Die Grundbegriffe der Genealogie 3

Nicht nur die Vorfahrenschaft, sondern auch die Nachfahrenschaft kann untersucht werden. Die am häufigsten genutzte Darstellungsart ist die Stammtafel, die die Mitglieder der Stammreihe oder Stammlinie führen, d.h. die Mitglieder einer Familie, die den gleichen Familiennamen (auch Geschlecht genannt) tragen. In der Stammtafel werden alle Nachkommen aufgeführt, aber nur die männlichen Nachkommen werden weiterverfolgt. Aufgrund der traditionellen Bedeutung des Mannesstamms im Okzident ist die Stammtafel für den Historiker am wichtigsten. Der Begriff "Stammbaum" sollte im wissenschaftlichen Gebrauch allerdings vermieden werden. Wenn der Stammbaum als Darstellungsform dennoch verwendet werden soll - beispielsweise in der Familienforschung -, sollte er ausschließlich als Nachfahrentafel und nicht als Ahnentafel verwendet werden. Es wäre widersinnig, wenn vom Probanden ausgehend die Vorfahren die Zweige und die Äste bilden. Eine Spielart der Stammtafel ist die Regententafel, die nur die Mitglieder eines Herrscherhauses angibt, die auf den Thron gelangt sind. Es gibt aber auch den Mutterstamm, der oftmals interessante Zusammenhänge verdeutlicht. (So stammte z.B. Kaiser Wilhelm II. im Mutterstamm von Mongolenprinzessinnen ab.) Das größte Problem der Darstellung der Deszendenz ist, dass es keine mathematische Gesetzmäßigkeit gibt wie bei der Ahnentafel, so dass die Vollständigkeit oft bezweifelbar ist. Juristen beschäftigten sich oft mit diesen Tafel, um den Nachweis und den Umfang von Erbberechtigungen nachzuweisen. Historiker waren oft an der Herausarbeitung von dynastischen Ansprüchen interessiert oder um zu zeigen, dass ein Geschlecht nicht ausgestorben ist, sondern noch im "Weibesstamm" existiert. Der Begriff "aussterben" wird im übrigen oft falsch verwendet. Illegitime und weibliche Nachkommenschaft darf nicht vergessen werden. Sobald eine Familie zwei bis drei Generationen überlebt hat, ist ein Aussterben unwahrscheinlich geworden. Im Mittelalter wurde Aussterben übrigens als Folge irgendeiner Entartung gesehen. Von der Stammtafel muss das Deszentorium unterschieden werden, welches die Abstammung eines Menschen von einem seiner Vorfahren zeigt.

Schematische Darstellung einer Stammtafel:

Stammtafel (Schema)

Eine Kombination von Ahnen- und Nachfahrentafeln sind die Konsanguinitäts- oder Verwandtschaftstafeln. Der Proband steht in der Mitte von Vorfahren und Nachkommen. Zumeist wird aber nur eine Auswahl dargestellt, da eine Konsanguintätstafel ansonsten ein riesiges Unterfangen wäre. Wichtig ist die Konsanguinitätstafel, um Begabungen und Berufsrichtungen in einem Verwandtschaftskreis zu zeigen. Die Affinitätstafel (Verschwägerungstafel, früher zuweilen auch Sippschaftstafel) ist noch eine Erweiterung der Verwandtschaftstafel, da zu jeder angeheirateten Person auch noch deren Verwandtschaft angefügt wird. Affintätstafeln können zur Erforschung bestimmter Bevölkerungsgruppen wertvolle Erkenntnisse bereitstellen.

Vorfahren- und Nachfahrenschaft, Konsanguinität und Affinität lassen sich in vielen verschiedenen Formen darstellen. Je nach Zweck bieten sich Listen oder Tafeln an. Früher fand sich häufig auch die illustrierte Ahnentafel mit Wappen. Beziffert werden die Personen in den Tafel unterschiedlich. Einfach ist es in der Ahnentafel, da jede Person zwei Elternteile hat. Der Proband erhält die 1, die Eltern die 2-3, die Großeltern 4-7 und die Urgroßeltern 8-15 usw. Die männlichen Ahnen erhalten immer eine gerade Zahl und die weiblichen eine ungerade Zahl. Anhand der Zahl kann man sofort erkennen, in welchem verwandtschaftlichen Grad sich die Person zu dem Probanden befindet. Bei der Nachfahrenschaft lässt sich dieses System nicht anwenden. Hier erhält jeder Person zwei Ziffern. Eine römische Zahl zur Generationenbestimmung und eine arabische für den Platz innerhalb der Deszendenten.

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