Die Grundbegriffe der Genealogie 2

Ein Proband (auch Probant, Prüfling, Ahnenträger) ist die Person, von der eine genealogische Untersuchung ausgeht. Sie hat stets 2 Elternteile, die wiederum jeweils 2 Elternteile haben usw. Schematisch dargestellt ergibt sich folgendes:

(1. Generation = 1 Person = Proband)
2. Generation (Eltern) = 21 = 2 Personen
3. Generation (Großeltern) = 2² = 4 Personen
4. Generation (Urgroßeltern) = 2³ = 8 Personen
5. Generation (Ururgroßeltern) = 24 = 16 Personen
6. Generation = 25 = 32 Personen
7. Generation = 26 = 64 Personen


Hier taucht schon das erste Problem auf. Rechnet man diese Kette bis auf die Zeit Karls des Großen zurück, käme man auf ca. 17 Milliarden Menschen! Eine Schätzung für das Jahr 900 ergibt aber gerade mal 15 Millionen lebende Europäer. Der Grund für diese divergierenden Zahlen ist im Implex (Ahnengleichheit oder etwas unglücklich Ahnenschwund) zu finden, d.h. in der Eheschließung von Verwandten. Wenn Cousin und Cousine heiraten, haben sie ein Großelternpaar gemein und nur noch 6 verschiedene Vorfahren. Ahnengleichheit tritt häufig auf bei Familien des Hochadels, manchen sozialen Gruppen (unehrliche Berufe) oder geographisch abgeschiedenen Gruppen (in Bergtälern oder kleineren Inseln), wo es kaum eine andere Chance gab, als Verwandte zu heiraten, sei es aufgrund der geographischen Gegebenheiten, sei es aufgrund des Anspruchs, die Ebenbürtigkeit zu wahren. Friedrich der Große hatte in der 12. Generation statt 8192 Ahnen nur 2549 verschiedene Vorfahren. Kaiser Ludwig der Bayer taucht dabei in Friedrichs Vorfahrenschaft an 166 Stellen auf. Ein besonders frappierendes Beispiel für Ahnengleichheit ist König Alfons XIII. von Spanien, der in der 11. Generation statt 1024 nur 111 verschiedene Vorfahren hatte. Aber auch die ägyptischen Pharaonen verfügten über auffallend wenig verschiedene Vorfahren, aufgrund der in ihren Kreisen üblichen Geschwisterehe. Eine zweite Besonderheit ist die Ahnenverschiebung. Ein Ahne kann wiederholt nicht nur in einer Generation vorkommen, sondern auch in mehreren Generationen, wenn z.B. der Onkel die Nichte heiratet. 1760 heiratete in Portugal König Peter III. die Tochter seines Bruders Joseph I. Der Sohn der Ehe, der spätere König Johann VI., war durch seinen Vater Enkel und durch seine Mutter Urenkel König Johanns V., die in einer Ahnentafel in der III. Generation mit den Ziffern 4 und 5 und der IV. Generation mit den Ziffern 12 und 13 gekennzeichnet werden (zur Bezifferung s. u.).

Beispiele für Ahnengleichheit (Otto Forst de Battaglia):

Beispiele für Ahnengleichheit

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