PrUB, JS-FS 145

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (2003-2009)




 1403 Januar 11. Marienburg.
{Regest}
Hochmeister [Konrad von Jungingen] an Herzog Ruprecht von Liegnitz: beteuert die Unrechtmäßigkeit der Klagen des polnischen Königs gegen den Orden und legt ausführlich das schlechte Verhalten des Königs dar. Dieser erkannte die Rechte des Ordens nicht an; unterstützte die Litauer im Kampf gegen den Orden; stachelte den Großfürsten Witold von Litauen, obwohl dieser Frieden mit dem Orden geschlossen hatte, zur Einnahme des Ordenslandes Samaiten auf; hetzte die neugetauften Samaiten gemeinsam mit Witold gegen die Kirche und den Orden, Weder der polnische König noch Witold seien eine Unterstützung für das Christentum; Jagiello erhebe zu Unrecht Ansprüche auf das Land Dobrin, das dem Orden frei von Ansprüchen verpfändet wurde. Beendet den Brief mit der Bitte, die Rechtfertigung des Ordens weiter zuverbreiten und anderen Aussagen keinen Glauben zu schenken.

{Überlieferung}
B = olim Hochmeisterregistrant (Konrad von Jungingen) Nr. I, p. 50.

{Drucklegungen}
aus B: Codex Diplomaticus Prussicus, Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preussens aus dem königl. Geheimen Archiv zu Königsberg nebst Regesten, hrg. Johannes Voigt, Bd. 5, Königsberg 1857 (ND Osnabrück 1965), S. 179-181.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Registerabschrift



Herczog Ruprecht von Legenicz

Irluchter fuerste und grosmechtiger besunder herre. Euwere gunst, fruntschaft, liebe und warunge die ir bewiest und thut uns und unserm orden wir euwer grosmechtikeit begerlich danken, besunder der copie des clage brives die der konig von Polan umsendit uns gesant von euwer grosmechtige irluchtikeit danksagelich offgenomen haben.
Der clage doch der konig nicht thuen sulde bynnen fruntlichen teydingen, dy wir in desem jore gefurt haben mit im und mit den synen und hetten uns der clage nicht vorsehen. Doch das unser gerechtikeit klar und offenbar werde euwerer grosmechtikeit und allen andern unsern herren unsers ordens frunden wir des ordens sachen widder den egenanten konig kortzlich beruren bittende, das ir die unvordroslich ufnemet dirkysende dor us unsere gerechtikeit adder scholde.
Is geschach nach der zeit als her gekronit wart zu dem riche von Polan und io mit dem orden unvorsumet bynnen offene {S.180} krige  wedir Littowen und Russen das der orden hilde ettliche tage mit im und den synen us dem riche von Polan anmutende welde her cristen syn, das her die cristenheyt und den orden der das orley furet wedir in und dy lande als Litowen und Russen versicherte noch genuge der heiligen kirchen und des heiligen riches das keyn umslag geschege als vormols gescheen was und lys den orden by synen briven und frienthen dye her bewisen mochte und die gegeben woren von pabisten, keysern und synen vorfaren und das ny mochte geschen noch hutigestages geschiet.
Alleyne her sich schribt obirster forste tzu Littowen und Russen und in der tzit hilde Schirgal, des konigs bruder und dornoch Witoud der sich der lande Littowen und Russen hilt eynen obirsten fursten und herren als syne brive uswisen das orley widder den orden dem der konig us dem riche zu Polan half mit volke, wopen, harnusch, bochsen, pferde, mit mancherley werkmeystern tzu orley und hutes tages thut.
Der ungenode wir dicke uns dirclagethen an unserm heiligen vater dem pabiste, an dem heiligen riche, fursten und herren, das uns ny mochte rot geschen. Dornoch als Witoud vorgab, her were gut cristen und dy synen und schreyb das von im obiral uff eyn vorsuchen mit im czu cziten frede wart gehalden bynnen den frede her swerlich beschedigite den orden off das letzte als nu Michaelis dry jar synt dirgangen wart eyn frede mit im gemacht zu ewigen geziten vorschreben und vorsigilt...
Bynnen dem frede santen wir Wytowd unser luthe zu holfe wedir die Tarteren do ouch mete czogen vil erbar rittere und knechte us dem riche zu Polan und wusten nicht andirs mit dem konige von Polan und mit Wytoud, den landen Littwoen und Russen wen liebe und fruntschaft.
Dornoch kurtzlichin noch dem jore derselbige Wytoud von antrage des konigs von Polan sich umbthat und ving unsere bruder und luthe, vorbrante unsere newe gebuweten huser, berobithe uns unsere lande und luthen Samaythen, dy do kortzlich do vor hatten an sich genomen dy toufe und sich dirboten in allen dingen als willige gehorsame und als dy di gute cristen meynen zu werden.
Die selbigen undirsossen des ordens und des landes vorgenant umbthet der konig von Polan und Wytoud mit gobe und mit gelde und dornoch erger synt wurden  wen vormols y und haben dornoch vorbrant, kirchen gelestirt und gesmehet dy martyr unsers heren, dy bilde der Juncvrowen Marie und der heiligen geschossen und zu hauwen und gros unfur do mete getreben haben. Us dem yo zu bewisen ist das das cristenthum mit dem konige und Wytod nicht gros zu loben ist, nemlich wen als wenig das rich czu Polan eres cristenthums sichir ist als unser orden uns bedunket und ist also das der Littowischen und Russen land slos adder vesten keyns inne haben die cristen das man ir sicher were sunder dy ungeloybigen die beweldigen sie noch selber.
Ouch lieber here unser besunder frunt als der {S. 181} konig egenant obir uns claget, wir haben im das lant Dobryn abehendik bracht, so geruhet czu wissen, das uns das selbige land vorsatzt ist umb eyne merkliche summe geldis von deme, der des selbigen landes eyn frier furste was, des erben noch hutes tags leben, den wirs noch halden czu getrulicher hant in vorsatzunge.
Dor obir haben wirs dem konige und dem rich von Polan angeboten, ufte sie schaffen das der erben lob und gunst sie die unser brive dor obir haben und beczalen uns unser gelt doruf gelegen und vorbuwet als die brive uswisen, wir wollen in das selbige land williclich abtreten, sost ist is uns nicht mogelich noch erlich czu thuen und als der konig klaget, das wir mit ym nicht wellen dorumb an das recht, wir haben uns y und y dorzu dirboten der konig thu uns als wir geschreben haben. Dor obir hot her icht widder den orden wir wellen gerne mit ym an das recht, do wir mit rechte uns sullen vorantworten also doch das her uns widder entworte des wir im beschuldigen wellen, wy fugt uns umb lande mit ymandis zu rechten dy unser nicht syn czu eginschaft nemelich wen dy noch leben, dy sich der lande czu czien. Ouch so ist is offenbar das der irluchte Ladislaus, seligen gedechtnus, von Opil, der uns das lant vorsatzt by syme leben dich dorzu dirboyt her welle das gerecht werden vor dem rich zu Ungern und ouch zu Polan vor fursten im ebenmessik, das her das selbige land fry hette und mocht is vorkaufen adder versetzen wem her welle. Is mochte im ny gescheen das wol wissentlich ist unserm gnedigen heren konige von Ungern der noch lebet, wy fugt uns nu dorumb czu rechten mit dem konige.
Das sint unser antwort uff des konigs clage kurzlich berurt alleyne wir sost vil sachen hetten widder yn wen is zu clage qweme.
Worumb bitten wir euch grosmechtiger herre, das ir uns vorantwortet kegen andern unsern herrn wo ir moget und nicht hoeret smeliche clage noch czu herczen nemet wen wir fruntschaft und liebe vil gesucht haben an ym etc.
Gegeb[en] zu Marienburg am Donerst[ag] nach Epiphanie im XIIIIc und dritten jar.1
Inhaltliche Anmerkungen
1) 1403 Januar 11.
Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js-fs/js-fs145.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS-FS 145 (1403 Januar 11. Marienburg. )
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (12. September 2003 Frauke Schmitz) – Datum überprüft (12. September 2003 Frauke Schmitz) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (12. September 2003 Frauke Schmitz) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
Datum der Erstanlage: Freitag, den 12. September 2003 — Letzte Änderung: 26. Januar 2009 von Jürgen Sarnowsky
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