PrUB, JS 438

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1468 August 14. Königsberg.
{Regest}
Heinrich Reuß von Plauen, Hochmeister-Statthalter und Komtur zu Mohrungen, macht bekannt, daß er mit Zustimmung der Gebietiger Michael von Königsegg für seine treuen Dienste das Dorf Romsdorf (mit insgesamt 60 Hufen) und sechs weitere Hufen beim Mühlteich in Brandlack nahe Schippenbeil verliehen hat, nach magdeburgischem Recht, gegen Kriegsdienst mit schweren Waffen und einen Rekognitionszins; dazu Fischereirechte im Mühlteich (für den Eigenbedarf und mit kleinem Fanggerät) sowie Holzschlag im Bollenwald.

{Überlieferung}
C = Privatbesitz; olim Gutsarchiv zu Prassen oder Leunenburg.

{Drucklegungen}
aus C Karl Borchardt, Urkunden aus Leunenburg in Preußen von 1368 bis 1563, in: Beiträge zur Geschichte Westpreußens 16 (1999-2009), S. 55-93, hier Nr. 11, S. 77-78.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
C = Beglaubigte Abschrift auf Papier mit aufgedrücktem, erhaltenen Papiersigel, angefertigt von Gottfried Heiligendörfer 1737; Vermerk am Anfang: Nro. 15; am Schluß: Daß diese copey mit dem im haußbuch pag. 187 ingrossierten privilegio facta collatione von wort zu wort gleichstimmig, attestire unter meiner unterschrifft und beygedruckten ambtssiegel Rastenburg den 15ten May 1737 Gottfried Heiligendorfer amtsgerichtsschreiber.



Wir bruder Heinrich Reuss von Plauen, homeisters stadthalter und compter zu Morungen des ordens der bruder des hoßpithals sanctæ Mariæ des Deutschen haußes von Jerusalem, thun kundt und bekennen offentlich mit diesem unserm briefe vor allen und iglichen, die ihn sehen, hoeren oder lesen,
das wir mit rathe, willen, wißen und vollwort unsers ordens mitgebittiger unsers ordens lieben und getreuen Michel von Koensecka) umb der manchfaltigen und getreuen dienst willen, die er unserm orden in den nechstvergangenen langen, schweren und harten kriegen manchfaltiglich und getreulich gethan und beweiset hat und er und seine erben und nachkoemlinge unserm orden hinfuer allewege verpflichtet sollen seyn zu thuende, verliehen und verschrieben und gegeben haben, geben, verleihen und verschreiben ihm und seinen rechten erben und nachkoemmlingen das dorff Romsdorff,1) daß da hat mit des schultzen huben sechßig huben, mit allen und iglichen seinen zugehoerungen, zinsern, nutzungen, gerechtigkeiten, zustellen und genueßen, also daß unser orden von altersher allwege innegehabt, beseßen, genoßen und gebraucht hat. Darzu verleihen wir ihm auch sechß huben zu Brandtlacken2) beym muehlteiche bey Schippenbeil an acker, wiesen, weiden, feldern, pueschen, bruechern und streuchern im gebitte Rastenburg und cammerampt Leunenburg gelegen binnen den alten grentzen, alß die ihn seyn beweiset und alß die unser orden hat innengehabt und beseßen, frey, erblich und ewiglich zu Magdeburgischem rechte und zu beiden kindern zu besitzen. Auch begnadigen wir die mit freyer fischerey im muehlteiche bei Schippenbeil mit allerley kleinen gezeug zu nothdorfft ihres tisches und nit zu verkauffen, auch frey holtzunge im walde Pollen3) zu nothduerfftigem baun und brennens und auch nit zu verkauffen. Und umb sonderlicher gunst willen begnadigen wir sie mit den gerichten beide groß und klein allein ueber ihre leuthe und binnen des dorffs und der sechß huben grentzen, straßengericht ausgenommen, daß wir unsers ordens herrlichkeit zu richten behalten. Umb welcher unser begnadigung willen soll der obgenandte Michel von Koenseck und seine erben und nachkomlingen unserm orden verpflicht seyn zu thun einen tuechtigen plattendienst mit hengst und harnisch zu allen geschreyen, heerfahrten und reisen, wenn, wie dicke und wohin sie von unsers ordens brueder werden geheißen. Darzu sollen sie unserm orden alle jahr jaehrlich auf Martini des heiligen bischoffs tag verpflicht seyn zu geben ein crahmpfundt wachß und einen Coellmischen pfennig oder an des statt fuenff Preusche pfennig zu bekaendtniß der herrschafft.
Deß zu bekaendtnueß und ewiger sicherheit haben wir eines hohemeisters secret, das wir nu gebrauchen, anhangen laßen diesem brieffe, der gegeben ist auf unserem ordenshauße Koenigsberg am Sonntage nechst vor Unser Lieben Frauen tage Wurtzweihe im XIIIIc und LXVIII jahre.
Gezeuge dieser dinge seyn die wuerdigen, ehrsahmen und geistlichen unsers ordens lieben bruder Heinrich von Richtenberg großcompter, Ulrich von Kinßberg oberster marschalch, Veit von Gich oberster spittler und compter zu Brandenburg, Seifriedt Flach von Schwartzburg oberster trapirer und compter zur Balge, Conradt von Lichtenhaim compter zu Hollandt, Hanß Narbe compter zu Rangnitte, Martin Trucheß compter zu Osterrode,4) Stephan von Streitberg haußcompter zu Koenigsberg, herr Petrchen von Bornn unser compan, Ludewicg Braun unser schreiber4) und viel andere trauwuerdige leuthe.

{Textkritische Anmerkungen}

a) Koenigsek am Rand.



{Inhaltliche Anmerkungen}

1) Romsdorf 6 km nördlich von Leunenburg.
2) Brandlack 5 km nordwestlich von Leunenburg, 2 km südöstlich von Schippenbeil. - Zur Besitzgeschichte der beiden Orte bei  George Adalbert v. Mülverstedt (Hrsg.): Diplomatarium Ileburgense. Urkunden-Sammlung zur Geschichte und Genealogie der Grafen zu Eulenburg. 2 Teile. Magdeburg 1877-1879, hier II, S. 657-58.
3) Wie Borchardt, Urkunden, Nr. 6 = js433.htm und Nr. 10 = js437.htm.
4) Zu diesen Zeugen vgl. die Hinweise bei Borchardt, Urkunden, Nr. 10 = js437.htm.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js438.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 438 (1468 August 14. Königsberg.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Sarnowsky, 14.8.2002) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
 
 
Datum der Erstanlage: Mittwoch, 14. August 2002 – Letzte Änderung: 14. August 2002 von Jürgen Sarnowsky

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