte) sowie die Art der Schrift (Schrifttypen und zeitliche/räumliche Einordnung). Bei Urkunden und Schreiben muss zusätzlich auf die Art der Beglaubigungsmittel geachtet werden (Siegel, Unterschriften).
  • die inneren Merkmale, die auch in Abschriften erkennbar sind: Hierzu zählen die sprachliche Fassung des Textes und sein Inhalt. (Inhaltsangabe bzw. Zusammenfassung).
In der Überlieferung von Urkunden ist zwischen Entwurf, Ausfertigung, Abschrift und Fälschung zu unterscheiden. Eine Urkunde ist formal gefälscht, wenn ihre äußeren Merkmale gefälscht sind. Eine Urkunde ist materiell gefälscht, wenn ihre inneren Merkmale gefälscht sind. Eine Urkunde kann folglich zugleich eine materielle und formelle Fälschung sein, aber eine formale Fälschung weist nicht notwendigerweise auf eine materielle Fälschung hin.

Bei Quellen, die in  Editionen veröffentlicht worden sind, lassen sich die äußeren Merkmale nur insoweit erkennen, wie der Herausgeber der Edition sie angibt. Hierzu empfiehlt es sich, in die Einleitung der Edition zu schauen, da dort Bemerkungen zu den Handschriften und Drucken sowie aufgelösten Abkürzungen stehen. Auch gibt der Herausgeber dort formelle Unterteilung von Quellen in einzelne Kapitel oder Artikel an.

Analyse der Quelle II: Aussagen

In dieser Phase soll untersucht werden, was die Quelle für die eigene Fragestellung aussagt und wie sie es sagt. Erforderlich für diesen Arbeitsschritt sind die kursorische Lektüre sowie gegebenenfalls die Rohübersetzung. Diese Arbeitsschritte sind wie bereits erwähnt die Grundlage unserer Arbeit und nicht Bestandteil der eigentlichen Quelleninterpretation.

Der erste Schritt der Analyse ist es, die Struktur und die Gliederung der Quelle zu erfassen und darzustellen. Auch gehört zu diesem Arbeitsschritt eine kurze Inhaltsangabe, um den Leser über den beschriebenen Sachverhalt aufzuklären. Zusätzlich soll der Gedankengang des Quellenurhebers gegliedert werden. Neben diesen inhaltlichen Merkmalen soll auch die sprachliche Fassung der Quelle berücksichtigt werden: Hierzu gehören der Satzbau und die Wortwahl, die Heraushebung des Anfanges oder des Schlusses einer Textpassage durch markante Wörter oder Verdopplungen bestimmter Wörter oder Floskeln sowie sprachliche und rhetorische Hervorhebungen bzw. Eigenheiten des verwendeten Stils. All diese Stilmittel können inhaltliche Akzente im Text verstärken. Falls die Quelle nur ein Auszug einer umfassenden Quelle ist, so muss ihr Stellenwert innerhalb des gesamten Textes dargestellt werden.

Des Weiteren sollten in diesem Arbeitsschritt bestehende Verständnis und Übersetzungsprobleme mit Hilfe von Wörterbüchern gelöst werden sowie – bei Bedarf – Personen und Orte genauer identifiziert sowie Jahreszahlen umgerechnet werden.

Vorige Seite Nächste Seite