PrUB, JS 437

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1468 Januar 10. Königsberg.
{Regest}
Heinrich Reuß von Plauen, Hochmeister-Statthalter und Komtur zu Mohrungen, macht bekannt, daß er mit Zustimmung der Gebietiger Albrecht Voith das Städtchen Leunenburg, den dazugehörigen Hof, das Dorf, die Mühle und weitere Rechte sowie vier Hufen im Dorf Schauklitten (Oberteich) verliehen hat, wie sie Michael von Hermenheim und dessen Tochter Gertraud vom verstorbenen Hochmeister erhielten, nach magdeburgischem Recht, gegen Kriegsdienst mit schweren Waffen und einen Rekognitionszins; dazu Gerichtsrechte (unter anderem auf Lebenszeit das Straßengericht), das Kirchenlehen in Leunenburg und weitere Rechte.

{Überlieferung}
B = Privatbesitz; olim Gutsarchiv zu Prassen oder Leunenburg; C = OBA 16127.

{Drucklegungen}
aus C Karl Borchardt, Urkunden aus Leunenburg in Preußen von 1368 bis 1563, in: Beiträge zur Geschichte Westpreußens 16 (1999-2009), S. 55-93, hier Nr. 10, S. 75-77.

{Regest}
JH I 16127.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
B = Abschrift auf Papier, angefertigt von Schermer 1732, beglaubigt zusammen mit Borchardt, Urkunden, Nr. 3, mit dem Vermerk am Ende: Vorstehende abschrifft ist mit der bey der hiesigen kriegesregistratur befindlichen copey, so mit dem original collationiret und gleichlautendt gemachet worden, von worth zu worth stimmig. Koenigsberg den 6. August 1732 G. H. Schermer; C = Abschrift auf Papier, angefertigt von Heiligendörfer 1737 mit aufgedrücktem, erhaltenen Papiersiegel und mit dem Vermerk am Anfang: No. 14, sowie am Ende: Daß diese copey mit dem im haußbuch pag. 53 ingrossirten privilegio facta collatione von wort zu wort gleichstimmig, attestire unter meiner Unterschrifft und beygedruckten amtssiegel Rastenburg den 15ten May 1737 G[ottfried] Heiligendoerffer amtsgerichts[schreiber] manu propria.



Wir bruder Heinrich Reuß von Plauenn, homeister stadthellter und compter zu Morungen des ordens der bruder des hospitals sancte Marie des deutschen haußes von Jherusalem, thun kunth und bekennen oeffentlich mit diesem unserm briefe vor allen und iglichen, die ihn sehn, hoeren oder lesen, daß wir mit rathe, wißen, willen und vollwort unsers ordens mitgebittiger dem erbahrn und vesten unsers ordens lieben und getreuen Albrecht Veitha) umb seiner manchfaltigen und getreuen dienste willen, die er unserm orden in den nechstvergangenen langen, schweren und harten kriegen manchfaltiglich und getreulich gethan hat und er und seine erben und nachkoemmlinge unserm orden hinfuer allwege in zukommenden zeiten verpflichtet sollen seyn zu thuenden, verleihen, verschreiben und gegeben haben und geben, verleihen und verschreiben ihm und seinen rechten erben und nachkoemlingen das staettichenn Leunenburg, dazu den hoff, das dorff dafuer, die muehle und den mhuelteich, die aller zum hoffe gehort haben und noch dazu gehoeren, im gebitt Rastenburg gelegen mit dem acker, wiesenb), weiden, waeldern, heiden, puschen, bruch und streuchern, waßern, flueßern und mit allen nutzungen, gerechtigkeiten, zinsern, genißen und zugehoerungen, die zum hoffe gehoertec) und gehoert haben, binnen solchen grentzen, als die unser orden von alters her allewege innegehabt, beseßen, genoßen und gebraucht hat, dazu die vier huben im dorf zu Skolitend)1) die unser homeister seliger dem gestrengen herren Micheln von Hermenhain ritgere) und seiner ehelichen tochter Gertruden hot gegeben,2) alles frey, erblich und ewiglich zu Magdeburgischem rechte und zu beiden kindern zu besitzen. Dazu verleihen wir ihn auch das kirchenlehn zu Leunenburg, das macht zu haben zu verleihen, wem sie wollen. Und um sonderlicher gunst willen begnadigen wir sie mit den gerichten beide groß und klein allein ueber ihre leuthe binnen des dorfes, des hofes, der muehlen und der vier huben grentzen. Darzu verleihen wir dem genanten unsers ordens lieben und getreuen Albrecht Veitta) das straßengericht sondern nur allein zu seinem leben und nicht laenger. Und nach seinem tode soll es wieder an unseren orden kommen. Und um sonderlicher gunst und zuneigung willen geben und verleihen wir ihn frey brennholtz und bauholtz in unsers ordens walde Polle genandt3) zu ihrer nothdurft, sonder nicht zu verkauffen doch also daf) sie bauholtz hauen und fuehren laßen wollen, daß sie solches mit der herrschaft wißen und willen thun sollen. Umb welcher unser begnadigung willen soll der benambte unsers ordens lieber und getreuer Albrecht Veita) und seine erben und nachkoemlinge unserm orden verpflichtet seyn zu thuende einen tuechtigen und redlichen platendienst mit vier hengsten und mit harnisch zu allen geschreyen, heerfahrten, landtwehren und reisen, wenn, wie dicke und wohin sie unsers ordens bruedern werden gehaischen. Dazu sollen sie unserm orden alle jahr jaehrlich auf Martini des heiligen bischoffs tag verpflichtet seyn zu geben ein crahmpfundt wachß und einen Coellmischen pfennig oder an des statt fuenff Preusche pfennige zu bekaentniß der herrschaft.
Des zu bekaentniß und ewiger sicherheit haben wir eines homeisters secret, desg) wir nu gebrauchen, anhengen laßen diesem briefe, der gegeben ist uff unsers ordens hauß Koenigsberg am Sonntage nach der heiligen Drey Koenig tage im vierzehnhundersten und achtundsechßigsten jahr.
Gezeugen dieser dinge sein die ehrsahmenh) und geistlichen unsers ordens in gott andachtigen lieben bruedere Heinrich von Richtenberg großcompter, Ulrich von Kindtßberg obrister marschalck, Veit von Giechi) obrister spittler und compter zu Brandenburg, Seifridt Flach von Schwartzburg oberster trapierer und compter zur Balge, Conradt von Mihtenheimj) compter zu Hollandt, Hanß Naruek) compter zu Raagnit, Martin Truchßes compter zu Osterrode,4) Wilhelm von Eppingenl) compter zu Neidenburg, Steffan von Streitberg haußcompter zu Koenigsberg, herr Steffan unser caplan, Baltzer von Born unser compan,5) Ludwich Braunm) unser schreiber und viel andere treuwuerdige leuthe.

{Textkritische Anmerkungen}

a) Voithe B.
b) den wiesen B.
c) gehoren B.
d) Skottitten B.
e) ritter B.
f) so B.
g) das B.
h) ehrbahren B.
i) Joch B.
j) Lichtenheim B.
k) Narbe B.
l) Oppinger B.
m) Branlbin B.



{Inhaltliche Anmerkungen}

1)  Schauklitten (Oberteich), da der Vermerk in C Privilegium uber das staedtchen Luenenburg und das dorff dofor itzo Oberteich genandt klar den Bezug zum Dorf vor dem Hof Leunenburg herstellt.
2) Nicht identifiziert.
3) Dazu vgl. Borchardt, Urkunden, Nr. 6 = js433.htm.
4) Zu ihm (und den beiden folgenden Brüdern) s. B. Jähnig: Die Osteroder Komture des Deutschen Ordens und ihre Laufbahnen, in: Zeitschrift für Ostforschung 36 (1987), S. 400.
5) Zum Kompan Betchen von Born vgl. JH II 3266, von 1470 März 7.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js437.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 437 (1468 Januar 10. Königsberg.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Sarnowsky, 12.8.2002) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
 
 
Datum der Erstanlage: Montag, 12. August 2002 – Letzte Änderung: 12. August 2002 von Jürgen Sarnowsky

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