Siegeltechnik

Für die Siegel fanden sehr verschiedene Stoffe Verwendung. Das häufigste Material war Bienenwachs, das mit härtenden und verlängernden Zusätzen wie Harzen und Ölen bzw. Kreide, Gips und Talg versetzt wurde. Je nach der Art der Zusätze ergab sich eine variierende Farbe, und ab dem 12. Jahrhundert wurde das Färben üblich. Allerdings entwickelten sich dafür erst relativ spät feste Regeln. So verwandten die Hochmeister des Deutschen Ordens schwarzes, die französischen Könige grünes oder ungefärbtes, die englischen und römisch-deutschen Könige meistens rotes Wachs. Mit der Zusammensetzung der Beigaben hing auch die Empfindlichkeit des Siegelmaterials zusammen.
Neben Wachs spielten Metalle eine wichtige Rolle, insbesondere als bzw. für die "Bullen". An erster Stelle war dies Blei, das in der päpstlichen Kanzlei, bei den Normannen, in der Republik Venedig, in Spanien und durch die Konzilien verwendet wurde. Daneben benutzen Byzanz, Russland und die römisch-deutschen Kaiser und Könige Goldbullen bzw. vergoldete Silberbullen. Seltener waren unvergoldete Silberbullen.
Bei den Typaren wurden meistens Siegelringe oder Petschafte gebraucht. Die Petschafte, meist nur mit einem Handgriff versehene Platten, wurden meist von Institutionen geführt und waren sehr beständig. So benutzte Lübeck sein großes Typar von 1256 bis 1810, London sein großes Siegel sogar von 1219 bis 1957. Die von den Typaren hinterlassenen Abdrücke konnten eine einfache runde Form haben, die im Laufe der Zeit allerdings oft vergrößert wurde. Daneben gab es mehrkantige, spitzovale oder schildförmige Siegel, die sich aus den Wappen ableiteten. Die spitzovalen Siegel wurden meistens für die Darstellung von Personen gewählt.
Auch für die Anbringung des Siegels an der Urkunde gab es verschiedene Möglichkeiten. Das Siegel konnte unter dem Text aufgedrückt, mit einem durch Einschnitte befestigten Streifen oder an einer Hanf- oder Seidenschnur angehängt oder als Verschluss auf das zusammengefaltete Blatt aufgedrückt worden sein. Die Metallsiegel wurden mit Beginn ihrer Verwendung immer an die Urkunde angehängt.

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