PrUB, JS 141

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (1999-2009)


1443/1444. o.O.
{Regest}
Verzeichnis der vom Hochmeister in die Neumark gesandten Gelder, u.a. aus Geschossleistungen der Gebietiger, "Totengeldern" und Tresseleinnahmen, wahrscheinlich u.a. für Soldzahlungen, Lösegeld für Gefangene und zur Aufbringung der ersten Rate der im Oktober 1443 vereinbarten Ausgleichszahlung an Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg.(1)

{Überlieferung}
A und B = OBA 8392.

{Drucklegungen}
aus A J. Sarnowsky, Die Wirtschaftsführung des Deutschen Ordens in Preußen (1382-1454), (Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz, Band 34), Köln, Weimar, Wien 1993, Nr. 42, S. 845-47.

Regest
JH I 8392.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Zwei Rechnungshefte von jeweils 2 Blättern in Schmalfolio, A als Reinschrift von einer Hand, B als Konzept bzw. Konvolut der eingereichten Zettel mit Einträgen von mindestens vier verschiedenen Händen; hier ist nur A vorgelegt, da inhaltlich faktisch keine Ergänzungen aus B folgen.



A 1r Dis nachgeschrebene gelt ist an golde und an silbergelde in die Neuwemarke gesant dem pferdemarschalke vom Leßken(2)  und ist der gebietiger schoßgelt.(3)
Czum ersten 781 m. gut gelt, die der großkompthur(4)  henuesfurte, und darin seyn ouch gerechent die 159 r.gld., die Holbach henuesfurte. Item 987 m. und 9 sc. gut gelt, ouch der gebietiger schoßgelt, die der treßler(5)  dem pfuntmeister(6)  geantwert hat, und sie der pfuntmeister vordan in die Marke hat gesant. Item 800 ung.gld. ouch der gebietiger schosgelt, Asenheymer gegeben, machen an prewsschem gelde 666½ m. und 4 sc. gut gelt. Summa, das von der Gebietiger schoßgelde yn die Neuwemarke ist gekomen, 2435 m. und 1 sc. guttis geldes.(7)
1v Dis nachgeschreben gelt ist ouch yn die Neuwemarke gekomen und ist todengelt.
Czum ersten 1518 m. gut gelt, die von dem silber, das us dem treßel qwam, worden, die ouch der großkompthur henuesfurte. Item 104 m. 20 sc. und 2 sol. gut gelt, die der treßeler von deme todengelde dem pfuntmeister geantwert, der(a){S. 846} sie vordan yn die Marke gesant hat. Item 80 m. gut gelt, die der pfleger zcu Meßelancz(8)  nachgelassen und sie der pfuntmeister empfangen und vordan yn die Marke gesant hatt. Item 105 m. gut gelt qwomen vor 15 l. bayessalcz, die ouch der pfleger zcu Meßelancz nachgelassen und sie der pfuntmeister empfangen und vordan yn die Marke gesant hat. Item 66 m.(b) 3 f. gut gelt qwomen vor 22 m. und 10 sc. lotigs silbers, die ouch der obgnant pfleger nachgelassen und sie der treßler dem phundmeister geantwert, der sie vordan in die Marke gesand hatt. Summa, das von dem todengelde in die Neuwemarke ist komen, 1874½ m. und 7 sol.(9)
2r Summa summarum des geldes, das von der gebietiger schoßgelde und von dem todengelde in die Neuwemarke ist komen, 4309½ m. und 9½ sol. gutt[is] geld[es].
Dis nachgeschrebene gelt hat der herre homeister von seyme(c) gelde in die Neuwemarke gegeben.
Czum ersten 13927 m. guttes geldes.(10)  Item 400 ung.gld. Asenheymer gegeben, machen 333 m. und 8 sc. guttis geldes.(11)  Item 329 r.gld. den gefangenen in die Neuwemarke gesant,  machen 197 m. und 9½ sc. guttis geldes. Item 100 gutte m. ouch den gefangenen in die Marke gesant. Item 2700 r.gld. hat ouch der herre homeister die gefangen(en) damit zcu losen in die Neuwemarke gesant, 1999-2009 kosten yo der gld. ½ m. 6½ sol., und die(d) 700 kosten yo der gld. ½ m. und 6 sol.; summa von allen 1606½ m. und 2 sc. gut gelt.(13)
2v Item 400 ung.gld., die der herre homeister meister Syfrid beczalt hatt, yo den gld. vor 19 sc. gutt[is] geld[es], machet 316½ m. und 4 sc. gut gelt. Item 144 r.gld. hat der herre homeister Mymo beczalt, die her dem kompthur zcum Elbinge gelegen hatt[e], yo den gld. vor(e) ½ m. und 6½ sol.gut gelt, machet 87 m. 14 sc. und 1 sol. gut gelt. Item 370 m. gut gelt, die der herre homeister dem {S. 847} howptmanne zcu Costryn vor die schatczunge(f)Hans von Buch(14)  und dem Juden mit dem schaden doruff gegangen hat gegeben.(15)
Summa des geldes, das der herre homeister in die Neuwemarke gegeben hat, (g)16938½ m.(g) 2 sc. minus 3 d.
Summa summarum alles geldes, das der herre homeister in die Neuwemarke gegeben hat und ouch das van der gebietiger schoßgelde, ues dem treßel und ouch van dem todengelde in die Neuwemarke komen ist, 21248 m. 14 sol. und 3 d. gutt[is] geldes.


Textkritische Anmerkungen

a Folgt Str. die.
b Über der Zeile.
c Folgt Str. eyge.
d Folgt Str. sebe.
e Folgt Str. eyne.
f Folgt Str. vor.
g Vor 38½ m. Str. 8½ m.



Inhaltliche Anmerkungen

1 Die Quelle ist undatiert und macht kaum Angaben zum Zweck der Zahlungen, doch legt die Erwähnung des Pferdemarschalls von Leske, Wolfgang Sauer, den Bezug zu den Ereignissen des Jahres 1443 nahe (zu seiner Rolle s. auch OBA 8345 und 8427); zu diesen vgl. Voigt, Geschichte Preußens, 8, S. 57-58; K. E. Murawski, Von Tannenberg nach Thorn, Göttingen 1953, S. 138-41.
2 Wolfgang Sauer, wie Anm.1.
3 Eine Liste der Geschoßleistungen der Gebietiger enthält OBA 8375, ediert bei Sarnowsky, Das Treßleramt des Deutschen Ordens in Preußen in der Zeit Ulrichs von Eisenhofen, in: Beiträge zur Geschichte Westpreußens 10 (1987), S. 211; vgl. auch ebd., S. 212, Anm.52.
4 Johann von Remchingen, 1441-46, s. P. G. Thielen, Die Verwaltung des Deutschordensstaates Preußen, Köln-Graz 1965, S. 123.
5 Ulrich von Eisenhofen, 1441-46, zu ihm Sarnowsky, Treßleramt, S. 197, Anm.9.
6 Winrich von Mansteden, 1435-47, vgl. OF 16,391/400,48-50, OBA 7025, 9727, APGd.300, 27,5,23v, APGd.300 D39,109, APT II,IX,2,668.
7 Inhaltlich identisch mit drei nicht aufeinanderfolgenden Einträgen in B, 2r. - Der Bezug auf den Pferdemarschall von Leske legt mindestens für die hier summierten Beträge nahe, daß es sich um Zahlungen für die Söldner in der Neumark handelt.
8 Es muß sich um einen Amtsinhaber zwischen dem 1441 eingesetzten Heinrich von Richtenberg und dem 1445 ausgeschiedenen Peter Hebicher (Thielen, Verwaltung, S. 156; G. A. v. Mülverstedt, Die Beamten und Conventsmitglieder in den Verwaltungs-Districten des Deutschen Ordens innerhalb des Regierungsbezirks Danzig, in: Zeitschrift des Westpreußischen Geschichtsvereins 24 (1888), S. 67) handeln, da der erste wahrscheinlich mit dem späteren Hochmeister identisch ist, der zweite aber nicht schon 1443/44 verstorben sein kann.
9 Inhaltlich identisch mit Einträgen B, 2v, mit Betonung des Empfangs durch den Pfundmeister. - Der Zweck dieser Gelder für die Neumark ist unklar; vielleicht ging es wiederum um Soldzahlungen.
10 Der Zweck dieser Zahlung ist unklar, doch liegt es angesichts der Höhe dieser Summe nahe, hierunter die erste Rate der nach der Einigung mit Friedrich II. im Oktober 1443 zu entrichtenden Ausgleichszahlung zu vermuten. Rechnet man die auf 13927 m. mit Hilfe der auf derselben Seite gegebenen Relation von 329 r.gld. = 197 m. 9½ sc. um, ergeben sich allerdings über 23200 r.gld. Falls es sich trotzdem um die Zahlungen an den Kurfürsten handeln sollte, wäre die gesamte Abrechnung frühestens nach 1444 Dez.1 entstanden, also nach der Übergabe der ersten Rate an die Bevollmächtigten des Kurfürsten (s.die Quittung bei E. Weise, Staatsverträge des Deutschen Ordens in Preußen, Marburg 1955, 2, S. 222).
11 Eine weitere Zahlung an ihn erfolgte vor 1444 Dez.24, vgl. OBA 8633.
12 Der Zusammenhang fordert, daß es sich um Gefangene aus Auseinandersetzungen mit den Truppen des mecklenburgischen Herzogs handelt, obwohl die Literatur (s.Anm.1) nichts dazu vermerkt.
13 Ähnliche Einträge in B, 1r-v; fol.1v erscheint allerdings das Lösegeld auch (gestrichen) als 3000 ung.gld. bzw. 2497 m.gut.
14 Zur Frage einer Schadensersatzzahlung an ihn vgl. OBA 8638, von 1444 Dez.28.
15 Teilweise inhaltlich identische Einträge in B, 1r.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js/js141.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS 141 (1443/1444. o.O.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (Sarnowsky 4.2.1999-2009) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (Sarnowsky 4.2.2001) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschreiben ()
 
 
Datum der Erstanlage: Freitag, 23. Juni 1999 – Letzte Änderung: 4. Februar 1999 von Jürgen Sarnowsky

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