PrUB, JS 252

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1403 Oktober 16. o.O.
{Regest}
Hochmeister [Konrad von Jungingen] an den neuen römischen König [Ruprecht], Herzog Ludwig [III.], den Pfalzgrafen bei Rhein, [Johann III. und Friedrich VI.] die Burggrafen von Nürnberg, den Markgrafen [Friedrich IV.] von Meißen, die Erzbischöfe von Köln, Mainz und Trier, den Deutschmeister und die Landkomture zu Elsaß-Burgund, Österreich und Koblenz: berichtet über seine Verhandlungen mit dem Großfürsten Witold.

{Überlieferung}
B = OF 3, p. 52-54 [olim Registrant des Hochmeisters Konrad von Jungingen, Nro. 1b, fol. 24-25].

{Drucklegungen}
aus B Codex Diplomaticus Prussicus. Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preußens, hrsg. v. J. Voigt, Bd. 6, 1861, ND Osnabrück 1965, Nr. 158, S. 170-73.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Gleichzeitige Abschrift, Papier.


Eynfeldige bevelunge und willigen dinst mit andachtiger behegelichkeit czuvor.
Allirdurchluchter grosmechtiger gnediger here, euwer grosmechtigen gnedigen brive mir leczt gesant bie dem ersamen geistlichen bruder mynes ordens Frederich von Wallenrode kompthur czu Strosperg mit demutiger groser danksagunge euwer durchluchtigen vorsichtikeit, in der besorget wirt die heilige cristenheit, nemlich myn orden und sunderlichen der grosmechtigen gnaden vorderlich, deme selben kompthur bewiset in siener botschaft von mynes ordens wegen, haben andachticlich ufgenomen und all ir inhaldunge vornomen. Besunder euwer allerdurchluchte grosmechtikeit wisse, das myns ordens obirstir marschalk hilt eynen tag der losunge vor Sandt Jacobs tage der gefangenen uff beyden syten mit herczoge Wytodt. Uff dem selbigen tage der selbige herczog wy gros begernde was myner czusampne komunge mit im uff eynen nemelichen tag, czu den selbigen mynem marschalke und andern gebitegern, die mit im woren uff der losunge, offentlichen sprechende, were das ich mit im czusampne quemen uff eynen tag, her welde mynem orden genug sien vor alles, das her wedir in geton hette, und genczlich wedirkeren, was her von lande im genomen hette, und wol dirgeczet sienen schaden. Dis gelowbe her dicke, dornoch vornuwete ken dem gebitiger von Lifflandt bynnen sienen landen, do das der obirste marschalk mit den gebitigern, die bie im woren uff der losunge, derhorten, ufnam eynen nemelichen tag des fredes und unser sampnekomunge uff beyden seyten bis uff Unser Frawen tag Marie Nativitatis. Der tag also vorschreben wart uff myn behagunge, das herczog Wytodt egenant uf den selbigen tag gestellen sulde den konig von Polan in eygener persone, were is ouch, das he eyn redelichs hyndernis hette, dar brengen sulde syne mach gancz und gar, als ob der koning selben do were czu thun und lassen etc.
Dornoch, als ich horte die meynunge herczog Wy[todts] und syn gelobde, mit rate myner gebitiger vorlibeten und uffnamen den selbigen tag und sante des im myne briffe des fredes im glichem luthe. Und tet das besunder dorumb, wen ich bisorge hatte, das her icht sache hette wedir mich, ich welde im nicht czu tage komen. Do ich uff den egeschriben tag quam, czu schiffen mit vil prelaten, bisschoffen, mit gebiteger mynes ordens rittern und knechten bussen landes und geste czu der czit und ouch sust bynnen landes, mit merklichen grosen kosten, ich den egenanten herczog Wy[todt] do vant, nicht eyns fruntlichen tages glich gegen uns, sunder gesammelt mit alle siener macht, Tattern, Littowen und Russen kegen uns obir das wasser, als ap is im trocz were und sich nicht czu fruntschafft czien sulde. Ouch dirfant ich in keynerley wyse, als her vorschriben hatte und gelobte den konig von Polen uff den tag gestellen adir syne volmacht. Sundir czwene ersame boten, her Clemens von Mozcoczow burgroffe von Wislicz und her Sbigneus von Brzcze des konings von Polen hofemarschalk, quomen und brochten eynen slechten credencienbriff von dem koning von Polan, das ich in gelouben sulde, was sie sageten, und do ich sie frogete umb ir volmacht, das die sie bewiseten, alzo das recht ist, do sprochen sie, sie hetten ire volmechtikeit bewisen herczog Wy[todt] czu genuge, sie durften mir das nicht bewisen.
Dornoch undirvil worten, die do geschogen, die egedochten boten worben von her Wy[todt] wegen, das ich tete von mynes ordens eyn heisschen, was ich begerte von im czu haben. Do wart ich czu rate mit den mynen, alleyne ich vil noch mynes ordens rechte und redelicher bewisunge der briffe, die myn ordens von alders behalden hat von bobistlichen gnaden und dem heiligen Romischen riche hette, mocht heischen, doch durch grose bescheidenheit und gelimpe, den ich dar an mynem orden bewisen wolde, lys dar von und hisch nicht me, wen das herczog Wy[todt] obgenant mich und mynen orden widdirseczte in die besitzunge und rechte der lande, die her mir czu unrechte hette genomen und obir die her gegeben hette seyne eygene briffe, und richte ouch uff den schaden dor undir gescheen dem orden, abir umb die sichirheit czu thun der heiligen cristenheit, das eyn sotan umbslag nicht me geschege, setzte ich czu den heiligen. Do die boten von Polan das horten, do sprochen sie, sie hetten das keyne macht, sunder alleyne czu eynem moglichen. Do frogete ich sie, ap sie icht an der heischunge des ordens eyn unmogelichs vornemen, das sie das geben eyn antwert, des nomen sie eyn ufczog an herczog Wy[todt]. Do der gevroget wart dorumb, do sprach her, her hette is keyne macht ane den koning von Polan. Also wisete her mich und mynen orden vorspotlich von im, sprechende, her hette is keyne macht, eyne sotene entwert het her wol mit eyme brife geton ane grose koste, wen her doch der ist der uns die lande aphendik hat gebracht und entweldiget. Und do ich also vorwiset ane ende scheiden wolde von dem tage, do begerte Wytodt und die boten von Polan eyns lengern fredetages bis uff Pfingisten negest komende czu halden mit dem koning von Polan und Wytodt. Der uffczog mich und mynen orden misseduchte, das eyn sotan ufczog nicht nucze were der heiligen cristenheit und dem orden umb mancherley argen ufsacz und sterkunge, die sie mochten haben von iren hinderlanden und von den Tattern. Sunder eynen tag des fredes haben vorramet und ufgenomen mit in bis uff Wynachten negest komende, in der nochgeschriben undirscheit, ap der koning von Polan bynnen der czit und herczog Wy[todt] wederkeren wellen mynem orden die genomen lande und wedirseczen in ire were. Ap das also geschit, so wil ich williclich mit mynem orden uffnemen eynen lengern tag des fredes, czu handeln allerley schelunge in und mynem orden, wes sie den begern ader wo an den greniczen. Wen mich das nicht moglich dunket noch recht, das ich mit deme eynen langen frede halde, der mich berobet hat myner lande und die mit mit frebel vorhelt, noch enweys, wy he mir vorsichern sal eynen langen frede, der als ofte an mir gebrochen hot und an mynem orden, wer her mir jo vor allen dingen die wederkeren sal, als das wol derkennen mag euwer durchluchste hochwirdikeit. Sust wen das nicht enwere, so mochte her mir abir und abir schaden czuczien und unwedirkart dor obir rechten welde, dorobir were is mir czwischen dessen negestkomenden Wynachten adir bynnen tages dirget. Ab sie wedirkerunge thun wellen adir nicht, das will ich euwer grosmechtikeit schriftlich underrichten.
Worumb ich mit groser andacht und flise bitte mit alle myne orden euwer grosmechtige allirdurchluchtikeit, das sie geruche ufczunemen gnediclich dese obingeschriben sachen, die sich also dirvolget und dirgangen haben uff deme tage, und ap die geschichte ymandt verkeren welde, das das euwer durchluchtikeit nicht engloube, wen in rechtir worheit, das wir schriben, also geschen und offenbar ist prelaten bisschoffen, rittern und knechten, die do kegenwertig gewest syn.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js252.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 252 (1403 Oktober 16. o.O.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Jürgen Sarnowsky, 18.7.2001 [Regest]; Sebastian Kubon, 16.7.2003 [Quelle]) – Datum überprüft (Jürgen Sarnowsky, 18.7.2001) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (Sebastian Kubon, 16.7.2003) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
 
Datum der Erstanlage: Sonntag, 4. Juni 1999-2009 — Letzte Änderung: 20. Juli 2003 von Jürgen Sarnowsky

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