PrUB, JS 420

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1450 März 21./31. Marienburg.
{Regest}
Der neu gewählte Hochmeister Ludwig von Erlichshausen will mit den von ihm einberufenen Ständevertretern über die Huldigung verhandeln, doch beharren diese nachdrücklich darauf, daß nicht gewohnheitsmäßig geladen worden sei, daß vielmehr zunächst Versammlungen der Ritterschaft in den einzelnen Gebieten stattfinden und zudem die kleinen Städte vorgeladen werden müßten. Obwohl der Hochmeister und die Gebietiger dies ablehnen und dafür selbst im Archiv keinen Beleg finden können, müssen sie schließlich einlenken und einer neuen Einladung unter den geforderten Bedingungen zustimmen. Allein fünf Ritter aus dem preußischen Niederland erklären ihre Bereitschaft, dem Hochmeister wie einstmals seinen Vorgängern zu huldigen.

{Überlieferung}
A = Zentralarchivs des Deutschen Ordens, Wien, Cod. 160, fol. 1; B = Konvolut des D.O.A., p. 114.

{Drucklegungen}
aus A M. Toeppen, Acten der Städtetage Preussens unter der Herrschaft des Deutschen Ordens, Band 3, Leipzig 1882, S. 129-133.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Register-Überlieferung.



1) wart der wirdige und geystliche herre bruder Ludwig von Erlichszhusen, uff die czeyt kompthur zcur Mewe, mit eyntrechtigem aller gebittiger und bruder rathe durch eyn gemeyn capittel nach gewonheit des ordens czu eyme homeister Deutsches ordens gekoren und von allen gebittigern und brudern in loblicher eyntracht uffgenomen. Bey des geczeyten die nachgeschrebene sachen und gescheffte czwusschen em und seynen landen Prewssen sich haben dirfolget und erlouffen, die denne mercklich seyn und wol zcu betrachten.

Czum irsten als her nu also , als berurt ist, czu eyme homeister erwelet was und gekoren, uff das her nu ouch der lande mechtig wurde und zcur holdiunge der undersassen disser lande mochte komen, schreyp her alumb in das land rittern, knechten und steten, en eynen tag vorramende, das sie als von der holdiunge wegen etczliche mit foller macht von sich fertigen und bey em zcu Marienburg uff den nesten Dienstag vor dem heyligen Ostertage, das was der letzte tag des monden Marcii,2) sulden haben, also zcu handeln, eynczuwerden und von der holdiunge wegen endlich zcu beslissen und sich zcu vortragen.
Am selben Dinstage nest vor dem Ostertage seyn uffa) sulche vorschreybunge des hern homeisters ken Marienburg gekommen us iczlichem gebitte czwene von den gewegsten von der ritterschafft und von den groszen steten, us itczlicher czwene aus dem rathe, den der herre homeister allen hatte geschreben, das sie alle mit foller macht sulden komen, handelunge von der holdiunge zcu haben. Also fragete sie der homeister, ap sie macht hetten, so welde her mit en in handelunge geen.
Also endwichen sie und qwomen widder in, und antwurten, das in dem umschreyben eyne vorsewmenisse were gescheen, es were vormols ye und ye gewonlich gewest, so men eynem newen hern homeister solde thun holdiunge , so were die ritterschafft der gebitte alle, sowol die armen als die reychen, die geringsten als die gewegsten, zcusampne verbottet, die hetten do von en etzliche gemechtiget und gesand zcu dem hern homeister. Daher weren denn ouch gekomen die groszen und ouch die cleynen stete obirs gancze land. Eyn sulchs were nu nicht geschen; und boten den hern homeister, das her noch welde umbschreyben und bestellen, das in alle gebitte wurde geschreben, das alle erbar lewte, cleyn und gros, arm und reych, wurden vorbottet, uff das die eyntrechticlichen alda iren willen beslossen und denn ymande von en uff eynen tag schicketen mit macht, desgleych ouch den groszen und sunderlich ouch den cleynen steten wurde geschreben die eren mit macht zcu senden.

Antwort des hern homeisters.
Lieben ritter und knechte und lieben getruwen, us undirrichtunge unser gebittiger und ander, die bey unsers vorfaren zeligen geczeyten by sulchen handelungen seyn gewest, vornemen wir nicht, das men die gemeyne ritterschaft der gebitte sulcher sachen halben hette zcusampne vorbottet, sunder men hat die czeyt sowol als itczunt alleyne die wegesten der gebitte vorbottet, die haben czwene mit macht von en geschicket, desgleych haben die grosen stete ouch die iren mit macht gesand, das abir die cleynen stete ye weren dorczu geruffen, vornemen wir nicht, das das sey gewest gewonlich, und duncket uns ouch noch nicht not seyn; sunder ist in der bebotunge der gebitte und ritterschaft irkeyne vorsewmenisse geschen, wir wellen gerne noch umbschreyben.
Lande und stete obenberurt endwichen abir und qwomen widder in, und voranderwyten ire rede, vorgeben und ouch ire bete und meyneten, sie hetten nicht macht, und begereten, der herre homeister welde die gemeyne ritterschaft der gebitte uf eyne kurcze czeit czusampne lassen komen, uff das sie eyns werde und ymands von en mit macht senden, desgleych sulde her die cleynen steten dorezu ouch verboten.
Dornoch lis der here homeister abir eynkommen czene von den landen und steten in die ratstobe und sagete en:
Liebe getruwen ir begeret alle, wie wolden noch eynmol in die gebitte schreyben, das die erbar lewte alle vorsamelt wurden und eyntrechticlich ymand mit macht sendten, und das die cleynen stete ouch methe qwomen etc. So haben wir uns mit unsern gebittigern underred, die wissen dorumb nicht, wir haben in unsir cancelarie obiral lassen suchen, do fyndet men nicht. Wir haben ouch vorhort unser schreyber, die in der czeyt der holdunge unsers vorfaren seligen in unser canczelarie seyn gewest, die sprechen ouch, en sey nicht wissentlich, das irkeyne cleyne stad zcu der czeyt sey vorbottet adir gekomen; und were irkeyne dabey gewest, die were unvorbottet dabey dorczugekomen. Thut wol, brenget es an die andern, die mit euch alhye seyn undirredet euch mit en, das es moge bleyben bey alder gewonheyt; wir czweyfeln nicht, sie haben doch am meisten macht mit en, uff das wir mit der sachen der holdiunge mogen eyns werden, denne es is czwar nicht not, die gemeyne ritterschaft zcu vorsamelen adir die cleynen stete dobey zcu haben. Wir czweyffeln nicht, was ir thun werdet, sie werden es unczwyfelich wol belieben.

Antwurten land und stete:
Gnediger herre, wir fynden in eynem recess, das die kleynen stete seyn gewest bey euwers vorfarn unsers hern geczeyten und seyn mit namen geschreben, wie sie haben geheysen. Und boten, ut supra, eynen kurczen tag zcu legen, und das seyne gnade welde bestellen, das en keyne obirfarunge under des von den gebittigern geschege.
Antwurt des hern homeisters:
Sie mogen alhye seyn gewest, sunder sie seyn von unserm vorfarn dorczu nicht erfordert adir geheysschen.
Der herre homeister:
Lieben getruwen, wir haben euch vor gesaget und befinden ouch noch nicht, das unsir vorfaren die cleynen stete hetten vorbottet, so toug uns nicht, und wir gedencken ouch in deme keyne nwykeyt zcu machen; beredet euch mit den euwern, und kyset 2 adir 3, desgleych wellen wir auch thun, die handelunge mogen haben, wie der eyd solle lawten.
Die land und stete:
Gnediger herre, etczliche von uns zcu kysen stet uns nicht zcu thun, sunder wir bitten abir euwer gnade, die cleynen stete zcu vorboten. Denne wie das nicht geschee, besurgen wir uns, do mochte ungut eynkomen; wir hoffen, so euwer gnade irer aller meynunge wirt horn, es solle euch wol gefallen.
Antwurt ders hern homeisters:
Wir haben euch vorgesaget, es stet uns nicht zcu thun, sulche newekeyt uffczubrengen.
Die land:
Gnediger herre, wil euwer gnade sie nicht vorbotten, so lasset es seyn ewir wille, das wir sie selbist vorboten mogen.

Antwurt ders hern homeisters:
Ihr habt uns wol vornomen, wir wellen ungerne newigkeyt bey unsern geczeyten uffkommen lassen, dorus moget ir unser meynunge wol vornemen. Und sante zcu en us den meister von Deutschen landen, den kompthur zcum Elbinge, den marschalk, den kompthur czu Cristburg und lis en sagen, er fulte wol, sie meyneten em mit eym sulchen die holdiunge zcu vorczyhen, das her en nicht hette zcugetruwet, und lis en sagen, sie solden diesen tag die sachen furder in bedocht nemen bys uff fruhe; her getruwete, sie wurden sich bedencken und eyn besser antwurt geben. Den hatten sie geantwurt, die cleynen stete zcu vorbotten in eynem kurczen, sie konden nicht lenger alhye legen, und sprochen, sie hetten nicht macht meh zcu thunde.; sie meyneten ouch, das sie begerten, die cleynen stete zcu bebotten, das were nicht eyne newikeit, sunder das were eyn nwes ny vormals gewest, das der herre homeister die kleynen stete dabey nicht welde haben, dorus sie czogen ein missetruwen, den man zcu en hette, und men sulde nymmer andirs fynden, denne sie welden faren als gutte getruwe lewte, sie konden sich ouch von den cleynen stete nicht czyhen, sie musten en ouch ire truwe halden. Dornoch qwomen sie selbist und boten abir die cleynen steten alle, die im bunde seyn, zcu vorbotten, denne es sulde em und seynem orden unschedelich seyn, als her das sulde befynden, denne sie welden keyns vornemen, das do unbillich adir widir seynen orden were.

Antwurt ders hern homeisters:
Lieben getruwen, als ir uns denn habt gebeten, die cleynen stete zcu vorbotten etc. und uns zcugesaget, es sulde unserm orden unschedelich seyn, und do sal keyns vorgenomen werden, das unbillich adir widdir unsern orden ist, wiewol es vormals ungewonlich ist geweset, so wellen wir b)das uffb) eyn sulchs uff dysmal euch gernec) geczweygen, und legen euch eynen tag kem Elbinge 14 tage nach dissen Ostern, das ist der Sontag vor sanct Jorgentag uffin abend,3) uff das men am Montag darnach4) fruh die sachen vornemen moge. Wir wellen bestellen und den cleynen unsern steten schreyben, ouch in die gebitte, zcu solchen tage zcu komen.

Am selben Tage qwomen her Cuncze von Corssen und sust mit em vier von den gewegsten erbar lewten des nedirlandes, die worben und boten den hern homeister in sulcher weyse.
Gnediger herre, euwer getruwen, die ritterschaft euwir nedirlande, senden uns euch und bitten groszlich, das sie euwir gnade welle lassen by eren privilegien, briffen und bey sulchen artickelen, zcusagungen und begnadiungen, die en euwer vorfar seliger, unser herre homeister, hat getan und zcugesaget. Der herre homeister lis sie endweychen und lis bynnen des sulche artickel und zcusagungen suchen und lesen und antwurte en also:
Antwurt ders hern homeisters.
Lieben getruwen, wir dancken euch euwers gutten willen und sagen euch zcu, das wir euch bey euwren rechten privilegien wellen behalden und wellen euch ouch lassen bey sulchen artickelen und zcusagungen, die euch unser vorfar seliger hat zcugesaget.
Antwurten dieselben 5 erbarlewte:
Gnediger herre, so haben wir von den unseren macht und sagen euch wieder zcu, das wir alle euwer gnaden gerne wellen holdigen, so euwer gnade zcu uns wirt komen in sulcher weysze, als wir euwerm vorfaren geholdiget haben.
Antwurt ders hern homeisters:
Lieben ritter und knechte, wir begeren, das ir uns holdiget und sweret in sulcher weyse, als men etczwan her Pauweln von Rusdorff und sust den andern homeistern has gesworen.
Antwurt der erbar lewte:
Gnediger herre, furder haben wir nicht macht, euch zcu sagen, denn das wir euch wellen holdigen in solcher weyse, als men euwerem vorfaren hat geholdiget und gesworen.



Inhaltliche Erläuterungen:

1) 1450 März 21.
2) 1450 März 31.
3) April 19.
4) April 20.



Textkritische Erläuterungen:

a) und A.
b) das uff scheint zu streichen zu sein.
c) doppelt A.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js420.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 420 (1450 März 21./31. Marienburg.)
Bearbeitungsstand : Text eingegeben (Axel Schoen, 5.2.2002) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (Axel Schoen, 5.2.2002) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
 
 
Datum der Erstanlage: Freitag, 4. Januar 2002 – Letzte Änderung: 24. Dezember 2016 von Jürgen Sarnowsky

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