PrUB, JS-FS 49

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (2002-2016)


[1389 Anfang.] o.O.1)
{Regest}
Hochmeister [Konrad Zöllner von Rotenstein] an den römisch-deutschen König [Wenzel]: berichtet über den Überfall auf Herzog [Wilhelm I.] von Geldern, der als Gefangener vom herzöglichen Hauptmann Eckard vom Walde am [13. Dezember 1388] in das Land Falkenburg gebracht wurde. Berichtet von seinen schriftlichen Bitten an Herzog Wartislaw und dessen Untertanen, einen Verhandlungstag in Lauenburg zu besenden. Aufgrund seiner Krankheit habe er den Großkomtur [Konrad von Wallenrode], den Obersten Trappier [Johann Marschalk von Froburg] und andere Gebietiger gesandt, doch sei nur ein Teil der herzoglichen Untertanen gekommen. Als er gehört habe, dass sie den Herzog von Geldern nach Polen führen wollten, habe er gefürchtet, dass sie ihn weiter in ein anderes fremdes Land brächten, wo er nicht weiter helfen könne. Hat daher ein Heer ausgesandt zu haben, das Burg und Stadt innerhalb von drei Tagen eroberte. Die Burgbesatzung hat geschworen, dem Herzog von Geldern alle weggenommenen Güter zurückzuerstatten und dessen Begleitung freizulassen sowie von Urfehde ihm und dem Orden gegenüber geleistet. Matzke Borke, einer der Hauptleute bei der Gefangennahme, habe sich dann in die Gefangenschaft des Ordens begeben bis zur Freilassung des Herzogs von Geldern. Vermutet Eckard vom Walde gerade in Polen bei König [Wladyslaw-Jagiello].

{Überlieferung}
B = [olim Staatsarchiv Königsberg, Hochmeisterregistrant Ia, p. 97-99].

{Drucklegungen}
aus B Codex Diplomaticus Prussicus. Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preußens, hrsg. v. J. Voigt, Bd. 4, 1853, ND Osnabrück 1965, S.70-72.

{Regest}
RBDO I, OF 2aa, 1.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Abschrift , Register-Überlieferung.



Allerdurchluchtster forste grosmechtiger, allergnedegester herre.
Uwer grosmechtege gnade tun ich zu wissen clegelich, wy das der irluchte forste, herzog Wilhelm von Gelren is dernedir gezogen, und ist geschindt und herowbt, und im sint di siene iemerlich abe dermordt, uf der keiserfrien strasen, der doch durch anders nicht uskomen was, denn durch got und durch eren wille, den heiden zu schaden und dem cristentume zu frommen. Dis ist gescheen und begunst in dem bisstum zu Camin, do er angerant ward und dernedirgezogen und gevurt in dem herzogtum zur Stolpe von des herzogen houbtmanne Eghard von dem Walde und des herzogen manne und des bistumes. Und ward gefuert durch das herzogtum von dorffe zu dorffe, also lange bis sie in brachten in des irluchten forsten und herren, herren Johans marcgrafen czu Brandenburg und czu Lusicz und herczogen czu Gorlicz, uwers allerlibsten bruders mines gnedegen herren Lande von Falkenburg. Dis ist gescheen an sente Lucien tage amb sontage.2)
Allerdurchluchtster forste, liebir gnedeger herre, dis hette ich uwerm grosmechtege gnaden lange gerne czugeschriben und enpoten, nu hab ichs durch des wille vorczogen und gelasen, das ich czum ersten der warheit eigentlich nicht enwoste, und ouch so was der irluchte forste herczog Warczlaw von der Stolpe nicht czu huese, sunder her was in der cziet, als das geschah, an dem irluchten forsten von Gelren, czu Dennemarkt, also doch, das ich des nicht enlies, ich sante minen brief und brudere mines ordens an den irluchten forsten herczogen Boguslawn von der Stolpe sienen bruder, im clegelichen vorczulegen, wi das der irluchte forste von Gelren were dernedir geczogen von den sienen und sienes bruders in irem lande und von irem houbtmanne, also das her dar czu sprach und antwertte is were im leid und wolde dor czu tuen sien vormogen, des ich hoffende was von tage czu tagen. Ouch do ich vornam, das der vorgenante herczog Warczlaw von der Stolpe czu lande quam, do sante ich im briefe und den sienen, und bat sie uff einen tag czu komen ken der Lebenburg, von den sachen czu reden, und sante do ken im den groskompthur den obersten trappier mit anderen mienen gebittgern, di sache eigentlich usczureden, wen ich leider czu desir cziet von crankheit mienes liebes czu dem tage nicht komen konde. Also das sich das vorczoch, das der herczog uff den tag nicht quam, sunder der sienen eines teiles di mittglobt hatten, mit den di vorgenanten gebittgere redten von der sachen, und si maneten, das sie mir und mienem orden also vil hilden, als ir {S. 71} brief uswiset, do ir ingesegil anehenget. Und dor nach ich ouch nicht enlies, ich sante mee brife czu dem vorgenanten herczogen czu der Stolpe, also das ich gerne mit im gesprochen hette von den sachen, also das is sich vorczoch das der cziet vorliefen sechs wochen, ader mee, das wir nicht czu houffe komen mochten, und also das vaste rede an mich quamen, wi das sie den durchluchten forsten von Gelren wolden fueren ken Polan und in do schatczen, und von in antwerten. Als si mir ouch wol eins teiles geschreben haben in  iren briefen, das si is getan haben von des kuniges wegen von Polan, und her sie ir erbhere. Und do ich dis vornam von vil lueten, do besorgte ich, were das her queme ken Polan und vort ken Littawn, das si in vort schikten ken Russen ader in fremde land, das dem forsten nicht czu helffen were, sunder mit grosem schaden sienes liebes und siener herschaft vorterbnisse und dem cristentum czu smaheit, und mienem orden und dem armen lande czu Prussen, czu Lifland czu schaden, und forsten heren rittern, knechten czu einem derschrecknisse und czu eime wedirkeren der ritterschaft, das doch von den gnaden gotts bis her bi hundert jaren ni not hat getaen.
Und dor obir, do ich sach, das sich nimand dor an karte, do wart ich czurate mit mienen gebittgern und mit andern erbarn herren rittern und knechten, di da bie mir waren, und sante ein heer us ken Falkenburg, do der oftgenante herczog lag gefangen und noch liet, im czu dinste und dem cristentume und allen cristenen forsten czu eren und czu frome. Also das mir und den mienen got hulff, das sie quamen vor das hues und stat czu Falkenburg, das si hues und stat gewunnen bie dren tagen, also das dor czwisschen geteidinget ward das alle di iene, di uff dem huese stat belegen waren, musten dar treten und sweren czu den heilgen einen eid iclicher vor sich, das sie den vorgenanten irluchten forsten von Gelren welden wedirgeben, das si im genomen hetten ader in noch werden mochte ane gefeerde und ane argelist, und ab imand von den selben gefangenen imande hetten in irem gelobde, von des herren herczogen gesinde ader siener frunde, di musten sie czu vor an ledig und los schelden. Czum ander male so swuren sie mir und mienem orden urfrede und nimmer wedir den orden czu tuend, czum dritten male so gelobten ir sebenczen mir und mienen orden ein gefengnisse der besten, doch mit sulchen vorworten, das sie meineten, das sie von stadan wolden ufsiczen und wolden ken Polan czu Egharden rieten und in doran halden, das ser queme czu Falkenburg und den forsten do ledig und los liese. Wenne das geschege, so solden sie ouch des gefengniss ledig sien, sunder di mienen solden die ledig und lose sagen mit hand und mit munde, als si  im globt haben. Vortme ward is geteidinget, das sie mir und mienem orden antwerten hues und stat czu Falkenburg, das si ouch taten, doch mit sulchen vorworten, were das in got holffe, das der durchluchte forste von Gel- {S. 72} ren ledig und los mit den sienen geschulden worde bie dren tagen, so solde ich in pflichtig sin wedirczugeben hues und stat ane alle rechchenschaft kost und czerunge frie und loes, were das des nicht geschege, also das ich und min orden das hues stat Falkenburg lenger hilden und das der forste nicht ledig worde, so solden sie mir pflichtig sien, dor nach is sie lang ader korcz wi lange ich is innehalde wedirczugeben was koste czerunge ich dor uff, ane gefeerd und argelist.
Do dis geschach, do worden di miene czu rate und czogen vortan uf di iene, di helffer mit waren, do der derluchte forste vorgenant ward nedirgeworffen und gefangen, also das sie in angewunnen und vorbranten czwu festen als Fulkow und Bukow ane ander kraenneste als bergfrede, di si ouch vorbranten die sie sloss nennen. Ouch so quam Maczke Borke mit sienen frunden czu mienem heere rieten, der der houbtlute einer uf dem felde was, do der irluchte forste vorgenant gefangen ward, und dergab sich in den si ouch enpfingen von miner wegen mit sulchen vorworten, das her swur czu den heilgen einen eid dem vorgenanten forste wedirczukehren. Was her sienes hette genossen ader noch geniesen mochte, ab her imande von des herczogen wegen von gesinde ader von mannen gefangen hette, di solde her czu  vor ledig und los lasen. Czum ander male swur her einen eid, orfey mir und mienem orden eweclich und nymmermee wedir in czu tuen. Czum dritten male so gab her sich gefangen den mienen, mit sulchen vorworten, wenne der irluchte forste vorgenant ledig und loes werde, so sal her ouch von mir des gefengniss ledig sien.
Hir umb, allerdurchluchtster forste, grosmechteger lieber gnedeger herre, so schribe ich dis uwern gnaden czu einer wissenschaft, wi sich dese ding irhaben han, und wi lange dis gestanden hat und wor uff is noch stet, und bitte uwer grosmechtege gnade als mienen gnedegen herren, das ir mir wellt mitteilen uwer gnade und uwer raet, ab uch icht dunkt, das ich meer tuen solde czu desin dingen, so wil ich allewege gereit sien nach mienem vormogen, wenne di rede offenbaer geet, das si der kuning von Polan meinet czu vorteidingen und Egharden von dem Walde, der houbtmann der sachen ist bi den kuninge von Polan und bie den sienen in dem lande czu Polan, und bitt des briffs eine gnedecliche antwortt von uwern gnaden.

Inhaltliche Erläuterungen

1) Dieser Bericht ist nicht datiert, doch müssen nach dem Überfall 1388 Dezember 13 mindestens zwei Monate vergangen sein.
2) 1388 Dezember 13.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js-fs/js-fs49.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS-FS 49 ([1389 Anfang.] o. O.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (27. Februar 2002, Frauke Schmitz) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert ( 6. März 2002, Frauke Schmitz) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschreiben ()
 
Datum der Erstanlage: Mittwoch, 27. Februar 2002 – Letzte Änderung: 28. März 2016 von Jürgen Sarnowsky

Zurück zur Hamburger Homepage   / zurück zur Regestenliste für 1389.