PrUB, JS 264

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1403 Mai 3. Marienburg.
{Regest}
Hochmeister Konrad von Jungingen: rechtfertigt sich in einem offenen Brief an alle geistlichen und weltlichen Herrschaftsträger gegen die Anklagen des Königs von Polen betr. Angriffe des Ordens gegen Litauen.

{Überlieferung}
B = OF 3, p. 44, 49-51 [olim Registrant des Hochmeisters Konrad von Jungingen, Nro. 1b, fol. 22-24].

{Drucklegungen}
aus B Codex Diplomaticus Prussicus. Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preußens, hrsg. v. J. Voigt, Bd. 6, 1861, ND Osnabrück 1965, S. 155-59.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Gleichzeitige Abschrift, Register-Überlieferung, Papier.


Allen und besundern liphabern des cristen glouben, konyngen, forsten, geistlichin und wertlichin, grafen, banyrherren, edlen, welcherley grad, wessens, adir wirdikeit sy synt, bruder Conrad von Jungingen, homeister der bruder sente Marie des hospitals zu Jerusalem des dutschen husses, unser fleissiges gebet mit eynveldiger bevelunge.
Allirdurchluchten, clarn, und grosmechtige, wir haben vornomen anderweit, wie das der konyng von Polan, unser steter beschuldiger kegen euwir grosmechtige gemeyne, uns und unsern orden obil beruchtiget, noch fruntlichin tagen mit im und den synen gehalden, mit ungehoften und getichten clagen groslichin beruret. Unser stetikeit yn dem geschefte des cristen geloubens heiset her eynen homut, unser gerechtikeit nennet her sien unrecht, unser vorsichtikeit eynes gemeynen gutes, spricht her, is sey syne vorspotnysse und beschemunge. Das her alles tut mit selbsynnygen namen, unser gut her keret czu dem argen und gleicher wyse eynes bedunkenden wenet, das her nicht weis, hochactende, wie das her uns entczihe von der forderunge cristenes gloubens wedir die fynt des crueczes Cristi. Dorczu wir doch gesaczt und gerufen synt von dem pabstlichen stule, durch merunge des selben gloubens, nemlich wedir Littouwen und Russen, der her sich helt do vor als eynen forsten und als eynen erbelyng, mit selbgedochter, unrechter beschuldigunge czihet her uns, wie wir die houptkirchen und ander kirchen yn synen landen Littouwen und Russen tylgen, vorterben und heeren, die her gebuwet hat, und wedirbuet mit grosen kosten. Von keynen kostlichin kirchen uns nicht wissentlich ist, ap sie do synt so ist doch offenbar, das sie gleicher sien eyme armen wonhusse, denne eyner kirchen und vil ungleicher, der Russen kirchen kostlichir synt wen der Cristen. Und ouch so ist es scheyn und offenbar, das wir und unser orden, als beschutzer und vorvechter syn gesaczt an den ort der gemeynen cristenheit wedir die ungloubigen, das wir ouch volbrengen bis yn den tot, wie fugts uns mit vorsatcze eyne sulche untat czu thun wedir unsern orden, des wir keynen fromen hetten, sunder eynen grossen vorwust von allen cristgloubigen. Sunder her beschonet sich mit den kirchen und meynt syne lant, vestene und syen ungloubik volk.
Ouch beschuldiget her uns, das wir uns nicht frahen syner bekerunge und der synen, des wir gerne teten, forchten wir nicht die unstetikeit und bose tichtunge, uns dicke dirschrecket, von unserm guten glouben, wir ofte czu grossen schaden komen synt mit in, und vil arges uns do von entstanden ist. Worumbe ist es uns nicht vorkerlich, ap wir irre getichten bekerunge mynner achten und volleisten, der koning berumet sich syner vornuweten cristen, die wir doch fremde sehn von der ee Cristi, wie mogen die nuwe sien des gelouben Cristi, die noch fyngerczeiget ir alder irsal und vortumet eres alden lebens.
Ouch so vorentwerte her sich, was syne meynunge gewest sy czu der toufe, und als wir uns vorsehn, so ist sie gewest me noch dem ryche czu Polen, wen noch dem gelouben. Und uns wondert, mit welcherley tochtikeit her dorczu komen ist, mit usweisunge us dem ryche eynes hochgebornen cristlichin forsten.
Ouch so ist eyne andere vorburgene sache, undir vil andern sachen, als wir uns vormuten, das her unsers ordens wache und hute vor die heilge cristenheit hyndere und undirneme, do von liechte geschen mochte, als in Krichen, Armenien und Cyperlant und vil andern landen geschen ist, die do undirtan gemacht syn den ungloubigen. Alle der vorgesprochene sache eyne grosse bewerunge ist wedir den koning, wen noch der czeit, als her konyng wurden ist czu Polan, ist her gewest als eyn hammer der seligen ritterschaft mit wopen und wepenern, mit mancherley geczoy czu dem orloy, mit offsetzikeit, mit werkmeistern, mit platen, mit helmen, mit huben, mit panczern, geschos, und pferden den ungloubigen alleczeit gehulfen hat und hutiges tages hilfet und sterket. Und durch das reich czu Polen, das mit unserm orden eynen vorschriben frede lange czeit gehalden hat, gestatet her soldener czu reyten czu hulfe den ungloubigen, do von die unsern dicke beschediget synt, und rucht lichte nicht, das der frede entgencz wurde, off das die synen czu Littowen und Russen mit dem reich czu Polen deste hoger unsern orden mochten beschedigen. Worumbe uns sere missedunket an synem cristenthum, und nemlich, das her die Russen, scismaticos und ketczer heget, beschuczt und beschirmet, yn erem ungehorsam wedir die Romissche kirche und wedir die satczunge der heilgen veter, die do semeliche thun yn den ban.
Ouch der selbe konyng die vorgesprochen Littouwen und Russen obir die masse scharf und geubet macht czu dem orloy und itczunt gemacht hat, das do von alle hinderlande der ungloubigen deste offsetcziger syn wurden czu dem orloy. Und hat es also geschaft, das syne hulfe me schaden brengen wirt noch syme tode, wen by syme leben. Das ist gar ungleiche deme, als das her sich ungerne welde befuchten mit dem cristen blute, und sich doch gancz itczunt domete gegossen hat. Und ist czu forchten, das her noch swerlicher werde bestrowet mit der cristen blute noch syme tode. Und went der Heillant gibt eyn dirkentnys der guten cristen und der falschen an den fruchten, so vorentwerte sich der koning, welcherley synt die fruchte synes gloubens. Synt sie icht die, die ungloubigen und apgescheidenen von unserm gelouben sterken und die cristgloubigen swechchen und dornoch vor Wytout, synen heergrefen als her spricht, irczele syne fruchte, das synt die cristen grusamlichin toten, die kirchen der cristenen lestern, die bilde der heilgen czuhouwen und offhengen, den geloubten frede czubrechen, unsers ordens bruder ane alle entsagunge vahen, des ordens lande wedir recht sich undirwynden und vorhalden, den ungloubigen gestaten ir aptgoterye. Doran der konyng ouch sere ist czuvordenken, das alles gescheen ist yn Samayten mit hulfe und rathe Wytouts und der synen, wir geswigen der bosen cristen, die do mete gewesen synt und gemacht haben, das sie sich vortumelichir ummegetan haben, die do kurcz do vor an sich hatten genomen die toufe. Und boser kynder wurden syn des vortumenysse wen vor, und haben von in geworfen die freiheit der worheit, und an sich genomen die freiheit der sunden und unreynekeit der aptgoterye. Doran der konyng nicht ist czu entschuldigen, der die selben wedirgekarten beschuczt und befryt als vil her kan, und des unmethuns her eyne grosse sache was, mit cleynott, gelobde und gobe, und den orden also vil arges czugeczogen haben.
Ouch der vorgenante Wytout ofte genomen czu gnaden und czu der gemeynschaft der cristen durch besserunge, die wir czu im etwas hoften noch synen worten, als ofte her wedir sach czuruke czu syner gewonten bosheit, und brach die vorheissenen gelobde. Czum leczten do her sach unsern ernst, umbe den willen syner vornuwerunge ofte geschen, das wir in suchten ofte mit heeres craft, begunden der konyng und Wytout uns und unsern orden czurede czu  setczen vor unserm heilgen vater dem pabste und vor forsten und herren, die im gunden, sprechende, ire undersasen weren guten cristen, und wir nicht suchten der cristenheit merunge, sunder ir lant und herschaft. Alleyne wir uns vorentwerten mit der worheit beweisende, das ir clage were eyn geticht dynk, kundyngende offenbar, das von sotanen getichte die heilge cristenheit yn czukomftigen czeiten yn grozen schaden komen mochte, wen wir yo nicht besserunge fulten an in. Doch so half unser clage wenyng kegen etlichin. Do wir das sagen, besorgten wir uns eyner czusachunge irre clage, und wol beraten mit vil liphabern der heilgen cristenheit, und das wir hoger vorsuchten, ap noch eyn bestehn geschen mochte an Wytouts truwe, machten wir mit im und synen landen, als Littouwen und Russen, eynen ewigen frede, befestigten mit brifen, vil syner baiorn und forsten yn kegenwertikeit vil bischofe und prelaten. Und czu merer beweisunge unser fruntschaft tat wir im czu hulfe unser brudere und folk wedir die Tattern, der ouch vil do bleip, und vorsogen uns der gleich von im. Der selbe Wytout dornoch kurczlich von angetrage des konyng von Polen stiften undirenander eyne andere vorbyndunge, vorretlich wedir quam des fredes mit uns gestift, ane redliche sache, und fynk unsere brudere und lute swerlich, als wir oben haben gerurt. Snoder wart yn den wegen synes vorretnysses wen vormals, also das syne leczten vil erger geschogen, wen die ersten, und nu keyne hoffenunge haben syner besserunge, her werde denne mit leide, mit wedirwertikeit, mit beerunge syner und der synen obirritten.
Irluchten forsten und herren, die obengeschriben clage thu wir obir den konyng von Polan und Wytout, euwer grosmechtikeit bittende mit fleisse alle euwir gemeynheit, ap keyne clage von irre wegen vor euwer hochwirdikeit kommt, das ir die nicht offnemet, sunder beweist euch in also, das sie dirkennen mogen euwir libe, die ir traget czu der heilgen cristenheit und nicht czu iren getichten clagen. Is ist ouch eyne andere clage des konyng von Polen anrurende alleine das reich czu Polen, clagende, das wir mit im nicht rechten wellen umbe das herczogthum Dobryn genant, etc. So wisse euwir grosmechtikeit, das der irluchte Ladislaus herczog czu Opol, etwen seliges gedechtnisses, hatte das selbe lant mit aller eigenschaft czu keyner holdunge noch dynsten vorbunden, an in gekomen was yn wechsels wyse von dem allirdurchluchsten Lodwico konynge czu Ungern und Polen, etwen gutes gedechtnisses, und also frey behilt und besas, und der freiheit gerecht wolde werden, beide yn dem reiche czu Ungern und ouch czu Polen, vor forsten und heren im ebenmessig, und dirbot sich des yn kegenwertikeit des allirdurchluchten hern Segismunde konynge czu Ungern hutestages lebende und vor der allirdurchluchten Hedwigen, czu der czeit konyngynne czu Polen, das czu thun, der selbe herre unsern vorfarn ofte anbot, czu vorsetczen das selbe lant, umb eyne nemliche summe geldes, das umbe sachen wille yo vorczogen wart und dem orden darumbe nicht was czu der czeit. Dornoch als der konyng von Polan quam yn das reich, yn offenem krige unvorsunet und unvorslichtet mit dem orden, vorsach sich unser vorfar und der orden, das die offnemunge geschen were czu eyner ewigen vorterpnisse synes ordens, und wart czu rathe, umbe das das egenante lant Dybrin leit czwusschen des ordens landen und dem reiche czu Polen, ap es yo czu eym orloy queme, das des ordens lant und lute destebas mochten beschuczt und beschirmet werden. Umbe sotane sache nam yn vorsatczunge das selbe lant der orden umbe eyne grose summe geldes, nemende dorobir gute brife und gebende do kegen ouch brife, wie der orden solde haben, das selbe lant czu getruwer hant abeczulosen dem herczogen adir synen erben, wen in das fug were. Der selbe herczog ist vorscheiden und hat erben gelassen, den wir mit rechte yo pflichtig synt, das czu entwerten, wen sie es lossen wellen, nu meynt yo der konyng von Polen von uns czu haben das selbe lant, manende uns czu dem rechte. Do wedir sprechen wir uswendig des gerichtes, das wir nicht schuldig sien, im czu entwerten sunder die erben. Went der orden nicht hat das lant czu eygenschaft, sunder czu eyme nutcze, der do czeitlich ist, worumbe her nicht mag den erben entpfremden ir landt mit eren yn eyngerley wyse boben die alle obengeschriben ofte yn teydingen mit dem konynge und den synen wir uns dorczu dirboten haben durch gutes fredes wille mit dem rechte, der konyng schicke uns der erben loube und wille und beczale uns die summe als die brife uswiesen, dorumbe gegen wir wellen im williclichen abetreten das selbe lant, unser guter wille uns nicht gehelfen mag. Sunder gleichwol her uns besweret mit clagen vor forsten und heren, das uns doch leit ist, euwir allirdurchluchtikeit und grosmechtikeit czu aller behegelichkeit bevelen wir uns und unsern orden mit fleissiger andacht.
Gegeben off unserm huse Marienburg am dritten tag des mondes May noch Cristi gebort XIIIIC und drey jor undir unserm angedrukten ingesegil.

Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js264.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 264 (1403 Mai 3. Marienburg.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Jürgen Sarnowsky, 18.7.2001 [Regest]; Sebastian Kubon, 15.6.2003 [Quelle]) – Datum überprüft (Jürgen Sarnowsky, 18.7.2001) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (Sebastian Kubon, 15.6.2003) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()   
 
 
Datum der Erstanlage: Dienstag, 18. Juli 2001 — Letzte Änderung: 20. Juni 2003 von Jürgen Sarnowsky

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