PrUB, JS 251

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1403 Oktober 23. Sobwitz.
{Regest}
Hochmeister [Konrad von Jungingen] an Herzog Witold [von Litauen]: nimmt zu Streitpunkten und Spannungen in den Verhandlungen mit Witold Stellung, so zur Aufnahme Herzog Switrigals durch den Orden.

{Überlieferung}
B = OF 3, p. 54-55 [olim Registrant des Hochmeisters Konrad von Jungingen, Nro. 1b, fol. 25-26].

{Drucklegungen}
aus B Codex Diplomaticus Prussicus. Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preußens, hrsg. v. J. Voigt, Bd. 6, 1861, ND Osnabrück 1965, Nr. 159, S. 173-76.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Gleichzeitige Abschrift, Papier.


Irluchter forste und herre.
Euwern briff uns nehest gesant haben wir wol vornomen, yn dem ir off das erste schreibt, als ir eynen fruntlichen tag mit uns hat gemachet, hat ir wol gehoffet, das keyne schelunge von beiden syten czwusschen uns solde sien gewest, und sant dorumbe euwern schreiber czu uns fragende, ap irkeyne fruntschaft undir uns were, so solden wir von beiden syten keyne lute offnemen etc. Herre, wir bekennen, das euwir schreiber by uns was und von euwir wegen begerende was, das wir keyne lute offnemen welden, ap ymandt czu uns floge, der gleich ir wedir thun wol kegen uns. Do was unsir entwert, wir welden mit unsern gebitigern do von sprechen, die off die cziet nicht by uns woren und euch eyne entwert dovon entpiten. Am andern tage wart abir der gleich an uns geworben und was czu der czeit, als unser gebitiger off dem wege woren, czu euch czu faren. Do entwerten wir abir, das wirs mit unsern gebitigern noch nicht geredt hetten, sundir wir weldens mit in reden, so schir sie czu uns quemen und euch des selben tages unser entwert dovon czu wissen thun. Dornoch retten wir mit in und wurden von in undirrichtet, das eyn semelichs vormals nicht gewonlich were gewest, und were uns ouch nicht erlich czu thun, eynen man von uns czu geben, der yn truwen czu uns queme. Sunder von alders weres also gehalden, was gefangene off die hant gelassen wurden und denne entlyfen, das man die wedir entwerte von beiden teylen.
Do sante wir czu euch her Dyterich des selben tages, euch empitende, das wir eynen iclichin offnemen welden, der czu uns queme und gunden euch ouch des gleichen und liessen euch bitten, das ir uns eyn sulchs nicht vorkeren wolt, synt das is uns nicht erlich were, went wir euch umbe eyn gleichs nicht vordenken welden. Als her Diterich czu euch quam und vaste volkes by euch was und sagte, das her botschafft czu euch hette. Do hist ir in offenbar syne botschaft sagen, das tett her noch euwerm geheisse, alleyne wirs ym doch nicht bevolen hatten. Hettet ir in yn euwir geczelt off eynen ort czu euch genomen, so hett hers heymlich an euch gewurben, adir do irs offenbar horen wolt, do muste hers offenbar sagen. Ir mogt dirfragen an euwerm schreiber und andern, die czu uns gesant wurden. Wenne sie czu uns quomen, so vorhorten wir sie jo czuvor alleyne und dornoch santen wir erst noch unsern gebitigern. Ouch suchten wir keyne unfruntscaft dorynne nicht, synt das wir euch gleich ken gleich gunden, und hetten wir uns unfruntschaft vormutet, wir weren zo verre off die czeit nicht gekomen.
Und als ir vort schreibet, do euwir bayoren herolden santen czu Marquard dem kompthur von Brandenburg, schalt her euch mit bosen worten. Ap das geschen ist, so ist es wedir unsern willen gewest, und entpoten euch czu der cziet, das es geschen were ane unsern wissen und were uns leit, das her es hette getan.
Von des kompthurs dyner von der Balge schreibt ir, als her by euch was, das her begunde etliche der euwern czu uns czu lucken, herre als uns das selbe czu wissen wart getan, santen wir noch unserm bruder dem kompthur und retten mit im do von. Der sagte uns, her hette eynen dyner gesant czu Capurnen und Manewiden, mit czween par spornen, der solde umbe alder fruntschaft willen ir iclichem eyn par geben von synir wegen. Und als her by in was, hatte her gefragt, wie es do yn den landen stunde, das euch lichte anders vorbracht wart. Wir wissen wol, das euch unser bruder yn untruwen ny gemeynet hat, noch synen dyner durch schalkheit oder bosheit wille czu den euwern sante, man mag euch gleichewol sagen, was man will. Solden wirs czu rede seczen, is wurden ouch von etlichen off dem Werder, als wir logen, rede gerett, die doch gar unredlich woren. Alleyne wirs nicht sere czu herczen nomen, sunder das sprechen wir wol, wusten wir ymandes ungetruwes by uns, den wolden wir yo liber von uns denne by uns wissen.
Vort schreibet ir, das wir obir das alles herczog Swittrigailn euwern houptfynt mit uns gebracht hetten, der mit etlichin der euwern angelegt hatte, als ir schreibet, die euch solden dirslagen haben haben off dem selben tag. Herre, euch mag czu gedencken steen, als unser marschalk den tag der losunge mit euch hilt und mit euch von dem tage eyns wart, do gedochte her ken euch herczog Swittrigails. Nu mogt ir wissen, das her yn truwen czu uns komen ist, die wir ouch an im beweissen wellen, zo wir forderste mogen. Und wellen noch mogen in von uns nicht lassen, im wedirfare denne eyn moglichs. Und nomen in dorumbe off den tag mit uns, went wir wol gehoffet hatten, das beide, her und wir, uns fruntlich mit euch entrichtet solden haben, das im eyn moglichs were geschen. Hat abir ymandes do mit euwerm ergsten umbegegangen, das ist uns unwissentlich, ir wisset wol, das euch unser orden ny czu untruwen ist wurden, noch ny keyne bosheit an euch hat beweiset. Und muste uns ymmer leit sien, das wir von ymande, der unsern eyn sulchs dirfaren solden.
Ouch als ir schreibt, das ir retet off die stat, do man tage pflegt czu halden, und sandt czu uns, begerende das wir czu euch komen wolden, wir woren yn dem willen czu euch czu komen und enpoten euch ouch, das wirs thun welden. Sunder als wir yn der nacht vier erbar ritther czu euch santhen und boten, das ir den kamp czu der cziet undirsteen wolt und das her offgenomen wurde yn der czweer forsten hofe eyne, die do genant wurden, entpot ir uns des morgens wedir, die euwern weren yn dem schranke, was wir do czu thun welden. Do hiessen wir die unsern ouch des eren warten, und hatten gedocht, wen ir ding eyn ende hette, so wolden wir czu euch gefaren sien. Adir do sichs alles vorczog, wurden wir swer hin off czu cziehen , die wyle sie also kegen enander logen, went wir yo nicht umbe campes willen, sunder umbe fruntschaft czu machen, als vil an uns was, hin off komen woren. Und als des konyng boten von Polan czu uns quomen, sprachen wir, die wyle es also stunde, mochten wir nicht hinoff faren. Nicht sprochen wir, das uns leit werde, das wir zo verre geczogen weren. Sunder also woren unser wort, uns were leit, das ir uns so verre gemuet hett. Nu ir uns also von euch hat gewyset, sprechende ir hett keyne macht, euch mit uns czu eynen. Eyn sulchs hett ir uns wol mit eym briefe ken Marienburg mocht empiten, das wir zo verre nicht hetten durft czihn. Das retten wir und hatten dorynne keyne arge meynunge. Wie es adir euch vorgegeben ist, das wissen wir nicht, hett is solt sien, wir welden noch der heilgen cristenheit besten und noch frede und eyntracht gerne gestanden haben. Und woren ouch yn sulcher wyse usgeczogen, adir ir schreibt, euch wanthe unser unwille von uns, das uns leit ist. Und wissen nicht, wo mete wir euch unwillen off die cziet dirczeigt haben
In der czedel schreibt ir, das ir an der Mitwochen noch Martini czu Garthen sien wellet, und begeret, das euwir nokebur, der kumpthur von der Balge, dohin czu euch kome. Uns schreip vormals der gebitiger von Lyfflande, flizeclich bittende, den kumpthur von der Blage czu euch czu senden, dem schreben wir wedir, das wirs gerne thun welden. Und haben ouch dem kumptur von der Balge geschrieben, das hers thun solle. Sunder als ir begert, das her mit kleynem gesinde czu euch kome, schreibt im undir ougen, off welche cziet und mit wie vil dyner her czu euch komen solle, das sol her gerne thun.
Gegeben off unserm huse Sobbowicz am Dinstage vor Symonis und Jude im XIIIC und dritten jare.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js251.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 251 (1403 Oktober 23. Sobwitz.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Jürgen Sarnowsky, 18.7.2001 [Regest]; Sebastian Kubon, 16.7.2003 [Quelle]) – Datum überprüft (Jürgen Sarnowsky, 18.7.2001) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (Sebastian Kubon, 16.7.2003) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
 
Datum der Erstanlage: Sonntag, 4. Juni 1999-2009 — Letzte Änderung: 20. Juli 2003 von Jürgen Sarnowsky

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