PrUB, JS 354

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1398 Januar 22. Marienburg.
{Regest}
Hochmeister [Konrad von Jungingen] an Großfürst Witold: ist verwundert, daß Witold sich nicht mit den zu Kaunas [Garthen] mit den Gebietigern des Ordens vereinbarten Bedingungen für einen Ausgleich zufrieden gibt, sondern noch das Land Dobrin ins Spiel bringt, das doch nur Polen und den Herzog von Oppeln betrifft; hat durch seine zahlreichen Boten und Gesandten bewiesen, daß ihm nicht am Krieg gegen Witold, sondern an der Mehrung des Christentums liegt; bietet an, während eines Waffenstillstands bis Ostern [April 7] oder Pfingsten [Mai 26] die bestehenden Streitigkeiten auf einem persönlichen Treffen auszuräumen und durch den Abschluß eines ewigen Friedens zu beenden.

{Überlieferung}
B = OF 2c, p. 148-49 [olim Registrant des Hochmeisters Konrad von Jungingen, Nro. II, fol. 70v-71r].

{Drucklegungen}
aus B Codex Diplomaticus Prussicus. Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preußens, hrsg. v. J. Voigt, Bd. 6, 1861, ND Osnabrück 1965, S. 58-60.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Gleichzeitige Abschrift, Papier.


Irluchter furste und herre.
Ewern leczten brieff uns gesant wir wol vornomen haben, und als ir schribet, das ir unserm orden habt gedankt etc.: Herre, das ist uns lib, das wir anders uns nicht dirczeiget haben kegen euch und den ewern wen das dankes {S. 59} wert sy. Und dorumme so vordunkt  uns sere wider euch, das ir umb semlich dirczeigte gonst nicht volget und gestet der berichtunge und teidingen, dy mit euch unser gebitiger geteidinget haben czu Garthen, als das uswyset wol der usgesnetene briff, in deme dy teidingen gancz beslossen synt und czu der cziet off beyde sieten vorliebet.
Sunder das ir dornoch intraget von des landes wegen Dobryn etc.: Herre das ruret euch noch uns nicht an, dorumb wenne der herre herczog, der uns das landt vorsaczt hat, sich dirboten hat und hutes tages sich dirbutet czu dem rechte kegen dem riche czu Polan, das her im dorumb rechtes pflegen wil, wor her sal czu rechte. Dorumb so dunkt uns, das euch der artikel nicht hindern sal noch dy egenanten teidingen, noch der ander artikel von des heilgen Romischen riches wegen, wen wir doran das got weis keyns unmoglichen suchen. Und qwemen dy ewern czu uns adir dy unsern czu euch, adir wir ouch in eigener personen qwemen czu sampne, wir hoften wol euch eyns semlichen undirwysen, das wir keyns an euch suchen wellen, wen das euch moglich czu thun were.
Ouch herre, us ewerm brife so wisse wir nicht uns dornoch czu richten, was wir uns vorsehn sollen, ab ir domete abetreten wellet entlichen allir teidingen adir nicht, adir wy ir euch unsers ordens lande meynet, wen als ir wisset, das wir unsir boten ofte gesant haben czu unsern gnedigen herren konigen und kurfursten umb der sachen willen gelegen czwischen euch und uns. Und nemlich gesant haben unser boten czu unserm gnedigen herren dem konig czu Ungern, dy noch bie im sint, als wir anders nicht wissen, der uns umb ewer sache und des konigs von Polan ofte iczunt czuentpoten hat. Und der egeschreben herren antwort wir noch beitende sint, und wen wir euch vormols ofte entpoten haben, so wir dirfuren unser egeschreben herren antwort und meynunge, das wir euch dy gerne welden haben vorschriben und hutes tages meynen czu vorschriben. Dorumb, das ir dirkennen mogt, das uns nicht lieb ist mit euch czu orloyen, als verre wir is von euch mogen obirtrag haben. Und doran wir anders nicht suchen wen eyne merunge des heilgen Cristen gloyben. Ist is euch fuglich, so welle wir mit euch einen frede noch alder gewonheit halden bis of Ostern adir of Phingsten nehst komende. Bynnen der cziet so mogt ir czu uns und wir czu euch senden unsir erbarn boten.
Ouch ab is euch gefellet und uns, eynen tag ufczunemen czu beqwemer cziet noch desin Ostern, of deme wir selbin mit euch czu sampne komen mogen in eigener personen, und wir uns yo mit euch vorsuchen wellen czu eyme ewigen frede, ab wir mogen, wen sal der yo geschen zwisschen euch und uns, ewern landen und unsern, das der yo mus geschen, enczwer von euch und uns in eigener personen, adir ander mussen das thun von unsir beider wegen, und vordenket uns nicht, das wir euch nicht e geschriben {S. 60} haben, wen wir unsir gebitiger nicht e by uns gehaben mochten. Desir obgescriben begere wir eyner antwort von euch.
Gegeben czu Marienburg am Dinstag Vincencii Martiris Anno XCVIII.



Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js354.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 354 (1398 Januar 22. Marienburg.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Jürgen Sarnowsky, 2.10.2001 [Regest]; Claudia Heinemann, 13.5.2002 [Quelle]) – Datum überprüft (Jürgen Sarnowsky, 2.10.2001) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (Jürgen Sarnowsky, 4.6.2002) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
 
 
Datum der Erstanlage: Freitag, 28. September 1999 – Letzte Änderung: 4. Juni 2002 von Jürgen Sarnowsky

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