PrUB, JS 495

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1422 Mai 3. Marienburg.
{Regest}
Instruktion für [Ludwig von Landsee] den Komtur von Brandenburg für den Reichstag zu Regensburg:
[1] soll dem König für die Nachrichten über die Gesandtschaft des Magisters Martin zum polnischen König danken; der Hochmeister hat seine Gesandte in Erwartung der Ankunft Martins zurückgehalten, die jedoch bis zu seiner Abreise nicht eingetroffen ist;
[2] auf die Aufforderung des Königs, den Regensburger Tag zu beschicken, und sein Angebot, dem Orden aus seinen Schwierigkeiten zu helfen, erklärt der Hochmeister, nichts ohne den Rat des Königs zu unternehmen, und weist den Gesandten an, die Angelegenheit vor den Kurfürsten vorzubringen;
[3] dankt für den Brief aus Kremsier [1422 März 15] mit der Nachricht über den Bund gegen die Hussiten; der Hochmeister erklärt seine Unterstützung in der Hoffnung, dass dabei sein Land nicht verwüstet werde;
[4] die Ketzer haben lange polnische Hilfe gehabt, so kann Böhmen nur an den König zurückkommen und die Ketzerei bekämpft werden, wenn die Hilfe für die Ketzer endet;
[5] der König soll – mit Hilfe des Hochmeisters, der Seinen, des Reichs und der Hansestädte – darauf achten, nicht wieder durch die Briefe und Angebote des polnischen Königs und Witolds getäuscht zu werden;
[6] der Orden wird sich dem Ansinnen des päpstlichen Legaten Antonio [Zeno] nicht fügen, sich mit Polen und Litauen gegen den König zu verbinden; warnt vor polnischen Versuchen, auch die Kurfürsten, Fürsten, Herren und Städte des Reichs mit falschen Zusagen für sich zu gewinnen;
[7] das Reich kann aus einer Wiederherstellung der alten Stärke des Ordens nur Nutzen ziehen;
[8] das Verhalten zum Hussitenbund soll sich aus den zuvor erfolgten Vorbringungen und Antworten ergeben.
 

{Überlieferung}
A = OBA 3717 [olim Schiebl. VIII, 53]; B dgl. [olim Schiebl. Va, 70]. 

{Drucklegungen} 
aus A, B Deutsche Reichstagsakten, Ältere Reihe, Bd. 7-12: unter Kaiser Sigmund, bearb. D. Kerler, H. Herre, Gustav Beckmann, Gotha 1878-1906, hier Bd. 8, Nr. 175, S. 208-10 [ danach hier].

{Regest}
JH I 3717.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
A Konzept auf Papier; B zeitgenössische Abschrift auf Papier, unvollständig
.


Dese nochgeschreben bevelungen hat man metegegeben dem kompthur von Brandenburg, der gesant wart zum romischen konig und korfursten uf den tag zu Regensburg im 1400 und 22ten jore am sontage jubilate.1)

[1] Zum ersten sal man vorbrengen unser demutige bevelunge und unsers vormorgens dirbitungen mit unserm ganzen orden. Der homeister etc. danket andachticlichina) euwirn gnaden der zigungen, die ir em geschriben habt von dem achtbaren herren magister Martino der heilgen schrift lerer, den ir mitsampt ander euwir botschaft gesant habt zum konnige etc. von Polan in sulcher weise das her noch der entwert des konnigs zu Polan, die her euwir botschaft wirt thun, uns vordan besuchen und ouch irzelen solle dieselbe entwert mit vorbrengunge nemlichir pabstlichin bullen. Der doch bis doher nicht was gekomen. so hat der homeister sine botschaft so lange vorzogen uf das vorhaffen der zukomft euwir treflichin botschaft von der euwir gnade im geschriben hat, die ouch in minem abescheiden nicht was gekomen.

[2] Abir nob) ofs leczete begert euwir gnade: das der homeister imandes merkliches of den tag, der zu Regensburg sal gehalden werden, sente, of das ein sulcher vor den korfursten unsers ordens sachen wedir unser finde vorlegte. Und euwir gnade schreibt hulflichin dorinne also zu sein das wir einen ustrag und ende daselbst gewinnen mogen. Doruf hat mich unser homeister und sine gebitiger gesant zu euwirn gnaden, und ist danksam mit aller demut euwirs rathes, us deme der homeister etc. dirkennet sunderliche gunst und fordernis sines ordens etc.c) Nu will unser homeister ane euwir undirweisunge keins thun, und hat mir bevolen vor allen dingen die sachen anzufahen noch euwirm rate und denne die vorzubrengen vort den herren korfursten und die zu beleiten.

[3] Und sint uns euwir gnade geschriben hat von Cremßir am sontage oculi2) von der botschaft die zu thun an den konnig zu Polan, unser aldo und sost in allen teidingen sunderlich unser nicht vorgessen etc., danke man im abir demuticlichin etc. Ouch rurt euwir gnade in demselben brife: wie unser herre erzbischofe von Collen von aller korfursten forsten und herren wegen us Dutschen landen bei euwirn gnaden gewest sei und euch von irer aller wegen zugesagt habe hulfe wedir die ketzerie zu thun etc.; und wie unser herren die Slesischen forsten ritter knechte und stete euwir herzogthum in der Slesie und die lant der Luesetzer alsam mit euwirn gnaden ouch dergleichen sich geeinet haben3) wedir die ketzer und ired) beileger, und nemlich wie sich die herren von Ungern dorinne sollen halden. Der zitunge unser homeister mit alle den sinen ist gros irfrahet.

Und {S. 209} als ir unsern homeister in demselben brife als ir etwe gefach4) vor en irmanet habt, das her sich ouch schikte mitsampt den von Lyfflandt wedir die euwirn und des heilgen cristenthumes finde und beileger die anzugreifen so schir sie ufbrechen mit irer macht die ketzerie zu sterken:5) So geruche euwir gnade zu wissen, als euch der homeister ein sulchs gefach verkundiget hat mit sinen schriften und botschaft, das her allewege willig ist sin vormogen getrulichin zu thun bei dem heilgen cristenthum dem heilgen Romischen reiche und euwirn gnaden. Und groset ganz sinen trost zuvorsicht und vorhoffenunge uf euwir gnade, das die mitsampt unsern herren den korfursten forsten rittern knechten und steten in Dutschen uns Slesier landen obengenimpten sinen orden und den ort desser cristenheit also besorgen werden das wir alsam durch semelichir hulfe nicht von des cristenthumes finden und beschirmern mit gro–er macht alhir wurden obirzogen gruntlichir und vorterbet, und ouch of ein sulchs das desse armen lande von semelichem troste deste hoger irwacket und gereisiget werden wedir die egedochten euwir gnaden und des cristenthumes finden.

[4] Nemet, gnediger herre, mit den egedochten unsern herren zu herzen woruf die ketzer sich grunden und ganz vorlassen, went unzwivelich eine mechtige hulfe der heiden und Polan lange ziet sie gehat hetten, werden sie des nicht entzogen und ales enthalden durch die furcht desser lande. Wol hat unser homeister mit sinen gebitigern samp in einer metelidunge euwir gnaden und des cristenthumes gefach gewegen of weisen wie die ketzerie getilget wurde und das reich in Behemen geruesam wedir an euch qweme. und konnen anders nicht dirkennen undir ander wegen denne das die grunt und worzel, von dannen die ketzer rath trost und hulfe haben, ganz getilget werden, als euwir gnade mit den egedochten unsern herren wol selber werdt irkennen.

[5] Ouch nemet, gnediger herre, zu herzen: wie der konnig von Polan und herzog Wytout in euwirn wolferten allewege mit gutigen schriften und fruntlichin botscheften sich ken euch irbieten, und doch in euwirn stosen sich totliche finde stets beweisen, als ir das gefach und nemlich in dessem vergangen winter selber wol habt irfunden und not ist das euwir gnade mit den egedochten unsern herren also geruche hirvor zu wachen, das durch sulcher wandelunge irer wertere) botschaften und schriften euwir gnade die cristenheit und desse armen lande nuwenes nicht betrogen werden. Hirzu mochten villeichte noch unsers homeisters und der sinen gutdunken ouch wol des reichs und ouch der Hensestete dinstlichin sein und behulfen.

[6] Unser homeister hat mir bevolen euwirn gnaden vorzubrengen: wie in mancherlei weise an den orden gesucht ist verbindinge und einunge mit euwirn finden Polan und Littouwen etc.; dorinne sich itzunt arbeit doctor Anthonius unsers heilgen vaters sendebote.6) Abir got sal nimmer geben, das wir noch unser orden zu sulcher vereinunge uns ummer geben noch thun wellen wedir das cristenthum das heilge reich und euwir gnade. Was wir mit dem doctore Anthonio bis doher getan und gehandelt haben adir werden, das geschiet alles durch einer verzogerunge, in aller weise als das unser homeister clerlichin vormals geschriben hat euwirn gnaden. Dorbei her ouch wil bleiben. Wol wirt unser homeister tegelichin gewarnet: so schir her dem doctori Anthonio der vereinunge abesagt, wirt denne euwir gnade an unsern herren korfursten forsten und {S. 210} herren etc. hulfe haben, so wirt der von Polan abir in betrigelichkeit gutige brife und botschaft an euch an die korfursten und ander unser forsten und herren schreiben sich zu hulfe deme cristenthum irbietende und villeichte clagebrife obir uns senden, und dornehest mit der macht die sie itzunt besammelt gereit haben uns obirfallen werden und also verterben, of das sie deste bas ane desser lande hindernisse die ketzer dornehest mogen retten und sich der undirwinden, do jo got und euwir gnade mu–e vor ein. Umb des willen wir ouch gefordert haben noch euwirs selbens begerunge desse unser botschaft zu euwirn gnaden.

[7] Gnediger herre. gerucht us dem obengeschrien zu herzen zu nehmen, wie gar schedelich der cristenheit were nuwe vorterpnisse desser lande, und wie gar fruchtbar weren des ordens alden vormogen und crefte dem cristenthum dem heilgen Romischen reich und euwirn gnaden in dessen ziten.

[8] Noch alle der obengeschriben artikel vorbrengunge und us den entwerten die doruf gefallen wirt man wol gelernet, wie mans mit dem bunde vorhat, was dorbei zu thun sei, und wie der wirt sein zu beleiten.


1) 1422 Mai 3. - Dazu im OBA auch eine Liste der Schriftstücke, die der Gesandte mit sich führen sollte (alte Sign. Schiebl. 5a, 37).
2) [1422] März 15.
3) Zum Defensivbund der Schlesier 1421 Sept. 18 vgl. Grünhagen, Hussitenkämpfe, S. 56.
4) D.h. häfig.
5) Sigismund forderte den Hochmeister 1422 April 14 zum Kampf gegen Polen auf, s. Voigt, Geschichte, 7, S. 428.
6) Der Domherr und Rechtsgelehrte Antonio Zeno, vgl. Voigt, Geschichte, 7, S. 429-30; Caro, Geschichte Polens, 3, S. 535.
a) B demuticlichin.
b) Fehlt in B.
c) Hier endet B.
d) A irer.
e) A sic.

Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js495.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 495 (1422 Mai 3. Marienburg.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Jürgen Sarnowsky, 2009; Audrey Sue Peters, 2004) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
  
Datum der Erstanlage: Dienstag, den 23. Dezember 2003 — Letzte Änderung: 8. Dezember 2009 von Jürgen Sarnowsky

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