Die Bibliothek des Klosters Chemnitz am Vorabend der Reformation

Ein Bücherverzeichnis von 1541 (Teil I)

I. Das Kloster Chemnitz und seine Bibliothek

[Druck-Fassung in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige, 108 (1997), S. 321-73]

Die wechselvolle Geschichte des Benediktinerklosters Chemnitz kann zwar als bekannt vorausgesetzt werden,9) doch seien einige Grundzüge nochmals in Erinnerung gebracht. Es wurde in der Zeit Lothars III. als Tochterkloster Pegaus auf Reichsland gegründet und wohl 1143 durch eine - allerdings in ihrer Echtheit bezweifelte -10) Urkunde Konrads III. bestätigt. Während des 12.Jahrhunderts war es immer wieder in seiner Existenz gefährdet, durch den Ausbau des Reichsbesitzes im Pleißenland, der die Ausstattung des Klosters infragestellte und den reichsministerialischen Herren von Rabenstein eine beherrschende Stellung verschaffte, durch die Gründung des Augustinerchorherrenstifts in Zschillen (Wechselburg), die die Expansionsmöglichkeiten des Klosters beschränkte und den wettinischen Einfluß verstärkte, und durch das mehrfache militärische Eingreifen der Böhmen in den Chemnitzer Raum. Erst nach einer erneuten Bestätigung durch Friedrich II. von 1216, bei der das zuvor durch kriegerische Auseinandersetzungen schwer geschädigte Kloster ausdrücklich unter königlichen Schutz gestellt wurde, und nach der Unterstützung durch zwei Privilegien Papst Honorius' III. von 1218 und 1226 konnte seit der Zeit der Äbte Burkhard (etwa 1218-1235) und Eisenhard endgültig der Auf- und Ausbau beginnen. Nachdem der Chemnitzer Raum mit Unterstützung der Markgrafen von Meißen der Merseburger Diözese entfremdet worden war, setzten sich zumindest zeitweise auch die Meißener Bischöfe für das Kloster ein. Das 14.Jahrhundert wurde dann zur Blütezeit des Klosters, vor allem unter Abt Ulrich II. (1300/13-nach 1341/42). In diesen Jahren wurde im Gebiet von Chemnitz ein eigenes Archiadiakonat des Meißener Bistums gegründet, dessen Leitung die Äbte übernahmen (erstmals nachweisbar 1313). 1362 scheiterte allerdings der Versuch endgültig, auch als Archidiakon im Sinne der dem Kloster erteilten päpstlichen Privilegien eine exemte Stellung zu bewahren; vielmehr mußte der Abt nun in seinen beiden Funktionen die Kontrolle des Meißener Bischofs akzeptieren.11) Als dann 1375 unter Abt Heinrich von Donin (1365-1390/92) die Herrschaft Rabenstein erworben werden konnte, kam es zu schweren Konflikten mit den Burggrafen von Leisnig und ihren Parteigängern (1386 zuerst zu einem Überfall auf Rabenstein, dann zu weiteren Übergriffen auf Klosterbesitz und schließlich zu einem Prozeß an der Kurie), die das Kloster schwächten; dazu kamen Spannungen im Verhältnis zur selbstbewußter werdenden Stadt, mit der 1428 ein Vergleich geschlossen werden mußte.12) Im 15.Jahrhundert wurde deshalb - wie für viele andere Klöster - immer wieder der Ruf nach Reformen laut. 1464 ging z.B. der Anstoß zu einer Reform der Klosters vom zuständigen Bischof, Dietrich von Meißen, aus.13) Alle diese Versuche waren nur bedingt erfolgreich, und viel hing sicherlich von der Persönlichkeit des Abtes ab. So führte der vorletzte Abt, Heinrich von Schleinitz (1484-1522), das Kloster noch einmal zur Blüte, vor allem in kultureller Hinsicht. Ihm ist ohne Zweifel eine - noch anzusprechende - bedeutende Vermehrung der Bibliotheksbestände zu verdanken, und in seiner Zeit wurden seit 1499 alle Klostergebäude erneuert, finanziert durch reiche Einkünfte aus den Bergwerken in Schneeberg und Annaberg. 1514 begann unter seiner Leitung auch der Bau der noch heute erhaltenen Klosterkirche (der heutigen Schloßkirche), die unter seinem Nachfolger, Hilarius von Rehberg, vollendet wurde.14) Dieser äußere Glanz konnte aber offenbar die inneren Probleme immer weniger verdecken; dazu kam der Druck des Landesherren. Obwohl der Abt 1536 von Karl V. nochmals eine kaiserliche Bestätigung seiner Rechte erwirkte und auf der reichsunmittelbaren Stellung des Klosters beharrte,15) wurde das Kloster schließlich 1541 aufgelöst und in die Verwaltung Herzog Heinrichs von Sachsen überführt. Bei der Auflösung wurde der Besitz des Klosters festgehalten und unter anderem auch das unten edierte Bibliotheksverzeichnis erstellt.

Das Benediktinerkloster Chemnitz war zweifellos zu keiner Zeit seiner Geschichte ein bedeutendes geistiges Zentrum, doch lassen sich zumindest einige Anhaltspunkte für seine Bildungsgeschichte gewinnen. Von gewisser Bedeutung wird in diesem Zusammenhang zunächst das Patronat des Klosters über die Chemnitzer Pfarrkirchen bzw. die Gerichtshoheit über die Schule16) und die wohl damit verbundene Kontrolle des Chemnitzer Schulwesens gewesen sein, das wohl erst am Ende des 15.Jahrhunderts an die Stadt überging:17) Dafür mußte das Kloster zweifellos Bücher bereithalten, unter anderem auch typische Schulschriften wie das Didascalicon Hugos von St.Victor, Schriften Isidors von Sevilla, verschiedene Teile des Speculum quadruplex des Vincenz von Beauvais oder der sogenannte Cato moralizatus, die sich unter den Büchern des Klosters nachweisen lassen.18) Dieselbe Literatur wird auf jeden Fall ebenso im Kloster selbst eine wichtige Rolle gespielt haben, für den eigenen Schulbetrieb, d.h. für die Ausbildung der Novizen. Ein scolasticus Konrad ist dann auch für 1300 nach Propst und Dekan sowie vor dem Kustos in der Zeugenliste einer Urkunde von Abt, Prior und Konvent belegt;19) seine Erwähnung unter den anderen Amtsträgern macht es wahrscheinlich, daß er der Schulmeister des Klosters war. Wenn man von einem späten Hinweis absieht,20) fehlen jedoch weitere Belege, so daß man nicht von einer Kontinuität des Amtes ausgehen kann, wie überhaupt das "Bildungsniveau" der Mönche nicht immer das höchste gewesen sein wird. In den Reformartikeln des Bischofs Dietrich von Meißen von 1464 ist z.B. nur die Benedikt-Regel eingeschärft, wenn für die notwendige Ausstattung eines Mönchs auch Griffel und Schreibtafel genannt werden; die Tischlektüre sollte sich auf erbauliche Texte beschränken.21) Wahrscheinlich war es ebenfalls eine Folge mangelnder Ausbildung der Brüder, wenn das Kloster seit 1459 entgegen dem bisherigen Gebrauch in der inkorporierten Pfarrei Penig keinen Mönch, sondern einen Weltgeistlichen einsetzte.22)

Anders als bei den Mitgliedern der Bettelorden war das Universitätsstudium bei den Benediktinern ohnehin eher die Ausnahme, zumal es angesichts der erforderlichen Einhaltung der Klausurvorschriften Probleme bereitete. Im Fall der Chemnitzer Benediktiner wird allerdings deutlich, daß ein Interesse an einem Universitätsstudium da war, das durch das Klosterleben nicht bzw. (in der späteren Zeit) nicht mehr befriedigt wurde: Als im April 1540 Verhandlungen über die Auflösung des Klosters geführt wurden, erklärten zwei (von dreizehn) Mönchen, sie würden sich dem Landesherrn unterwerfen, wenn er ihnen ein Studium finanzieren würde.23)

Nachweislich studiert hat auf jeden Fall Heinrich von Schleinitz, der sich sogar nach seiner Wahl zum Abt an der Universität Ingolstadt aufhielt.24) Wahrscheinlich entwickelten sich dort seine humanistischen Interessen, die zu zahlreichen Ankäufen einschlägiger Literatur führten, die der viermal im Auftrag des Johannes Trithemus in Chemnitz zu Gast weilende Zeitzer Mönch Paulus Lange lobend hervorhob. Diese Interessen werden sowohl in der Bücherliste von 1541 wie auch am Beispiel der 1994 nach Chemnitz zurückgekehrten Bände faßbar; sie äußerten sich aber auch in der Beziehung zu anderen Humanisten. So widmete ihm Paulus Niavis (Schneevogel), der um 1486 Schulmeister in Chemnitz war, sein Latinum idioma pro religiosis editum,25) das das Chemnitzer Klosterleben und den gegenüber seinen Mitbrüdern recht strengen Leiter des Klosters porträtiert; und Heinrich Faber veröffentlichte 1518 in Leipzig auf Anregung des Abts vier Traktate von Albertus Magnus.26) Inzwischen zeichnete sich jedoch die Reformation ab, und als sich Heinrich von Schleinitz 1522 mit vertraglich geregelter Versorgung von seinen Aufgaben zurückziehen wollte, griffen ihn die ihm feindlich gesonnenen Reformatoren mit einem derb und polemisch kommentierten Abdruck seines Provisionsvertrages an, der unter dem Titel Horet das meysterliche gedinge des Abts von Kemnitz von der resingnatur seiner Ebtey in Zwickau erschien;27) seine aufgeschlossene intellektuelle Haltung spielte dabei keine Rolle mehr.

Die Beziehungen des Klosters zu den geistigen Strömungen früherer Zeiten lassen sich schwerer erkennen, doch kann man sie ebenfalls an Personen festmachen. Während von Heinrich von Schleinitz keine Schriften bekannt sind, hat vermutlich einer seiner Vorgänger als Abt, sein Verwandter Johann von Schleinitz (1425-1455), eine Predigtsammlung kompiliert, einen Liber viatici de tempore et de sanctis, der in einer Handschrift der Leipziger Universitätsbibliothek enthalten ist.28) Aus Johanns persönlichem Besitz stammt daneben ein Herbarius oder Medicinarius, der sich ebenballs in Leipzig findet und eindeutig aus Chemnitz kommt.29) Die Handschrift enthält neben dem Herbarius und kleineren, meist deutschen medizinischen Schriften auch die Ruralia commoda des Petrus de Crescentiis,30) die am weitesten verbreitete mittelalterliche Abhandlung über die Landwirtschaft. Zwar verweisen diese Texte nicht unbedingt auf eine universitäre Ausbildung des Abts, doch werden weitergespannte intellektuelle Interessen deutlich, die in den "klassischen" Kanon klösterlicher Bildung einzuordnen sind.

Im selben Umfeld bewegte sich wohl auch ein nur wenig bekannter Mönch des Klosters, Johann von Monsterberg (de Monsterberg). Das Bibliotheksverzeichnis von 1541 nennt eine von ihm verfaßte Predigtsammlung.31) Mit einiger Sicherheit läßt sich ihm darüberhinaus auch ein wohl bis 1516 geführtes Chronicon Chemnicense zuschreiben, das allerdings nur fragmentarisch erhalten ist.32) Es enthält annalistische Nachrichten über Kloster und Stadt Chemnitz (zu 1125 die Gründung des Klosters, zu 1425 die "Weihe" des Abts Johann von Schleinitz durch den Bischof von Meißen, zu 1449 die Auseinandersetzung zwischen Kloster und Stadt, zu 1485 die Gründung des Franziskanerklosters, zu 1486 den Neubau der Chemnitzer Schule), berichtet aber auch (zu 1408/09) über die Gründung der Universität Leipzig, (zu 1430) über die hussitischen Angriffe auf Meißen, (zu 1450) über Kämpfe in Preußen, (zu 1451) über einen Aufenthalt des Nikolaus von Kues in Erfurt und (zu 1482) über den Tod Herzog Wilhelms (III.). Auch wenn die angesprochenen Themen nur die Auswahl der Bearbeiter der Chronik spiegeln, wird damit ein recht weit gespanntes, zumindest regionales historisches Interesse deutlich. Wenn die noch anzusprechenden historiographischen Schriften in der Bibliothek des Klosters nicht sogar teilweise auf Anregung des Johannes von Monsterberg erworben wurden, stand ihm auf jeden Fall damit gutes Material für seine Chronik zur Verfügung.

Unklar ist, in welchem Verhältnis jene Personen zum Kloster standen, die ihm Bücher stifteten. Vermutlich waren es keine Mönche, die beim Eintritt ins Kloster ihren Bücherbesitz übertrugen, selbst wenn das nicht völlig auszuschließen ist. Auf jeden Fall setzt aber eine solche Schenkung ein beiderseitiges Interesse voraus, die Verbundenheit mit dem Kloster auf der einen und die Bereitschaft zur Aufnahme des Bandes in die Bibliothek auf der anderen Seite. Zwei Stifter von Büchern sind bekannt, und beide haben einen universitären Abschluß - ein weiteres Anzeichen dafür, daß das Kloster den Bildungszentren seiner Zeit nicht so fern stand, wie man annehmen könnte. Die erste Stiftung betrifft nur einen Band: 1533 schenkte der Bakkalar Fabian von Leuchensdorff dem Chemnitzer Kloster vermutlich eine kleinere astrologische Sammelhandschrift.33) Umfangreicher war dagegen die zweite Stiftung, die des Magisters Albert von Zeitz. Sie umfaßt vier Bände mit theologischen Schriften, die teilweise dem universitären Umfeld angehören: die Offenbarung Johannis mit dem Brief eines magister Adam an einen Anselm, das zweite Buch von De sacramentis christianae fidei Hugos von S.Victor, das vierte Buch der Sentenzen des Petrus Lombardus und eine Sammelhandschrift unter anderem mit Predigten des Petrus Comestor und einer Passio Sanctae Katharinae virginis.34) Auch wenn die astrologische Sammelhandschrift, sofern sie tatsächlich dem Kloster geschenkt worden sein sollte, mit diesem Umfeld wenig gemeinsam hat, zeigen die beiden Stiftungen ebenfalls eine recht beachtliche Breite der Bildungsinteressen der Brüder des Chemnitzer Klosters.

Diese wenigen Hinweise auf die Bildungsgeschichte des Chemnitzer Klosters werden ergänzt durch das mehrfach angesprochene Bibliotheksverzeichnis von 1541, das allerdings nur knappe Einträge der Buchtitel enthält und nur gelegentlich vermerkt, daß es sich um eine Handschrift bzw. um einen Pergamentkodex handelte.35) Die weitere Geschichte dieser Bestände erlaubt es, einige der Einträge leichter aufzuschlüsseln: So wurden 1543/44 zahlreiche Bände an die Leipziger Universität abgegeben,36) die sich (sicher nur zum kleineren Teil) noch heute unter den Handschriften der Universitätsbibliothek nachweisen lassen; und von den in der Stadt verbliebenen und in der Schulbibliothek aufgegangenen Beständen wurde dann 1776/77 eine Reihe von Inkunabeln und Handschriften an die Kurfürstlich-Sächsische Bibliothek in Dresden abgegeben,37) wofür verschiedene Verzeichnisse angelegt wurden, die in Teil III (teilweise) ediert sind; schließlich ermöglichen auch die heute wieder in Chemnitz verwahrten Bestände einige Rückschlüsse.38) Auch wenn sich nicht alle Einträge eindeutig verifizieren lassen, entsteht so ein aussagekräftiges Bild der Bibliothek des Klosters Chemnitz am Vorabend der Reformation.

Im Vergleich zu anderen Klosterbibliotheken ist die der Chemnitzer Benediktiner als zweitrangig bewertet worden.39) Tatsächlich lassen sich die 1541 erfaßten Titel auf den ersten Blick grob in zwei Gruppen teilen, in "klösterliche" und "humanistische" Literatur, während die "universitäre" Literatur - wenn man hierunter vor allem die Aristoteles-Rezeption verstehen will - fast völlig fehlt, also ein wichtiger Bereich der mittelalterlichen Bildungsgeschichte "ausgeblendet" scheint. Bei näherem Hinsehen erweist sich jedoch, daß dies nur bedingt zutrifft: Sowohl für theologische als auch für rechtliche Probleme ist die universitäre Literatur durchaus vertreten.

Die älteste "Schicht" der Bibliothek bildeten zweifellos die grundlegenden theologischen Texte, von denen sich die meisten, die sich mit Bänden der Leipziger Universitätsbibliothek identifizieren lassen, in Handschriften aus der Zeit vom 12. bis zum Anfang des 14.Jahrhunderts finden.40) Neben der Bibel und ihren verschiedenen Teilen handelt es sich dabei um Werke wie die Bibelkommentare und De civitate Dei Augustins, die Bibelkommentare des Hieronymus und Bedas, die Moralia, die Cura pastoralis, die Briefe, die Dialoge und weitere Schriften Gregors d.Gr., die Constitutiones Hirsaugienses des Abtes Wilhelm, die Sentenzen des Petrus Lombardus, das Elucidarium und das Speculum ecclesie des Honorius Augustodunensis, die Aurora des Petrus Riga, das Rationale divinorum officiorum des Johannes Beleth, die Summa virtutum und die Summa viciorum des Guilelmus Lugdunensis, der Dialogus miraculorum des Cäsarius von Heisterbach, die Scholastica historia des Petrus Comestor und anderes.41) In denselben Kontext gehören auch die Schriften weiterer, griechischer und lateinischer, Kirchenväter.42) Eine jüngere "Schicht" bildeten dagegen die Bibelkommentare seit dem 13.Jahrhundert, so insbesondere die Postillae, die in der Liste von 1541 durch Hugo von St.Cher, Alexander von Hales, Nicolaus von Lyra, Nicolaus de Gorran und Wilhelm von Paris (Johannes Herolt) vertreten sind;43) dazu kamen einzelne, auch ältere, Bibelkommentare von Cassiodor, Haimo von Auxerre, Bruno dem Kartäuser, Petrus Lombardus, Ludolf von Sachsen, Albertus Magnus, Thomas von Aquin, Simon de Cassia und wahrscheinlich Jaime Pérez.44)

Für die scholastische Theologie sind einmal die Sentenzenkommentare anzuführen, die wahrscheinlich von Albertus Magnus, von Thomas von Aquin, Bonaventura, Nicolaus d'Orbellis und Gabriel Biel zur Verfügung standen,45) zum andern verschiedene Schriften von Albertus Magnus, die Summa theologica, Quaestiones quodlibetales und andere Werke von Thomas von Aquin, wahrscheinlich Schriften des Johannes Duns Scotus und des Johannes Gerson sowie die Summa de ecclesiastica potestate des Augustinus (Triumphus) de Ancona.46) Waren damit zentrale Schriften der universitären Theologie greifbar,47) galt das ebenso für die neueren theologischen Sammelschriften des 15. und 16.Jahrhunderts, so für das Doctrinale antiquitatum fidei des Thomas Waldensis (Netter), das Interrogatorium des Bartholomeus de Chaimis, die Summa theologie des Antinino Pierozzi, wohl für die Summa summarum des Silvestro Prieras sowie für die Schrift Summa sive Catholicon des Johannes de Janua.48) Insgesamt deckten die theologischen Bestände des Chemnitzer Klosters somit ein breites Spektrum des mittelalterlichen Schrifttums zu diesen Fragen ab; es gab keine wesentlichen Lücken.

Besondere Aufmerksamkeit verdient dabei das Faktum, daß das Kloster Predigtsammlungen in einem Umfang besaß, den man eher bei einem stärker der Seelsorge verpflichteten Orden vermuten würde. Sicher wurden die Predigtvorlagen auch für den Gottesdienst der Mönche genutzt, doch wird auch eine Rolle gespielt haben, daß das Kloster Patronatsrechte über verschiedene Pfarrkirchen in Chemnitz49) und seiner Umgebung ausübte. Die zahlreichen Einträge der Liste von 1541 nennen unter anderem Predigten Augustins, Bernhards von Clairvaux, Bernhardinos von Siena, Hugos von St.Cher oder von St.Victor, des Albertus Magnus, Stephen Langtons, wohl des Peregrinus von Oppeln, Jordans von Sachsen, "Meffreths" von Meißen, Martins von Troppau, des Jacobus de Voragine, Bertrandus de Turre, Franciscus de Mayronis, Petrus Blesensis von Lutrea und des Antonius Bitontinus, dazu wohl Gabriels von Barletta, Gabriel Biels, Conrads von Brundelsheim, Johannes Herolts und Michael Lochmairs; weiter werden die Summa predicancium des Johannes von Bromyard und das Predigtmagazin Dormi secure des Johannes von Werden erwähnt.50) Auch die Predigtsammlungen spannen somit einen weiten Bogen von den Kirchenvätern bis zur zeitgenössischen Predigtliteratur des 15. und frühen 16.Jahrhunderts. Sie werden ergänzt durch "Handbücher" für Pfarrer, unter anderem von Michael Lochmair und Ulrich Surgant.51)

Wie angesprochen, war die Philosophie anders als die Theologie kaum vertreten. Nachweisen lassen sich allein Werke des Boethius, wohl De consolatione philosophie, die verschiedene Disziplinen berührende Schrift des Armandus de Bello Visu, De declaratione difficilium terminorum, sowie Walter Burleys De vita et moribus philosophorum und vielleicht Gregor Reischs Margerita philosophica.52) Es fehlen somit nicht nur die aristotelischen Schriften und die zahlreichen scholastischen Kommentare dazu, auch der für die Universitäten grundlegende Bereich der Logik ist durch keine der genannten Schriften abgedeckt; ebensowenig fanden offenbar Metaphysik, Ethik und Politik das Interesse der Chemnitzer Mönche. Dies wird nur zum Teil durch die recht gut repräsentierten antiken Autoren ausgeglichen; immerhin nennt das Bibliotheksverzeichnis Reden und Briefe Ciceros sowie Schriften Suetons, Catos, Strabons, Senecas, Virgils, Ovids, von Terenz, Horaz, Juvenal, Martial, Laktanz und Valerius Maximus.53)

Wenn davon zwei Texte, die Briefe Ciceros und die Werke von Horaz, ausdrücklich als Handschriften ausgewiesen sind, deutet dies auch auf ältere Bestände, doch wird der größere Teil dieser Bände auf die humanistischen Interessen insbesondere Heinrichs von Schleinitz zurückgehen. Diese spiegeln sich dann auch in der umfangreichen humanistischen Literatur der Klosterbibliothek. Sie umfaßt die Institutio principis christiani, die Adagia, Briefkommentare und Briefe des Erasmus, die Historia rerum ubique gestarum und Briefe des Enea Silvio, die Schrift De triumpho Romanorum Flavio Biondis, die Antiquitatum variarum volumina XVII des Giovanni Annio (Nanni) sowie Schriften von Francesco Petrarca, Giovanni Boccaccio, Giovanni Pico della Mirandola, Lorenzo und Georgio Valla, Angelo Policiani, Francesco (und Mario) Filelfo, Niccolò Perotti, Filippo Beroaldo, wohl von Raffaelo Maffei sowie von Sebastian Brant (u.a. die lateinische Fassung des Navis stultorum), Nikolaus von Dinkelsbühl, Johannes Altensteig, Johannes Reuchlin, Ulrich Zasius und anderen.54) In diesen Kontext gehören auch verschiedene Grammatiken und eine deutsche Rhetorik.55) Überhaupt finden sich in der Liste zahlreiche deutschsprachige Texte, so aus der Bibel, ein Leben Jesu, mehrfach eine deutsche Fassung der Vitas patrum (wohl eine Übersetzung der Schrift des Hieronymus), ein Martyrologium, Dichtungen wie "Parzival" und "Melusine" sowie theologische Texte wie die Offenbarungen der Birgitta von Schweden, das "Buch Seuse" und Predigten Taulers.56)

Obwohl Geschichte keinen eigenen Platz im mittelalterlichen Wissenschaftssystem hatte,57) kam der Geschichtsschreibung unter den Beständen der Chemnitzer Benediktiner recht große Bedeutung zu, vielleicht auch aufgrund der Interessen von Brüdern wie dem nur schwer faßbaren Johannes von Monsterberg. Die antike Geschichtsschreibung war vertreten durch das Bellum Judaicum des Flavius Josephus und seine Bearbeitung durch Hegesippus sowie durch die Historiae adversus Paganos des Paulus Orosius; weiter nennt die Liste die Mirabilia urbis Romae, die Chronik Burchards von Ursberg, das Speculum historiale des Vincenz von Beauvais, die Legenda aurea des Jacobus de Voragine, den Policraticus des Johannes von Salisbury und vielleicht das Werk des Saxo Grammaticus; dazu kamen ein Bericht über das Konstanzer Konzil und Schriften von Autoren des 15. und 16.Jahrhunderts wie Robert Gaguin und Johannes Nauclerus, die Saxonia und Wandalia des Albert Krantz sowie einige nicht genauer bestimmbare Werke.58)

Naturphilosophie und Medizin waren dagegen, auch durch das völlige Fehlen der ansonsten weitverbreiteten aristotelischen Schriften,59) nur wenig präsent. Für die Naturphilosophie lassen sich nur die landwirtschaftlichen Traktate des Columella, Varro, Cato und Petrus de Crescenciis sowie das astronomisch-mythische Handbuch des Hyginus und eine Schrift Imago mundi anführen; in der Medizin herrschte mit dem Antidotarium des Mesue (mit dem Kommentar Mondinos), einem Regimen sanitatis, einem Speculum medicine, einem Hortus sanitatis und Herbarien im wesentlichen ein wohl typisch klösterlicher Kanon vor,60) dazu kam noch die Practicausualis des Valescus de Tharanta.61)

Gegen das Urteil der älteren Forschung62) war dagegen die juristische Literatur recht gut vertreten. An erster Stelle galt dies naturgemäß für das Kirchenrecht. So standen in der Bibliothek des Klosters die Dekretalenkommentare und andere Schriften des Nicolaus de Tudeschis, Werke des Johannes Andreae und wohl des Dominicus a S.Geminiano, Martins Tabula decreti, Guilelmus Durantis Repertorium aureum und Speculum iudicialis sowie von Bernhardus Parmensis die Casus longi.63) Daneben muß aber auch, vielleicht wegen der reichsunmittelbaren Stellung des Klosters, ein deutliches Interesse für das Römische Recht bestanden haben, denn neben einer Sammlung von Authenticae enthält die Liste von 1541 den Codex Justinianus mit der Glossa ordinaria, die Digesten, ein Casus-Werk des Accursius und ein Werk des Bartholomaeus Cepolla, Sebastian Brants Expositiones titulorum omnium titulorum iuris sowie Institutionenkommentare des Petrus de Boateris und des Angelus Aretinus.64) Weiter sind aus dem juristischen Schrifttum der deutsche Sachsenspiegel, Vokabularien, modus legendi und Flores für beide Rechte, wohl Johannes von Urbachs Processus iuris und andere Darstellungen zum Prozeßrecht, vielleicht die Summa artis notariae des Rolandinus und die Ars notarie des Salathiele sowie Sammlungen mit Entscheidungen der römischen Rota zu nennen.65) Ähnlich wie im Fall der theologischen Schriften war damit unter anderem auch die universitäre juristische Literatur gut repräsentiert.66)

Auch wenn man wichtige Autoren und Schriften vermissen mag und andere Bibliotheken über interessante Bestände verfügten, die in Chemnitz fehlten,67) kommt dem Buchbesitz der Chemnitzer Benediktiner somit nicht nur durch seinen Umfang großes Gewicht zu. Vielmehr war ihre Büchersammlung - insbesondere durch das zu 1541 nachweisbare theologische, humanistische und juristische Schriftttum - am Vorabend der Reformation zweifellos eine bedeutende mittelalterliche Klosterbibliothek.

9) Die noch immer umfangreichste Darstellung ist Ermisch H., Geschichte des Benedictinerklosters zu Chemnitz bis zum Ende des 14.Jahrhunderts (Archiv für die Sächsische Geschichte N.F. 4, 1878, 254-78, 289-314), sowie ders., Geschichte des Benedictinerklosters zu Chemnitz im 15. und 16.Jahrhundert (ebd. N.F. 5, 1879, 193-261); ergänzend: Petzoldt K., Monasterium Kempnicense. Eine Untersuchung zur Vor- und Frühgeschichte des Klosterwesens zwischen Elbe und Saale (Studien zur katholischen Bistums- und Klostergeschichte, 25), Leipzig 1982, bes. 1-50 u. 110-131, mit weiterer Lit.; Schlesinger W., Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd.2, Köln-Wien 1983 2.Aufl., 192-194, 620; Hasse H.G., Geschichte der sächsischen Klöster in der Mark Meißen und Oberlausitz, Gotha 1888, 34-47; Müller J., Zur Geschichte der Herrschaft und Burg Rabenstein (Beiträge zur Heimatgeschichte von Karl-Marx-Stadt, 9), Karl-Marx-Stadt 1961, 29-35 (Rabenstein im Besitz des Klosters Chemnitz); sowie die veraltete, aber immer noch ausführlichste Darstellung der Stadtgeschichte bei Zöllner C.W., Geschichte der Fabrik- und Handelsstadt Chemnitz von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart, Chemnitz 1888.

10) Gegen die Echtheit entscheidet sich u.a. Petzoldt (wie Anm.9) 119-22, der die seiner Auffassung nach um 1348 entstandene Fälschung auch als Quelle nutzt, zugleich aber das Problem einer möglichen Vorlage nicht diskutiert, das für die Datierung der Gründung von Bedeutung ist.

11) Dazu insbesondere Ermisch, Geschichte ... 14.Jh. (wie Anm.9) 302-305.

12) Ders., Geschichte ... 15.Jh. (wie Anm.9) 206-12.

13) Vgl. die Reformartikel von 1464 Dez.13, UB Chemnitz Nr.402, 364-66.

14) Für eine Beschreibung der Kirche s. u.a. Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, Heft 7, Steche R., Amtshauptmannschaft Chemnitz, Dresden 1886, 11-20; Sandner A., Das Benediktinerkloster und seine Kirche in Chemnitz, Diss.phil. Dresden 1928; Karl-Marx-Stadt. Ergebnisse der heimatkundlichen Bestandsaufnahme..., von einem Autorenkollektiv, bearb. Barth E. (Werte unserer Heimat, 33), Berlin 1979, 45-48.

15) Zum zumindest hinhaltenden Widerstand des Abtes vgl. die Dokumente über die Auflösung des Klosters in UB Chemnitz Nr.480 und 482-83, 435 und 437-39.

16) Dazu vgl. u.a. Ermisch, Geschichte ... 14.Jh. (wie Anm.9) 270, 302; ders., Geschichte ... 15.Jh. (wie Anm.9) 216-17.

17) Vgl. Bömer A., Paulus Niavis. Ein Vorkämpfer des deutschen Humanismus (Neues Archiv für sächsische Geschichte und Altertumskunde, 19, 1898, 51-94), hier 55 (mit weiteren Hinweisen).

18) Unten, Teil II, Nr.73, 107, 117, 149, 306 und 413; zu diesen Schriften vgl. u.a. Dolch J., Der Lehrplan des Abendlandes, Ratingen usw. 1971, 3.Aufl., ND Darmstadt 1982, 81-82, 120, 136-38, 140, 216.

19) UB Chemnitz Nr.325, 277-79.

20) UB Chemnitz Nr.478, 534 (1540 Apr.19), wird dem Abt befohlen, sich umb einen gelerten und geschickten man zu bemuhen, der den bleibenden personen aus der h.schrift teglich lese und die woch zwo predigten thu, auch die knaben so vorhanden unterweise.

21) UB Chemnitz Nr.402, 365, ersteres nach Regula Benedicti, cap.55.

22) Vgl. UB Chemnitz Nr.400 und 417 (von 1459 bzw. 1478), 363 und 379-80.

23) Wiederum UB Chemnitz Nr.478, 433; vielleicht handelt es sich um jüngere Brüder, die auch durch den erwähnten gelerten man unterrichtet werden sollten.

24) Ermisch, Geschichte ... 15.Jh. (wie Anm.9) 222-23; dort auch zum folgenden; mehrere Mitglieder seiner Familie studierten in Ingolstadt, darunter auch der spätere Meißener Bischof Johann von Schleinitz (1484), Müller R.A., Universität und Adel, Berlin 1974, 181 und 206.

25) Bömer (wie Anm.17) 68-69, 89; Richter A.D., Umständliche, aus zuverläßigen Nachrichten zusammengetragene Chronica der ... Stadt Chemnitz, Dresden 1755, 72-74; Schriften des Paulus Niavis enthalten auch die Listen der Chemnitzer Schulbibliothek von 1776/77, Teil III, Nr.84-87.

26) 1541 auch im Kloster vorhanden, s. Teil II, Nr.554.

27) Ermisch, Geschichte ... 15.Jh. (wie Anm.9) 236-37.

28) Universitätsbibliothek (UB) Leipzig, Cod.570, 305 Bll., Pergament, um 1438; die Predigtsammlung fol.8r-305r, (8r) Inc. Incipit viaticus venerabilis domini domini Johannis abbatis de Kempnicz necnon progenitori de Slynicz...; (305r) Expl. Explicit liber viatici de tempore et de sanctis cum psalterio quem comparavit venerabilis dominus Johannes de Slinicz protunc abbas necnon archidiaconus Kempniczensis 1438 feria quinta in die Sancti Augustini episcopi [Aug.28]. Scriptor istius libri supradicti fuit Thomas Frommold de Torgaw kathedralis in civitate Misna...; vielleicht aus Chemnitz, vgl. Teil II, zu Nr.439.

29) UB Leipzig, Cod.1221, 253 Bll., Papier, um 1454, vgl. Teil II, zu Nr.439; fol.1r trägt das Wappen Johanns von Schleinitz, mit der Umschrift Johannes de Slynicz abbas.

30) Vgl. dazu Crombie A.C., Von Augustinus bis Galilei (1959, dt. Hoffmann H., Pleus H.), München 1977, 188.

31) Teil II, Nr.197; vgl. Schmidt (wie Anm.7) 20, 26.

32) Zur Zuschreibung s. Mating-Sammler A., Das Chronicon Chemnicense (Mitteilungen des Vereins für Chemnitzer Geschichte 4, 1882-1883, 122-25), mit einem Abdruck von möglichen Ergänzungen; Druck der erhaltenen Fragmente bei Mencken J.B., Ed., Scriptores rerum Germanicarum precipue Saxonicarum..., Bd.3, Leipzig 1730, Sp.157-60 (vgl. auch die praefatio zu V.). Möglicherweise war die Chronik 1541 noch unter den Chemnitzer Handschriften, da die Liste mehrere nicht näher identifizierbare Geschichtswerke aufweist.

33) Heute UB Leipzig, Cod.1483, 78 Bll., Pergament, 15.Jh., u.a. (fol.10v-13r) De motu prime figure, (13r-17r) Albumasar, Flores Astrologie, deutsch, und (37r-42v) Unterschriften zu den Bildern aus Petrus de Abano; auf fol.77v der Hinweis auf die Stiftung: Hunc librum donavit baclarius Fabianus Leuchendorff monasterio Kempniczensi anno domini 1533. Auf die Benediktiner deutet zumindest die Formulierung monasterium (statt: conventus) Kempniczense. Allerdings läßt sich der Band im Bibliotheksverzeichnis von 1541 nicht nachweisen; vielleicht kam die Schenkung aber auch nicht zustande.

34) Heute UB Leipzig, Codd.172, 392, 414 und 436 (Teil II, Nr.479, 23 und 104 bzw. 245, 319 oder 401; Cod.436 läßt sich in der Liste von 1541 nicht nachweisen), vgl. Helssig (wie Anm.8) 1, 202-03, 609-10, 641 und 689-94; Codd.172 und 392 enthalten wie Cod.436 den Vermerk Sum liber Alberti multa bonitate referti, wobei letzterer auf fol.1r zusätzlich den Besitzvermerk der Chemnitzer Benediktiner trägt; Cod.414 hat neben dem Besitzvermerk des Klosters Liber magistri Alberti de Ciza fratribus concessi Helssig (wie Anm.8) 1, 609, schließt m.E. zu Recht auf eine alle vier Bände umfassende Schenkung, auch wenn die Identität des einen Albert mit dem anderen nicht völlig gesichert erscheint.

35) Mit den Vermerken geschriben (9 Einträge), scriptum (3 Einträge) und pergame[eus] o.ä. (47 Einträge); da diese nicht zugleich vorkommen, sind 59 Handschriften in der Liste nachgewiesen; die tatsächliche Zahl dürfte deutlich höher liegen.

36) Alschner (wie Anm.7) 54-58; für aus Chemnitz stammende Bände der UB Leipzig vgl. auch Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz, Ergbd. I, Krämer, Handschriftenerbe des deutschen Mittelalters, Bd.1, München 1989, 144-45, sowie unten, Anhang 3 und 4.

37) S. wiederum Alschner (wie Anm.7) 58; die Zahl der Bände läßt sich nicht eindeutig ermitteln, da die Liste der am 4.März 1777 überführten Bücher, Sächsische Landesbibliothek, Biblotheksarchiv, I A Vol. 2c, fol.31r, auch Titel enthält, die sich heute wieder in Chemnitz befinden (so Teil III, Nr.13b und 16).

38) Dazu vgl. Anm.3.

39) "Die Bibliothek macht den Eindruck einer mäßig gepflegten Sammlung theologischer Literatur, die durch einen Strom von Klassikerausgaben und humanistischen Schriften und eine Anzahl deutschsprachiger Drucke bereichert wurde", so Alschner (wie Anm.7) 54; vgl. den Überblick über die Bestände bei Schmidt (wie Anm.7) 20, 25-26, für den die Leipziger Bestände aus Chemnitz "ohne besonderen Wert" waren.

40) Dies ergibt sich, wenn man die Datierungen der in Anhang 3 zusammengestellten Leipziger Handschriften aus Chemnitz bis zu Cod.487 zugrundelegt.

41) Teil II, Nr.9, 28-29, 34-35, 46-47, 49, 86, 104, 162, 184, 187, 202, 226, 245, 247, 319, 337, 345, 378-79, 399, 401, 421, 477, 484, 489, 495, 548 und 570, teilweise mit weiterführenden Hinweisen; für andere Auswertungen des Bibliotheksverzeichnisses s. Anm.8.

42) Erwähnt werden Schriften von Cyprian, Origines, vielleicht Kyrillos von Alexandrien, Johannes Damaskenos, Gregor von Nyssa, Ps.-Dionysios Areopagita, Ambrosius und Leo d.Gr., Nr.1, 51, 64, 102, 299, 365-66, 399, 406 und 423.

43) Nr.8, 17, 20, 57, 63, 66, 83, 95, 140, 156, 268, 284, 313, 437; zu den Postillae vgl. Smalley B., The Study of the Bible in the Middle Ages, Oxford 1952, ND Notre Dame, Ind., 1964, 270-71.

44) Nr.12, 43, 62, 75, 100-1, 226, 364, 376, 403, 424 und 476.

45) Vgl. Nr.87, 248, 250, 255-56, 274, 340, 381 und 409; dies ist jedoch nur ein kleiner Ausschnitt aus der reichen Literatur zu den Sentenzen des Petrus Lombardus, vgl. Stegmüller F., Repertorium Commentariorum in Sententias Petri Lombardi, 2 Bde., Würzburg 1947.

46) S. Nr.3, 58, 74, 114, 201, 362-63, 368, 395, 460, 507, 553-54.

47) Zum "Lehrprogramm" der theologischen Fakultäten vgl. u.a. Asztalos M., Die theologische Fakultät (Rüegg W., Hrsg., Geschichte der Universität in Europa, Bd.1, Mittelalter, München 1993, 359-85).

48) Nr.76, 78, 196, 234-35, 383, 417 und 421.

49) S. oben Anm.16.

50) Nr.96, 119, 131, 145, 153, 160-61, 165, 174-75, 186, 188, 192-93, 195, 213, 215, 228, 231, 233, 236-37, 252, 254, 263, 265, 267, 272, 276, 277, 283, 290-91, 302, 304, 311, 320, 325, 328, 332, 342, 344, 346, 375, 380, 410-11, 416, 425-26, 4430, 434, 439-40, 444, 455, 463, 481, 493, 501, 506, 510-11, 515-16, 518, 526, 533, 541 und 569.

51) Vgl. Nr.97, 441, 447, 451, 487, 524; die Bände waren - wie auch andere Texte - zum Teil mehrfach vorhanden.

52) Nr.106, 109, 330, 454, 464, 486 und 568; für einen Überblick über die hoch- und spätmittelalterliche Philosophie vgl. The Cambridge History of Later Medieval Philosophy, hrsg. Kretzmann N., Kenny A., Pinborg J., Cambridge 1982, ND 1989.

53) S. Nr.5, 6, 13, 99, 105, 121, 123, 144, 229, 338, 359, 407, 408, 438, 450, 468, 472 und 478; auffälligerweise fehlt aber auch z.B. Plato.

54) Die humanistische Literatur kann vom Umfang her fast mit den Predigtsammlungen konkurrieren, s. Nr.2, 22, 52-53, 57, 79-80, 89, 98-99, 124, 135-36, 142, 171, 190, 199, 219, 222, 239-40, 246, 270, 348, 386, 400, 419, 435, 470, 473-74, 485, 492, 504, 517, 519, 522, 527, 530 und 563.

55) Die Liste enthält die Grammatiken Niccolò Perottis, Heinrichmanns und Antonio Mancinellis, dazu De orthographia Giovanni Tortellis und eine - nicht näher bestimmte - deutsche Rhetorik, s. Nr.146, 384, 498, 512 und 514.

56) Nr.126, 143, 168, 178-79, 182, 230, 275, 301, 354, 371, 402, 431, 440, 443, 498, 523, 556-57 und 560.

57) Vgl. u.a. Goetz H.-W., Die "Geschichte" im Wissenschaftssystem der Mittelalters (Schmale F.-J., Funktion und Formen mittelalterlicher Geschichtsschreibung, Darmstadt 1985, 165-213), hier 170.

58) Vgl. Nr.50, 73, 93, 125, 134, 151, 225, 281, 286, 308, 317, 322, 449, 528, 547, 558 und 560-62.

59) Vgl. wiederum The Cambridge History... (wie Anm.52) insbes. die Beiträge von Dod B.G., 45-79, und Weisheipl J.A., 521-36.

60) Dazu u.a. Schipperges H., Der Garten der Gesundheit, München-Zürich 1985, 139-45 und 217-20.

61) S. Nr.169-70, 333 und 453 für die Naturphilosophie, Nr.10, 309, 324, 329, 402, 469, 557 und 559 für die Medizin.

62) Schmidt (wie Anm.7) 20, 26; Alschner (wie Anm.7) 54; ders. (wie Anm.8) 59.

63) S. Nr.59, 127, 157, 159, 183, 203-211, 257, 259, 343, 349, 351, 357, 388-90, 392-93, 398 und 432; dazu kamen zahlreiche unkommentierte Texte des Kirchenrechts.

64) Nr.15, 61, 108, 116, 181, 190, 335, 339, 356, 360 und 422.

65) S. Nr.45, 112, 194, 249, 314, 334, 336, 347, 352, 369, 391, 396, 404, 457, 471, 500 und 538; zur römischen Rota vgl. Coing H., Hrsg., Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, Bd.1, Mittelalter, München 1973, 851-56; das Handbuch enthält weitere Hinweise zu den anderen hier angesprochenen Aspekten, vgl. zu den einzelnen Nrn.

66) Für einen Überblick vgl. García y García A., Die Rechtsfakultäten (Rüegg [wie Anm.47] 343-58).

67) Das gilt z.B. sicher für die von Schmidt (wie Anm.7) 18, 201-29, ausführlich beschriebene Klosterbibliothek von Altzelle.


angelegt: 11. Dezember 2001