PrUB, JS 201

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1450 August 1. Danzig.
{Regest}
Großschäffer Winrich von Mansteden an den Hochmeister: die Haft des Ludicke Lubberstede,1) seine Schulden an Thomas Schenkendorf und die Folgen des "Falles" für den Bernsteinhandel.

{Überlieferung}
A = OBA 10305.

{Drucklegungen}
aus A J. Sarnowsky, Der Fall Thomas Schenkendorf: rechtliche und diplomatische Probleme um die Königsberger Großschäfferei des Deutschen Ordens, in: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 43 (1995), S. 187-275, hier Nr. 46, S. 272-273.

Regest
JH I 10305.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Original-Brief auf einem Blatt Papier, Siegel auf der Rückseite ab, eine Ecke (ohne größeren Textverlust2)) ausgerissen. - Umseitig Adresse: Dem gar erwirdigen homeister mit aller erwirdickeith, dazu Kanzleivermerk: Von wegen des gefangen Lubberstede schreibet der grosscheffer und die Abschrift eines Briefes der Stadt Lüneburg an den Hochmeister von 1450 Juni 21.3)  - Wasserzeichen: Krone mit Blume.



Meynen dar willigen undertanigen gehorsam mit gantcz meyns vormogens dirbietunge stets vorempfangen.
Erwirdiger gnediger lyeber her homeister, als mir euwer gnade geschreben hat und begert tzu wissen, wy es umbe den gefangen gelegen ist, Ludicken Lubberstede, do der rath von Lunenborch euwer gnaden vor geschreben hat, gnediger lyeber her homeister, es ist in der vasten neistvorgangen tzwe jor gewest, das unser homeister, dem Got gnade,4)  dem kompthur zcu Danczk5)  und dem hawßkompthur,6)  dem burgermeister7)  und ouch mir bevolen hatte, wo manne dissen egedachten Ludicken Lubberstede anqweme, das manne en sulde uffhalden und in gefengnyß legen. Also wart her myr uff eyne tzeit zcu Danczk vormeldet und lyß en uffnemen und lyß en in dem thorm legen. Und schreib uff dyczeit unserem homeister, dem Got gnade, wey das her gefangen were und wy ich mich dorinne halden sulde. Und also schreeb mir unser homeister uff dyczeit, manne sulde en halden und geben em seyns leybes notdorfft. Also lag her eyn jarlang zcu Danczke im thorme, und dar nach von bevelunge meyns obersten, des obersten marschalks,8)  so schickte ich en vort ken Koningsberge, und von Koningsberg warth her vorth geschicket ken Lochstete, aldo her nach ist, also das dem obersten marschalke wol wissentlich ist, wy es umbe disse sachen ist gelegen.
Erwirdiger gnediger lyeber her homeister, zcu Brugge in Vlanderen leit eyner gefangen und heist Thomas Schenkendorff, do euwer gnade villeichte wol van gehort hat. Disser Thomas ist der scheffereyen von Koningsberg schuldig wol 200 pfd.gr., wenne her pflag in Vlanderen zcu legen von meyns vorfar wegen. Und disser eegedochte Ludicke Lubberstede lagk vordan zcu Venedie von disses Thomas Schenkendorffs wegen. Und ouch nach eyner, der heist Niclos Otte, der pflag zcu Danczke tzu legen. Disser selbige spricht, das der eegedachte Ludicke Lubberstede sal nach underhaben meh denne 1000 duk. Ouch so hat mir der egedochte Thomas Schenckendorff wol geschreben, wy das em der mehegedochte Ludicke Lubberstede nach vele solde schuldig seyn.
Gnediger lyeber her homeister, mich duncket, das disse alle also geraten haben, das dy scheffereye yemerlichen ist dohynder gekomen, und keyner von en allen ist es gebessert. Und haben es also gemacht, das ich nach hewthes tages nicht eyne tonne guttes von der scheffereyen wegen in Vlanderen mag senden, es en sulde uffgehalden und gerostirt werden.
Gnediger lyeber her homeister, meynem obersten, dem obersten marschalke, ist wol wissentlich, das es also gelassen warth, das disser eegedochte Ludicke Lubberstede sulde bestellen durch seyne frunde zcu Lunenborch, das dy doselbest sulden gehen vor den rath und thun verwarunge dem rathe. Und das sulde der rath vordan haben geschreben unserm homeister, das sy davor welden geloben, das disser vorgeschreben Ludicke Lubberstede nach nymant von seynent wegen uff unseren homeister nach uff seynen wirdigen orden nach uff seyne undersasse nicht welde uffhalden nach ansproch thun umbe des willen, das her hy so lange ist gefangen. Und als mit euwer gnade geschreben hat, so habe ich nach euwer gnaden rathe dissen artickel dem rathe zcu Lunenborch geschreben. Und ist ouch meyn rath, so dy von Lunenborch durch ere brieffe euweren gnaden alsulche gelobde thun wellen, das manne denne den vilgenan[ten] Ludicken Lubberstede awß dem gefengniße lysse.
Geben zcu Danczk am tage Ad Vincula Petri im 50ten jare.
a)Grosscheffer zcu Koningsbergea).

{Textkritische Anmerkungen}

a) Ergänzt, fehlt durch Abriß.



{Inhaltliche Anmerkungen}

1) Lüneburger Bürger, der bereits 1440 wegen der Forderungen eines Danzigers längere Zeit in Preußen inhaftiert war, vgl. Hansisches Urkundenbuch, 7,1, Nr. 592, S. 296-97 (für seine weiteren Beziehungen zu Preußen s. auch ebd., Nr. 660, S. 331-32).
2) Es fehlt die hier ergänzte Nennung des Großschäffers am Ende.
3) Das kurze Schreiben betrifft die Forderung nach Freilassung des Ludicke Lubberstede.
4) D.h. der 1449 verstorbene Konrad von Erlichshausen.
5) Weiterhin Nikolaus Poster.
6) Wohl noch Georg von Kottenheim.
7) Bürgermeister von Danzig waren 1448 Reynolt Nedirhoff und Meynardt Colner, J. Zdrenka, Das Danziger Ratspatriziat, Bd.1, Hamburg 1991, S. 124.
8) Weiterhin Kilian von Exdorf.
 


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js201.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 201 (1450 August 1. Danzig.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Sarnowsky, 8.8.2002) – Datum überprüft (Sarnowsky, 8.8.2002) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (Sarnowsky, 8.8.2002) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben (Sarnowsky, 8.8.2002)
 
 
Datum der Erstanlage: Montag, 17. Juli 1999 – Letzte Änderung: 8. August 2002 von Jürgen Sarnowsky

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