PrUB, JS 175

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1446 August 24. o.O.
{Regest}
Instruktionen für die Ordensgesandten, Erhard Pfersfelder und Johann Ast, für die Verhandlungen zu Brügge, die zur Freilassung des Großschäffers Johann Reppin führen sollen.1)

{Überlieferung}
B = OF 15, S. 464-67.  / C = OBA 9167.

{Drucklegungen}
aus B und C (Auszug) J. Sarnowsky, Der Fall Thomas Schenkendorf: rechtliche und diplomatische Probleme um die Königsberger Großschäfferei des Deutschen Ordens, in: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 43 (1995), S. 187-275, hier Nr. 27, S. 251-253.

Regest
JH I 9167.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
B = Register-Überlieferung, Papier; C =  Abschrift auf Papier (Heft aus zwei Doppelblättern, 1r-3v von einer Hand beschrieben, Wasserzeichen: Stierkopf mit Kreuz in Blatt 2 und 4).2)



[1v/464] ... Disse gewerbe sint den sendeboten, die uffim tage Nativitatis Marie3)  adir 13 tage dornach seyn sollen von des grosscheffers wegen metegeg[eben] im 46en jare am tage Bartholomei.
Czum irsten sollen sie die creden[cien] obirantworten. Dornach sollen sie dem rathe zcu Brugk sagen, nach deme sie denne den grosscheffer von Koningsberg von wegen der schulde, die Schenkendorff aldo zu Brug uff sich selbst gemachet hat, in gefencknysse geleget und etliche lange zceit dorinne wedir got und das gemeyne recht und der gemeynen kirchen freiheten und besundern des ord[ens] privilegia, nach deme her eyn geordent man ist und sich vor seynen geborlichen richter gebotena), desgleichen der herre homeister, / [465] der seyn obirster ist, ouch gevach vor en geschreben und en vor seynen geborlichen richter irboten hat, als er nach thut, gehalden haben, dem herren homeister und seynem orden czu smaheit, grossen schaden und schande, meynet der herre homeister und die seynen, das demselben grosscheffer grosse ungutte, unrecht und gewalt gescheen sey und seynem ganczen orden.
Item umbe zcu beweisen und beweren, das semliche schulde Schenckendorff alleyne uff seyne persone, bals her das ouch vor getan hat, davon man gude beweisunge hatb, und nicht uff die grosscheffreye adir den orden / [2r] gemacht hattb), und das semliche gutter, davon die gedochten schulde gekomen seyn, och in nutcz, frommen und gebruchunge der berurten schefferey und orden nicht gekomen seyn. So hat der herre homeister uff große koste, muhe und czerunge umbe den berurten Schenckendorff bestalt und den ken Brucke obirgesandt, der nu vor gerichte und wo das nottorfftig seyn wirt, sagen, beczewgen und bekennen sal und wirtc), das her die obgedachte schulde uff seyne persone alleyne, außgenomen 80 pfd.gr. adir umbe die masse, und nicht die schefferey adir orden gemachet hat, als her das mit den brieffen, die her den schuldeners obirgeben hat, wol meynet und wil beweisen. Ouch die gutter, dovon semliche schulde komen seyn, in seynen nutcz und frommen alleyne gewant und gebracht hat und nicht der scheffereyen adir ordens. Sintd) denne Schenckendorff kegenwertig ist und bekennet und beczeuget, das her semliche schulde uff seyne persone alleyne gemachetb), e)semliche guttere) in seynen eygenen nutcz und frommen gewant und gebracht hat, so deucht dem herren homeister und den seynen unbillichen seyn, das sie den grosscheffer vor Schenckendorffs schulde sullen in gefencknisse halden adir bekommern sollen. Und sint Schenckendorff kegenwertig ist, so sal man en den schuldeners obirantworten vor die schulde vor gerichte.
Item ap sie dadurch den grosscheffer nicht freyen mochten, so sollen sie mit rathe gutter frunde und des grosscheffersf) ken die von Brucke vornemen weise, dadurch sie den loeß machen mochten. Dach sollen sie sich von des grosscheffers wegen in keyn wertlich gerichteg) geben. Kunde das abir nicht gescheen, so sollen sie sich adirb) irer eyn teil zcum hern herczoge von Burgondie fugen und seynen gnaden der sachen gelegenheit und gestalt in der besten formen vorbrengen nach rathe des scheffers und anderer gutten frunde und dornach mit fleisse an em bearbeiten, das sie den scheffer loes machen mochten.
[2v/466] Item wurden sie yo den grosscheffer nicht h)freyen mogenh), so sollen sie en irbieten vor seynen geborlichen richter als dem heiligen vater, dem babiste, umbe der berurten schulden wille und Schenckendorffs gestellunge und bekenttnisse und sich dirbieten czu vorborgen, das der grosscheffer en rechts vor seynen geborlichen richter pflegen welle umbe die berurten schulden und sachen und sullen sulche irbietungen thun vor eynem offinbaren scheiber und geczewgen.
Item wurde das nicht helffen wellen, so sullen sie senden ken Mechelen adir Collen nach des ordens privilegia und conservatoren und eynen succonservatorem behalden b)an den enden, do man vor eynen behaldenb) hatte, und eynen wissenden substitutis procuratorem setczen van des herren homeisters und seyns ordens wegene und den lassen von dem subconservatore irwerben eyne ladunge uff die Lambarden und ander schaldeners, die den grosscheffer in gefencknisse gebracht haben und mit wertlichem gerichte ersucht und beclaget. Dach irkennen sie, das es zcuthun steet, so mogen sie die von Bruge, ap die ouchi) schuldeners weren, umbekommert lassen. Irkennen sie aber, das die von Brug nicht steen ußczulosen, so mogen sie die ouch, die do schuldeners seynj) und den grosscheffer in gefencknisse halden, mit den Lombarden laden und besweren lassen. Und das denne der procurator, substitutus adir die procuratores die sachen exequieren bis czum ende und lassen bannen unde alle beswerungen thun obir dieselben Lombarden und schuldeners. Und wen sie denne den ban irworben haben, das sie denne die irlosungek) der gantczen sachen in den hoff zcu Rome dem procuratori des ordens senden, umbe zcubestetigen semlichen process.
[3r]l) Disse nachgeschrebene brieffe und abeschriffte sint den sendeboten methe b)ken Brug zu Flandernb) geg[eben]:
[...]4) / [3v/467] [...] Item 1 abeschrifft Allexandri, in dem her dem orden dirloubet, vry zcu kouffen und verkouffen. [...]5)m)Item eynen brieff an den grosscheffer etc. Item eyn procuratorium in des grosscheffers sachem). [...]6)

{Textkritische Anmerkungen}

a) hat darüber C.
b) Fehlt C.
c) Folgt als her das ouch vorgethan hat, dovon man gute beweisunge hat C.
d) Item sint C [mit neuem Absatz], -s- aus kleinem Buchstaben korrigiert B.
e) Vom Rand B.
f) Am Rand nachgetragen, folgt etc. C.
g) recht C.
h) mogen freyen C.
i) Folgt der C.
j) Folgt in C.
k) verlouffunge C.
l) In C folgt hier der in B nachgestellte Text.
m) Fehlt B.



{Inhaltliche Anmerkungen}

1) Die hier nicht wiedergegebenen Teile sind gedruckt bei H. A. Poelman, Bronnen tot der geschiedenis ..., Bd. 2, Nr. 1821, S. 555-57, und betreffen die Verhandlungen mit den Holländern.
2) Die Edition folgt der Register-Überlieferung, bedeutendere Abweichungen der Abschrift auf Papier werden in den textkritischen Anmerkungen notiert.
3) 1446 September 8.
4) Die hier nicht genannten Unterlagen betreffen die Verhandlungen mit den Holländern.
5) Vgl. dazu die Edition der Urkunde Alexanders IV. von 1257 August 6 im Preußischen Urkundenbuch, Bd.1, 2, hg. A.Seraphim, 1909, ND Aalen 1961, Nr. 22, S. 16.
6) Es folgen weitere Instruktionen für die Verhandlungen mit den Holländern.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js175.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 175 (1446 August 24. o.O.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Sarnowsky, 6.8.2002) – Datum überprüft (Sarnowsky, 6.8.2002) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (Sarnowsky, 6.8.2002) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschreiben (Sarnowsky, 6.8.2002)
 
 
Datum der Erstanlage: Sonntag, 16. Juli 1999 – Letzte Änderung: 6. August 2002 von Jürgen Sarnowsky

Zurück zur Hamburger Homepage   / zurück zur Regestenliste für 1446.