PrUB, JS 186

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1447 April 8. Marienburg.
{Regest}
Hochmeister an den Ordensprokurator Andreas Ruperti in Rom: Maßnahmen gegen die Lombarden und die Stadt Brügge, Ladebriefe, das Verhalten gegenüber dem Herzog von Burgund.

{Überlieferung}
B = OF 16, S. 420-423.

{Drucklegungen}
aus B (Auszug) J. Sarnowsky, Der Fall Thomas Schenkendorf: rechtliche und diplomatische Probleme um die Königsberger Großschäfferei des Deutschen Ordens, in: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 43 (1995), S. 187-275, hier Nr. 36, S. 263-265.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Register-Überlieferung, Papier.



[420] Dem procuratori im hoffe zcu Rome.
Wirdiger und ersamere lieber her procurator. [...]1)  /
[421] [...] Wir zcweivelen nicht, ir habet wol vernomen, wie Hans Reppin, unsers ordens uff die zceit grosscheffer zcu Koningsberg, durch ettliche Lombarden, der namen ir in dissem ingeslossen[en] instrument und schriften wol werdet beschr[eben] befinden, zcu Brugk in Flanderen in das gefenckniß, den Steyn gnannt, gebracht und ettliche lange zceit darinne gehalden haben von schulde wegen eynes Thomas Schenkendorff genant, als ir der sachen anheben und verlouff in der abeschrifft des instruments hirinne verslossen clerlichen maget underweiset werden. Also hatten wir unser mercliche botschaft von der Hollander sache wegen uff Nativitatis Marie2)  dahen ken Brugk in Flanderen gesant. Den hatten wir ouch disse sachen, den grosscheffer anrurende, mite bevolen zcu bewerbende. Dieselbe unser botschaft hat in derselben sachen also vile beworben, das derselbe uff die zceit grosscheffer durch das wertliche gerichte zcu Brugk von irem wertlichen rechte frey und loeß ist gesprochen in solcher weyse, als ir in der abeschrift des orteiles wol werdet vernemen.
Wir vermutten uns aber, das dieselben Lombarden eynen grosscheffer im hoffe zcu Rome mit rechte vornemen werden. Dorumbe begeren wir, das ir semliche abeschrift des orteyles und ouch der sachen gestalt und wie die gewant ist, dorzcu wir euch hirinne verslossen senden des gedachten Thomas Schenckendorffs eigen bekentnisse, seyne hantschrift vorsigelt und eyn instrument davon, eigentlichen mit gelarten wissenden gutten frunden ubirweget. Und irkennet ira) denne nach gutter frunde rath, das es vor uns und unseren orden seyn mochte, so bestellet eynen ladebrieff uff dieselben Lombarden, darumbe, das sie unsirs ordens bruder mit wertlichem gerichte / [422] angegriffen und wedir der gemeynen heiligen kirchen und unsers ordens freiheit in gefencknisse unserm orden zcu grosser smaheit und schande gehalden haben. Denne wir meynen ye und seyn underrichtet, das dieselben Lumbarden alle ire zcusproche hetten, sie ouch irkeyne wedir unseren orden vorloren sulden haben durch semliche vorsteunge der freiheit der heiligen kirchen nach luwte der Karolinen3)  und anderer gesatczten rechten.
Und sendet uns denne semlichen ladebriff, so wellen wir den ken Bruck obirsenden und dieselben Lumbarden do methe laden lossen und bestellen, das euch der ladebriff mit der execucio ken Rome wedir solle gesant werden. Weres aber, das ir im hoffe zcu Rome vernemet, das dieselben Lumbarden itczundt aldo adir umbe lanck weren, so mochtet ir sie selbst nach rathe gutter gelarter frunde lossen laden. Denne wir ye meynen, sollen wir im hoffe zcu Rome adir vor unserm geborlichen richter mit en rechten, als wir uns des besorgen mussen, so deuchte es uns besser seyn, das wir die cleger weren denne sie.
Dach thut in allen dissen sachen euwern fleis mit guder rechtwissender rath, was houptbrieffe adir instrument ir zcu derselben sachen werdet bedurfen. Dorumbe schreibet uns. Wir wellen dornach seyn, das wir euch die zcu denselben sachen mogen bestellen und obirsenden, uff das ir mogt wissen, was macht Thomas Schenkendorff vom marschalke und grosscheffer gehat hat. So wellen wir mit den ersten, so wir mogen, euch copien semlicher machtbriffe obirsenden, denne wir seyn underrichtet, das die Lombarden eyn vidimus adir transsumpt semlicher machtbrieffe haben sollen. So mogt irb) ouch denne rath doruff haben und euch dornach wissen zcurichten.
Thut wol und habt ouch rath uff die von Brucke, die den gedochten grosscheffer ubir seyne billiche gebott, als ir in der abeschrifft des instruments vernemen moget, also gefangen haben lossen halden und nicht ee denne nu loß und frey von erem gerichte haben wellen sprechen, wie und worumbe wir die ouch vornemen mochten, uff das wir und unser orden semliche schande und smaheit nicht dulden und leiden bedurffte ane wedir vorgnuge.
Unser meynung were wol, was ladebriffe ir in den sachen irworbet, das ir die im namen des obirsten marschalks und seyns covents Konigesberg irwerben, in den covent der berurte grosscheffer gehorte, und nicht in unserm namen, umbe den willen, der herre herczoge hat sich / [423] garfleissig und seyne rethe in den sachen vor unsern orden umbe unser bete beweiset, ap nu der berurte herre herczog wedir von den von Bruck adir Lombarden wurde gebeten, uns zcuschreiben, das wir denne ouch als eyn mittelere und nicht sachwalde gefunden mochten werden. Wir wellen euch ouch, so wir ersten mogen, eyn procuratorium von wegen unsirs obersten marschalks und seyns covents obirsenden zcu densachen.
Geben zcu Marienburg am heiligen Osterabendt im 47en jare.

{Textkritische Anmerkungen}

a) Folgt Str. nach deme.
b) Über der Zeile nachgetragen.



{Inhaltliche Anmerkungen}

1) Der Hochmeister spricht in dem Schreiben eine Reihe weiterer Probleme an, unter anderem die Bestätigung der Neumark, die Frage der weltlichen Gerichte und die Besetzung des Bistums Oesel.
2) 1446 September 8.
3) Reihe von Privilegien Karls IV., die die kirchliche Freiheit sichern sollten und im 15. Jahrhundert als einheitliches Gesetz betrachtet wurden, vgl. P. Johanek, Die Karolina de ecclesiastica libertate, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte, 114 (1978), S. 797-831.
  


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js186.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 186 (1447 April 8. Marienburg.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Sarnowsky, 8.8.2002) – Datum überprüft (Sarnowsky, 8.8.2002) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (Sarnowsky, 8.8.2002) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben (Sarnowsky, 8.8.2002)
 
 
Datum der Erstanlage: Montag, 17. Juli 1999 – Letzte Änderung: 8. August 2002 von Jürgen Sarnowsky

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