PrUB, JS 169

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1446 Januar 19. Bütow.
{Regest}
Pfleger zu Bütow an Hochmeister: seine Verhandlungen mit dem Herzog von Pommern-Stolp, die Gefangennahme Thomas Schenkendorfs.

{Überlieferung}
A = OBA 9039.

{Drucklegungen}
aus A J. Sarnowsky, Der Fall Thomas Schenkendorf: rechtliche und diplomatische Probleme um die Königsberger Großschäfferei des Deutschen Ordens, in: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 43 (1995), S. 187-275, hier Nr. 21, S. 243-245.

Regest
JH I 9039.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Or.-Brief auf großem Blatt Papier (2o), einseitig beschrieben, Siegel auf Rückseite ab; als Beilage ein schmaler Streifen Papier.1)  - Umseitig Adresse: Dem gar erwirdegen homeister mit aller erwirdekeyth, ane ßewmen. - Wasserzeichen: Stierkopf mit Kreuzblume.



Meynen garwillegen underthenegen gehorßam mit gantcz alle meynes vormogens irbittunge stet[s] zcuvor.
Erwirdeger gnediger lieber her homeister, ßo also mich uwer gnod[en] zcu herczogen von Pomern gesant hoth etc., ßo geruche uwer gnod[e] zcu wissen, das ich [i]n von uwer gnod[en] wegen groslichen gruste noch meynem vormogin. Unde saythe im, das uwer gnod[e] ßeyne ungesunt unde krancheith getruwlich leyth were. Unde were is sache, das her uwer gnod[e] ersthe2)  begerende were adder andere wor, dy uwer gnod[e] muechte gehaben, das im dy uwer gnod[e] mit gantczem willen gerne ßenden welde. Des danckthe her uwer gnod[en] zcu mole hochlich unde groeslich unde ßeyne rethe, ouch alle, dy im do woren, unde sprach, "Goth loße uns nymmer irsterben, is ßey denne, das wir eyne ßulche truewe unde irbittunge kegin den heren homeister widder vorschuelden". Unde ßaithe zcu ßeynen rethen unde zcu mir, "Das ßint yo ander undea) besser meren unde thegedingen, dy uns vomme hern homeister vorgebrocht werden, wen dy irsten tegedingen woren". Do fregethe ich den hern herczog unde sprach: "Gnedeger lieber here, was czeithungen ßint uwer gnod[en] vorgekomen adder vorgebrocht?" Do ßaithe her, wy im zcu wissende were geworden, das der voith awß der Nuwenmarke3)  deme markgrofen von Brandenburgk4)  czwe adder drey stete gethon ßulde haben mit des homeisters geheiße unde willen, durch welche her unßer lanth unde stethe beschedigen ßuelde, "das wir doch nichten getruwen, ouch ny gentczlich gelowben wolden". Do ßaith ich zcu im, "Gnedeger lieber here, das ßal uwer gnod[e] gentczlich gelowben, das eyn ßulches nichten ist, unde der dy czeitunge uwer gnod[en] vorgebrocht hot, unserm hern, deme homeister, gewalt dor ane thuth".
Unde hup an unde ßaithe im von Thomas Schenkendorff wegen, wy das ich den gefangen hatte in seyme lande ßampt mit Peter Czitczefitczen. Do entwerthe er mir also balde uffe unde sprach, "Ich hette es nicht geloebeth, das ir mir ßuldet meyn gelethe gebrochen haben, her pfleger. Unde ßunderlich du, Peter, du host in gefangen. Unde gedencte dor uffe, das in uns widder schickest zcur Stolpe. Wen wol host gewust, das her unser gelethe hatte." Do entwerthe ich im dor uffe unde sprach, "Gnedeger here, was Peter hir ane gethon hot, das hab[e] ichb) en geheißen von unsers homeisters wegen. Unde hoffe, gnedeger lieber here, wen uwer gnod[e] dy sachen recht wirt horen, so wirt uwer gnod[e] von Peter unde von mir, also ich hoffe, uwer ungunst adder czornc) wenden." Unde bath do ßeyne gnod[en], das her mich guttig wolde irhoren, so welde ich im vorczelen, wy Thomas Schenckendorff uwer gnod[en] hette methe gefaren.
Unde hup do an unde ßaithe, wy das her uwer gnod[en] zcu großen schaden hette gebrocht, do uwer scheffer von Koningesbergd) noch umme gefangen leghe zcu Brucke in Flandern, unde wy her uwer gnod[en] eyne große merkliche ßummee) gelde abehendig gebrocht hette. Unde vorczalthe im das beste, das ich kunde, dasf) im uwer gnod[en] zcu langk zcu schreiben were. Do vorhorthe her mich gutlich unde sprach zcu mir, "Das ist uns getruwlich leyth, das uwer gnod[e] zcu sulchem schaden ßuelde komen von ßeynes gelethis wegen". Wen Thomas Schenckendorff vorgenant hatte im dy sachen anders vorgebrocht unde hatte im geßait, wy das is widder uwer gnod[en] willen nichten were, das her in gelethe, wen in uwer gnod[e]g) ouch geleth hetthe. Do sprach ichb), "Gnedeger lieber here, uwer gnod[e] wirt wol horen, das is also nichten is, also her uwer gnod[en] geßaith hot". Unde hup an unde ßaithe, wy in uwer gnod[e] hette geleeth. Do ich im nu dy sachen alle vorczalt hatte, do sprach her zcu mir, "Is ist uns leyth, das wir en geleeth haben, nu wir horen, wy seyne sachen steen, wen wir den hern homeister mit willen nicht gerne vorczornen welden umme eyne[s] ßulchen kerles willen". Unde under vele tegedingen, dy uwer gnod[en] zcu langeh) weren zcu schreiben, do fregete her mich, was ich im dorczu ritthe, wy her bey der sachen thun ßuelde, das her uwer gnod[e] dor inne nicht irczornthe. Do sprach ich zcu im, "Das weis uwer gnod[e] bas wen ich, wen uwer gnod[e] wol hot gehorth, was schaden unserm homeister do von muechteh) entsteen, wen in uwer gnod[e] welde widder haben". Do sprach her,das her dy sachen welde loßen ansteen, also ap her nicht do vonh) wusthe, also lange, das her selbest mit uwer gnod[en] hette gekeßet, wen her hoffte, imme kortczen bey uwer gnod[en] zcu weßen.
Ouchh) gnedeger her homeister, so geruche uwer gnod[e] zcu wissen also umme des gelethe brieff[es] wegen, den Thomas vomme Hagen5)  bey sich hatte. Nu spricht Thomas vomme Hagen, her habe en gegeben czwen schulren, ßo also her sich mit Thomas Schenckendorff gescheden hatte. Dorumme so weis Thomash) Schenckendorff wol, wer den brieff[e] itczunt hoth. Kunde das nu uwer gnod[e] bestellen, das der brieff[e] vor den herczogen nicht widder qweme aderh) ßeyner frunde keyner, dy im wurden vormanen an seyme gelethe, ßo hoffte ich, is wuerde wol bleiben. Gnedeger lieber her homeister, were is denne sache, das en uwer gnod[e] yo musthe widder geben, ßo hot mir meyn here eyne weise vor gegeben, das her doch nicht kan weg komen vonh uwern gnod[en].[...]6)
Geg[eben] zcu Butaw amme obende Fabiani et Sebastiani imme 46ten jore.
Pfleger zcu Butaw.

{Textkritische Anmerkungen}

a) Korrigiert.
b) Fehlt im Text.
c) Folgt nochmals wirt.
d) -Ko- auf Loch, folgt Str.
e) Folgt Str. ged.
f) Auf Loch.
g) Folgt Str.
h) Auf Falte, ergänzt.



{Inhaltliche Anmerkungen}

1) Mit der Abrechnung über die Reisekosten des Pflegers.
2) D.h. wohl Ärzte.
3) Georg von Egloffstein [1441-1448].
4) Friedrich II. [1440-1470]. - Zu den Beziehungen zwischen den Hohenzollern und dem Deutschen Orden vgl. immer noch J.Voigt, Die Erwerbung der Neumark. Ziel und Erfolg der brandenburgischen Politik unter den Kurfürsten Friedrich I. und Friedrich II., 1402-1457, Berlin 1863.
5)  Später belegt als Bürgermeister von Stolp.
6) Der folgende längere Abschnitt betrifft wiederum die allgemeinen Beziehungen des Ordens zu Pommern, u.a. wird ein Verhandlungstag vereinbart.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js169.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 169 (1446 Januar 19. Bütow.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Sarnowsky, 5.8.2002) – Datum überprüft (Sarnowsky, 5.8.2002) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (Sarnowsky, 5.8.2002) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben (Sarnowsky, 5.8.2002)
 
 
Datum der Erstanlage: Sonntag, 16. Juli 1999 – Letzte Änderung: 5. August 2002 von Jürgen Sarnowsky

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