PrUB, JS 406

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1447 Juli 10. (Marienburg).
{Regest}
Rezess einer Versammlung von Gesandten deutscher Hansestädte auf der Marienburg. Anwesend waren die Ratssendboten von Lübeck und Lüneburg sowie die Sekretäre des Kaufmanns zu Brügge und London als Abgeordnete des Lübecker Hansetages und die Ratssendeboten von Kulm, Thorn, Elbing, Königsberg und Danzig.
Der Rezess berichtet über das Eintreffen der hansischen Botschaft in Preussen(1) und ihre Verhandlungen mit dem Hochmeister Konrad von Erlichshausen. Ihre Aufträge beziehen sich vornehmlich auf die Sicherung der Freiheiten des deutschen Kaufmanns in England, die Beteiligung des Hochmeisters an einer Gesandtschaft nach Flandern und die Zustimmung desselben zu einer Anzahl vom Hansetag erlassener Statuten. Die Entscheidung über die Anträge wird vertagt.

{Überlieferung}
D aus APGd Handschrift A, fol. 311-312.
T aus APT Handschrift B 4, fol. 249-250 (ehem. Ratsbibliothek l. B. folio n. 2).

{Drucklegungen}
aus D und T: Hanserecesse, 2. Abt., von 1431-1476, bearb. Goswin Frhr. v.d.Ropp, Bd. 3, Leipzig 1881, § 316, S. 223-225.
aus D vgl. mit T:  Acten der Ständetage Preussens unter der Herrschaft des Deutschen Ordens, hrsg. von M. Töppen, Bd. 3 (Januar 1447 bis Juli 1453) Leipzig 1882, S. 26.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Abschrift in den Rezesshandschriften zu Thorn und Danzig.


Recess
To wetenne, dat im jare unses hern 1447 de hern volmechtigen radessendebadend der gemeynen stede van der Dwtschen hensze, up den hemmelfart unsers hern Jhesu Cristi(2) bynnen Lubeke(3) to dage vorgaderth, sinth eynsgeworden, dat se umbe mennigerley zake willen, puncte und gebrechlicheiden van inbringen, clagen und vorgeven des copmans zo Brugge(4) und des copmans uth Engelant, dar den gemeynen steden und copmanne der Dwtschen hense mercliken und notliken macht ane licht, ere erbaren sendebaden hebben geschickt int laut to Prussen by den hern homeister(5) Dwtsches ordens, syne gebediger und de stete dis landis to Prussen. Und up dat desulven sendebaden, de de vorbenomeden {S. 224} stede van der Dwtschen hense also geschicket, alse vorberoret is, den herren homeister mit seynem gebietigeren finden muchten czusampne, so hebbende ergenanten stede geschreven deme rade tho Danczike(6), alse hir nageschreven.(a)
2. Der stede sendebaden, de in Prussen weren, sint desse: van Lubeke her Jakob Bramstede; van Lunenborch(7) her Brandius(b) Scharstede, rathmanne; van Brugge meister Johan; van Engeland Hinrik der coplude clerck. Und qwemen in Prusen an unsir leven frouwen dage visitacionis(8) vor de Wissel, und vortan to Danczike gekomen und ere werve und bodeschopp uthgesettet hebben in sulker wise, alse hirna volget in schrifften.
3. Int erste alse de rath van Danczike vornemen, dat de vorschreven sendebaden gekomen weren, sanden se by den herren homeister und leeten syner herlicheit dat weten und bodden(c) en, dat he syne gebedigers und de stede dis landis darto vorbaden wulde und vorramen eyns dags, dar de sendebaden mitsampt denanderen steden by en komen mochten. Also dat de homeister eynen dach vorschreff und beschedede up den nehesten maendach vor Margarethe virginis(9) to Mariemburch (up dat avent eten)(d) dar to siende.
4. Up den vorschreven mandach qwemen de vorschreven sendebaden to Mariemborch, dar de stede des landis to Prussen ok ere radeszendebaden up desulve tiit, alse disse naschreven herren mede by sanden, alse: vamme Colmen(10) Hans Matczeke, Hinrik Focke; van Thorun(11) Rutgher van Birken, Herman Ruszop; vam Elbinge(12) Hinrik Halffwaxen, Petrus Storm, Tydeman Resze; van Koningsberch(13) Andris Bruenow, Gregor Swake; van Danczike Merten Cremon(14), Hinrik Buck(15) und Johan Fryburch(16). Welken steden de vortbenomeden sendebaden der gemeynen hensestede vortelleden ere werfe und seiden, worumbe dat se int landt to Prusen gekomen weren, und beden de stede, en retlik und forderlik in erenwerfen to ziende, dar de stede to antwerdedem, dat se dat mit allem willen gernedoen wulden.
5. Also sande de homeister to den sendebaden dessulven dags, nadame he se hadde deszulven avends dar bevoren, alse se gekomen weren, durch synen camerer doen entphagen und se wilkome to siende und(e) des homeisters gast to ziende. Up den anderen dach (sandef de homeister) synen compan(g), also dat desulven sendebaden mit den vorschreven steden dis landes to Prusen des morgens tuschen veren und vieffen gingen tom herren homeister, dar se etlike gebediger by em funden, also grotkompthur, marschalk, Cristburg, treseler, Danczike und Balye, de se nw alle entphingen und wilkome heyten. Also dat en do de herre Homeister dede crude geven und geschencket hade, spreken desulven sendebaden to deme herren homeister, wo dat se de gemeynen stede van der Dwtschen hense, de up de vorschreven tyt to Lubeke to dage vorgaderet weren to synen gnaden und synen gebedigers unde steden gesant hadden, welke tyt dat he de bodeschopp horen wulde, so wulden se de syner herlicheit gerne vorbringen, so dat de homeister mit den sendeboden eyns wart, ter sulven tyt were em beqweme, de homeister und synen gebedigers vorbenomet van der gemeynen henszestede wegen dar seiden eren grut und frundlike irbedinge, alse sik dat geboreth, und antwerdeden den credencienbreff, den se mit sik hadden an den vorschreven herren {S. 225} unde syne gebedigers sprekende. Do de gelesen, do beg(un)den(h) de sendebaden ere werff vortobringende an sulker wise.
6. Int(i) erste dat de radeszendebaden der gemeynen stede der Dwtschen hensze, de tor vorscreven tyt to Lubeke in der stat to dage vorsammelt gewest weren, hadden ernstlik, merklik, [und](j) mit ripem rade overgewegen und mit vlite betrachtet sunderlik dree stucke, artikell und puncte: tom ersten hadden se drapliken overtracgtet zulken gedranck und unrecht, darmede de gemeyne Dwtsche copman in koningrick und lande in Engelant, dar he vorkerede, grotliken wurde gedranget, vorweldet, vorkortet, vorunrechtet und beswaret, weddir privilegie, freyheit, olde gewonheit und gude gewonheit, de de copman van konigen und herren dersulven lande van olden langen tyden vorbrevert, vorsegelt und befestent hedden, dardo[r]ch(k) de stede und de gemeyne copman to grotem vorderve und schaden were gekomen, und grotliken stunde to besorgende, to forderem schade und vorderve to komende, wo dat mit wisheit und reddelicheit nicht wedderstanden und gewandelt worde; darby vortellende, wo etlike Dwtsche coplude to Colsester(17) in dissem jare vorweldet, geslagen und ere slotell van der zyden genomen, dar se keyner borgen geneten muchten, in gefencknisse gesettet, und dat men breve van mercke boven dat se de herre koningk to Engelant geleydet hadde, up se geven(l)...
7. Item so geven se vor von dem stapel to Brugge, dat de dar na older gewonheit muchte widdir darsulvest to Brugge komen und brocht werden, dar deme kopmanne und henszesteden grot prophiet van komen mochte.
8. Vort geven de vorsrevenen sendebaden unserm hern homeister vor um der badeschafft ken dem konige in Franckrike und czum herczogen von Burgundien upp diesse vorgeschrebenen artikell.
9. Disse vorgeschrebenen artikell hefft unse herre homeister na bespreken begert von synen steden, em retlik to synde; dit hebben de stede to sik genamen, eyn idermann mit den synen dovan handelunge to hebben un up Jacobi apostoli(18) erer eldesten gutdungken darvan wedder intobringen; und de stede [des](m) dages wil unse here homeister wol vorkundigen.
10. Item haben de vorscrevenen sendebaden dem hern homeister vorgegeven van der kopmanschap in Engelant, alse syne gnade darsulvest syne ambasiatores gesant hefft. Und ok um der dachfart kegen Bremen, dar nu unse herre homeister ok mede den besenden wil.
11. Item de artikel von der anliggunge der schepe an de Polensche syde blifft(n), alse he van olders ist berecesset.


Textkritische Anmerkungen

(a) Folgt nichts D; als eyne igliche stat wol weyt T.

(b) Barnhardus Schorsteyn T.

(c) beden T.

(d) so T; uth dat avendes theen D, der Schreiber hat offenbar die Vorlage nicht lesen können oder nicht verstanden.

(e) bibbende se van des Homeisters wegen, syne geste to synde T.

(f) sande de homeister T fehlt D.

(g) T, copman D.

(h) begunden T, begerden D.

(i) § 6 lautet in T: Int erste gefen de vorscrevenen sendebaden dem hern homeister dre artikel vore, alse enen van der vorkortigen und vorunrechtungen der privilegien, freiheiden und guder older gewanheit der koplude und stede van der Dutschen hensze, de se in dem ryke to Engelant und in dem lande to Flanderen hadden, begrede, dat syne gnade up wege und wyse welde verdacht wesen, solkeynet to wandelen.

(j) und fehlt D.

(k) dar douch D.

(l) Damit bricht D ab. Die folgenden Paragraphen nach T.

(m) des fehlt T.

(n) blifft blifft T.



Inhaltliche Anmerkungen

(1) Vgl. hierzu Nr. 288, § 15, in: Hanserecesse, 2. Abt., von 1431-1476, Bd. 3, bearb. Goswin Frhr. v.d.Ropp, Leipzig 1881.

(2) 1447 Mai 18

(3) Lübeck

(4) Brügge

(5) Konrad von Erlichshausen, Hochmeister seit dem 12. April 1441, gest. am 7. November 1449.

(6) Danzig

(7) Lüneburg

(8) 1447 Juli 2

(9) 1447 Juli 10

(10) Kulm

(11) Thorn

(12) Elbing

(13) Königsberg

(14) Geb. ca. 1390 in Lübeck (?), gest. 9. Januar 1468 in Danzig. 1425 Schöffe, 1432 Ratmann, 1438 Richter, 1442 Bürgermeister (auch 2. Oktober 1456), 1457 abgesetzt. Vgl. Joachim Zdrenka: Rats- und Gerichttspatriziat der Rechten Stadt Danzig, Teil 1, 1342-1525, Hamburg 1991, S. 322 [Sonderschriften des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen].

(15) Geb. ca. 1390 in Danzig (?), gest. 19. November 1450 in Danzig. 1425 Schöffe, 1426 abgesetzt, 1427 wieder eingesetzt, 1428 Ratmann, 1434 und 1446 Richter. Vgl. Zdrenka: Ratspatriziat, S. 229-230.

(16) Geb. ca. 1400 in Thorn (?), gest. nach dem 15. Februar 1457 in Danzig. 1435 Schöffe, 1444 Ratmann (auch 2. Oktober 1456), 1453 Richter. Vgl. Zdrenka: Ratspatriziat, S. 270.

(17) Colchester

(18) 1447 Juli  25



Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js406.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS406 (1447 Juli 10. (Marienburg).)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (12. Februar 1999-2009,  Kathrin  Kompisch) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (12. Februar 1999-2009,  Kathrin  Kompisch) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschreiben ()
 
 
Datum der Erstanlage: Montag, 5. Februar 1999-2009– Letzte Änderung: 20. Februar 1999 von Jürgen Sarnowsky

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