PrUB, JS 180

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1446 November 30. Brügge.
{Regest}
Erhard Pfersfelder an Hochmeister: Ankunft Thomas Schenkendorfs, die Verhandlungen mit dem Rat von Brügge, die Lage des Großschäffers Johann Reppin.

{Überlieferung}
A = OBA 9211.

{Drucklegungen}
aus A J. Sarnowsky, Der Fall Thomas Schenkendorf: rechtliche und diplomatische Probleme um die Königsberger Großschäfferei des Deutschen Ordens, in: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 43 (1995), S. 187-275, hier Nr. 32, S. 258-259.

Regest
JH I 9211.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Original-Brief auf einem großen Blatt Papier [2o], einseitig beschrieben, Siegelrest auf Rückseite. - Umseitig Adresse: Dem gar erwirdigen und geistlichen herren, hern Conradt von Erlichshuwsen, homeister dewtczsches ordens ane allis sewmen etc. - Wasserzeichen: doppelköpfiger Adler. Zwei Beilagen auf Papier.1)



Meinen garwilligen undertenigen gehorsam mit demutiger all meines vormogens willige dirbietunge stetis zcuvor.
Erwirdiger gnediger her homeister, ewer gnode geruche zcu wissen, das wir bis her gewest und noch sein in handelungen und teidingen mit den gedeputireten uß Holland, Zeland etc. [...]2)
Erwirdiger gnediger her homeister, ouch in des growsscheffers sache so thun wir ewern gnoden zcu wissen, das Thomas Schenkendorff gekomen ist ken Brucke am nehsten tage vor Clementis3)  spete am obinde, welchen wir noch beveel und willen des herren hertczogen von Burgundien also balde bestalt haben czu seiner gnoden hant und gewalt, umbe denselben Schenkendorff zcuvorhoren uff alle scholt und sachen, dorumbe der growsscheffer gefangen und gehalden wirt.
Ouch so sey wir am nehsten an Sunte Andreas obinde4)  gewest mit dem growsscheffer vor den burgermeisteren, scheppen und rathe der stad zcu Brucke und in kegenwertikeit czweier Lumbarder, die den growsscheffer in gefencknisse gebrocht haben, die vorbenumpten burgermeistere, scheppen und rath gebeten, von in begeret und sie uff das hogeste requiriret habena), mit eyme offenbaren schreiber, den alderlewten der dewtczschen henße und sust vil anderen, das sie Got und das recht ansehen wellen und der heiligen kirchen freiheit und des growßscheffers seines ordens freiheit und exemptio, so im nicht geboret noch czemelichen ist vor erem gerichte ymandis zcu rechte zcu steen. Sie ouch keine gewalt noch recht obir in haben noch sitczen ader geben mogen und dorumbe durch ir gerichte in frey und loß sprechen und weisen wellen vor seinen geborlichen richter, mit namen den allirheiligesten vater, dem bobiste, vor welchen her gerne gesteen wil czu rechte und eyme itczlichen in ansprechende aldo im rechte antworten. Und dorczu ouch geboten hot, gewisheit vor ein sulches czu thun, so sich das befinden wirt notdurfftig czu sein, noch der besten forma und inhaldunge des rechtis. Und ouch noch rothe etlicher gelarter und weiser lewte und hern, beideb) im rathe und bußen, also underweiset sein, das uns ein sulches unschedelichen ist an unsen privilegien. Und wir ouch durch keine ander weise den growsscheffer uß dem gefencknisse brengen mochten, es were denne durch willen und volbort der Lumbarde, die in dorczu gebrocht haben, ader durch disse vorberurte unsir protestacie. Und burgermeister, scheppen und rath hiruff genomen haben ir berath und uns ein antwort zcu geben, und ouch die weile den growsscheffer frey gesprochen haben, bußen gefencknisse zcu bleiben, doch mit burgeschafft und gewisheit bis an die czeit, das sie uns antwort geben werden.
Und der growsscheffer sust widder in gefencknisse gegangen sulde sein des nehsten Donnerstagis noch Andree.5)  Und unsir gnedige frawe von Burgundien ouch an den czwen Lumbarden nicht vormochte, den growsscheffer zcu freien eine kurtcze czeit. Und durch disse vorberurte weise gefreiet ist eine czeit mit unwillen und undanck der czweier vorgedachte Lumbarde. Und vort in disser sache unsern hogesten fleiß und ernst gerne thun wellen etc.
Gnediger her homeister, das schiff, do Thomas Schenkendorff inne was, ist vorgangen und gebleben under Engeland in der sehe, und sie ouch in grosen noten gewest sein. Doch mit der Gotis hulffe czulande gekomen sein. Und umbe ein sulches wir deste lenger sein vorczogen und vorhindert.
Und ouch sust vil ander schiffe vorgangen und groß schade geschen ist uff der sehe, beide den Dewtczschen und Hispaniern und allen anderen nacien, disse land besuchende. Ouch so ist der herre hertczog von Burgundien selbist czu Loefen zcum tage czwisschen dem herrn von Collen und dem hertczogen von Clefe, do denne der junge herre von Clefe selbist ist. Sunder wir nicht wissen, ap der herre von Collen selbist ader durch seine rethe do sey etc. Ouch binnen kortcz so hot der herre von Collen merklichen schaden vor Sost empfangenc) an vil seinen ritteren, knechten und gutten mannen, der vil gefangen und geslagen sein noch inhaldunge disser czeddel etc.6)
Geben czu Brucke in Flanderen am tage Sancti Andree im 46ten jore.
Erhart Pfersfelder voith zcu Heilisberg et ceteri sibi adiuncti.

{Textkritische Anmerkungen}

a) Über der Zeile nachgetragen.
b) Ergänzt, auf Loch.
c) Folgt Str.



{Inhaltliche Anmerkungen}

1) Diese betreffen unter anderem die Beschwerden des Kunze von Kunseck und die kölnischen Gefangenen nach der Niederlage in der Soester Fehde.
2) Der Vogt nennt im folgenden die von beiden Seiten gewählten Vermittler und verweist auf Gründe für Verzögerungen.
3) 1446 November 22.
4) D.h. 1446 November 29.
5) 1446 Dezember 1.
6) Das bezieht sich auf eine der Beilagen.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js180.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 180 (1446 November 30. Brügge.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Sarnowsky, 7.8.2002) – Datum überprüft (Sarnowsky, 7.8.2002) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (Sarnowsky, 7.8.2002) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben (Sarnowsky, 7.8.2002)
 
 
Datum der Erstanlage: Sonntag, 16. Juli 1999 – Letzte Änderung: 7. August 2002 von Jürgen Sarnowsky

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