Hinweise für die Anfertigung von Seminararbeiten Jürgen Sarnowsky 3
Aufbau der Arbeit
Mit der Formulierung einer endgültigen Gliederung (die in einer Proseminararbeit dem Text voranzustellen ist) kann die Ausarbeitung beginnen. Wie in jeder Auseinandersetzung mit einem Gegenstand üblich, sollte dies in drei Teilen geschehen:
Einleitung (als Hinführung zum Thema, oft als Rechtfertigung, warum die Fragestellung besonders untersucht werden soll; auch mit Hinweisen auf die Forschungsgeschichte oder auf Kontroversen und wichtige Quellen, die sich allerdings nicht auf die Auflistung benutzter Quellen und Literatur beschränken sollten)
Hauptteil (als Auseinandersetzung mit den wichtigen Einzelfragen, die sich aus der Sichtung des Stoffs ergeben haben; z.B. Abwägung von bisheriger Sicht und Ergebnissen der Quellenanalyse, Darstellung der Abläufe und Strukturen aus der Sicht des Verfassers; da der Gegenstand des Hauptteils mit dem der Arbeit identisch ist, muss er weiter untergliedert werden und darf - anders als bei Einleitung und Schluss - nicht als Überschrift im Text erscheinen)
Schluß (als Zusammenfassung, kritische Sichtung oder Ausblick auf im vorliegenden Zusammenhang nicht behandelte Probleme).
Probleme bei der Gliederung / im Aufbau
- Bei allen Arbeiten bis zur Magister-/ Staatsexamensarbeit, aber auch bis zum eigenen Buch ist eine Gliederung notwendig (anders als in wissenschaftlichen Aufsätzen);
- der Hauptteil muss weiter untergliedert sein, weil sonst die Überschrift mit dem Titel der Arbeit identisch wäre; eine Überschrift Hauptteil gehört nicht in die Gliederung;
- Untergliederungen der Kapitel erfordern mindestens zwei Punkte (also: zu 1.1. gehört auch 1.2.), alle Gliederungspunkte gehören auch in den Text;
- die Quellen- und Literaturliste sollte besser innerhalb der Gliederung nicht mitgezählt werden, muss aber mit Seitenzählung die Gliederung aufgenommen sein;
- die Überschriften und Absatzanfänge müssen für sich stehen, d.h., der Beginn eines Abschnitts darf nicht auf die darüberstehende Überschrift bezogen sein;
- die Bildung von Absätzen sollte gedanklichen Einheiten folgen, nicht zu knapp sein (mehr als einen Satz umfassen), aber auch nicht zu lang (nicht über mehrere Seiten).
Inhaltliches
Jede Arbeit setzt eine Hinführung zum Thema voraus, die von einer allgemeineren Perspektive ausgeht und die eigentliche Fragestellung vorbereitet - ein Textanfang "diese (Haus-) Arbeit soll ..." ist zu vermeiden; der Forschungsstand sollte immer mit bedacht und problematisiert werden; wenn Sie Forschungsdefinitionen und -positionen anführen, sollten Sie immer klar Stellung beziehen bzw. Ihre Entscheidung deutlich machen, auch konträre Positionen berücksichtigen und diskutieren, nicht nur einer Darstellung "glauben" bzw. deren Thesen übernehmen; "glauben" hat ohnehin in der Wissenschaft keinen Platz.
Der Quellenbegriff meint immer etwas, das für die (oder von der) Forschung genutzt wird oder zumindest genutzt werden kann; Chroniken wie die Helmolds und Arnolds sind nicht "als Quelle" entstanden, sondern können nur als Quelle herangezogen werden; Quellen sollten nicht zur Illustration von Forschungsthesen dienen, sondern eigenständig herangezogen und analysiert werden; Quellenprobleme bedürfen auf jeden Fall einer Erläuterung und Einordnung in den Kontext, selbst wenn das Ergebnis nicht unmittelbar zur Beantwortung der Eingangsfrage beiträgt; sinnvoll ist oft eigener (einführender) Abschnitt zu den Quellen; grundlegendes Mittel historischer Erkenntnis ist der Quellenvergleich. Dieser setzt jedoch eine vorangehende intensive Einzelanalyse der Quellen voraus; wesentlich ist dabei die Bewertung der "Aussagekraft" der Quelle, z.B. die zeitliche Nähe, die Benutzung älterer Vorlagen oder die Verwertung besonderer Informationen. Danach sind die Aussagen der Quellen zu differenzieren; beachten Sie begriffliche Besonderheiten der jeweiligen Epoche bzw. des Themas (so ist der [moderne] Nationsbegriff für das 13. Jahrhundert anachronistisch; und besondere Vorsicht erfordern z.B. auch Herrschertitel wie die der [römischen] Kaiser und römisch[-deutsch]en Könige);verwenden Sie die in der Forschung üblichen Namensformen; Benutzen Sie Quellenbegriffe nur mir zusätzlicher Erläuterung bzw. Übersetzung und nicht ohne ausdrückliche Hervorhebung.