PrUB, JS-JP 46

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (2002)


[1387] April 5. Stralsund.
{Regest}
Ein Thorner Ratssendebote an Thorn: berichtet seine Ankunft in Stralsund und seinen weiteren Reiseplan;1) meldet das Gerücht von dem bevorstehenden Abgang einer englischen Gesandtschaft nach Preußen und warnt, sich bei den Verhandlungen nicht durch die Engländer übervorteilen zu lassen, um so mehr als die englischen Kaufleute ihr in Preußen arrestiertes Gut um ein Drittel zu hoch veranschlagt haben.

{Überlieferung}
A = APT ...

{Drucklegungen}
Aus A Hansisches Urkundenbuch, Bd. 4 (1361-1392), bearb.v. Karl Kunze, Halle a. S. 1896, Nr. 888, S. 374 - 375.

{Regest}
Hanserecesse. Die Recesse und andere Akten der Hansetage, 1. Abt. (1256-1430), bearb. v. K. Koppmann, Bd. 8, Leipzig 1897, Nachträge.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
A ist Orginal mit Siegel.


Honorabilibus et discretis viris, dominis consulibus civitatis Thorun detur, detur, detur.

Vruntlichen grus und dinst czuvor. Herren und liben vrunde. Wissit, das wir von Gotis genade wol czum Sunde zin gekomen am grunen donrestage2) und meynen dese heiligen tage hi czu bliben, wente unse pherd eyns teil abgeriten zin und hinken ouch eyn teil. Und bis montag3) meyne wir, ab Got wil, vort kegin Lubeke. Her Johan Ruwe vom Zunde, der ist geczogen czu Trire und kegin Achen,4) der wirt vort czu dem tage komen. So wirt her Symon Swerting von Lubeke czin; andirs en wisse wir noch nymande. Ouch wisset, das ich hi vornomen habe von den Engilschen, das dii boten us Engelant zicher in Prusen {S. 375} werdin komen; zii sprechen, zii weren alreite gekoren, do zii in Engelant woren;5) is sullen zin eyn ritter und czwene burgere von London und eyn burger von Jorig. Ouch vornem ich hir wol, das dii Engilschen hi nicht vil schaffens en haben mit irem vromen, zo das ich mich wol vormute, das zii gerne wider in Prusen weren; ouch enpueren ir dii vom Zunde wol, zunderlich dii, di Flandren phlegen czu hantiren und dii mit gewande phlegen umme czu geen. Dorumme ab dii boten dar quemen, so tut wol und ziit jo doran, das man nicht alczu geringlichen keyn ding obirgebe durch des landes ere und des gemeynen koufmans vromen willen; wente wo zii nu iren willen kregin unde mit irre list und behendicheit unsir clage unde schaden czurucke trebin, das do nicht volle besserunge umme en geschege, so vurcht ich, wir muestens lange entgelden, und wir nicht alleyne, sundir alle Duetsche kouflute mit uns. Ouch das des gemeynen koufmans clage nicht vorgessin werde, ir vindit is allis by den von Danczk in geschrifte. Zal dem gemeynen koufmanne ummer zine privilegie do gehalden werdin, das legit vil an dem lande czu Prusen und zunderlich an desir botschaft der Engilschen, ab ymand were, dem czu gaech were noch den Engilschen, das dem jo nicht alczu geringlich gevolgit en werde. Ouch hab ich uch wol vor gezagit, das dii Engilschen ire gut, das yn in Prusen ist ofgehalden,6) me wen den dritten phenning hoeger hatten geclagit in Engelant, wen is wert was; nu vornem ich, das zii grose czweitracht under yn selbin dorumme habin gehat, also das zii vil habin abegeslagen, und man meynit, das eczliche geclagit habin, dii nu czumole abegelasen. Und das was der groesten unredelicheit eyne, dii uns in Engelant widervuer, was zii clagiten, das yn in Prussen genomen were und wi hoge; des solde man yn also wol gelouben als den unsirn, dii iren schaden geclagit unde bewiset hatten, so hette wir yn vil geldis must czugebin. Ich en kan so uterlich nicht alle ding gescriben, als ich is gerne gut zege; ir wissit wol, wy ir des besten darynne ramen zullit; zii werdin, als ich vorneme, eczliche behende lute zenden, das zii ouch zehen, das zii wider lute vynden; al en wurdis nicht czum erstin vorrichtit, of das man jo nicht czu vil obirgeebe, ich geloube, do en lege nicht vil ane. Bobin al, myne herren mit den steten sullen, ab Got wil, den besten rath wol vinden. Domite phlege uwir Got, mir czu allen cziten gebitende. Gegebin czum Sunde am karenvritage, meo sub sigillo.

Henrick Hetvelt uwir.
Ouch ab dii zache der Engilschen geendit wuerde, das man jo das beveste und herte vorbinde, wo dii Engilschen und dii unsirn in der zee adir in havenen, in was lande is zii, czuzamene komen, das zii gevrund zullen zin und nymand dem andren missetu.

Inhaltliche Anmerkungen:

1) Siehe Hansisches Urkundenbuch, Bd. 4 (1361-1392), bearb.v. Karl Kunze, Halle a. S. 1896, Nr. 883, S. 369.

2) April 4.

3) April 8.

4) Zur Heiltumsfahrt.

5) Von März 23 datiert ein Erlaß König Richards II. an London wegen Bestreitung der Kosten für die Gesandtschaft nach Preußen; Hanseakten aus England, hg. v. Karl Kunze, Halle / Saale 1891, S. 160, Anm. 1. Vgl. auch Hansisches Urkundenbuch, Bd. 4 (1361-1392), bearb.v. Karl Kunze, Halle a. S. 1896, Nr. 895, S. 377 = PrUB, JS-JP 47. Die Gesandtschaft kommt aber erst 1388 zur Ausführung.

6) Liste des arrestierten englischen Guts Hanserecesse. Die Recesse und andere Akten der Hansetage, 1. Abt. (1256-1430), bearb. v. K. Koppmann, Bd. 3, Leipzig 1875, Nr. 404 A 1 und B.



Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js-jp/js-jp46.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS-JP46 ([1387] April 5. Stralsund.)
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Datum der Erstanlage: 23. Februar 2002 Letzte Änderung: 3. März 2002 von Jürgen Sarnowsky


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