PrUB, JS-FS 116

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (2003-2009)




 1398 April 5. Wisby.
{Regest}
Herzog Johann von Mecklenburg übergibt dem Deutschen Orden und den gemeinen Kaufleuten der Hanse die Stadt Wisby, ihren Hafen und die Insel Gotland, um sie im Krieg gegen die Vitalienbrüder zu unterstützen; die Insel soll solange im Besitz des Ordens bleiben, bis sich der Hochmeister und König Albrecht von Schweden über Gotland geeinigt haben; der Herzog verfügt zudem, wie bei der Entschädigung betroffener Kaufleute vorgegangen werden soll.

{Überlieferung}
A =  Pergamenturkunden, Schieblade 80, Nr. 1.

{Drucklegungen}
aus A Hanseceresesse, 1. Abteilung, hg. Karl Koppmann, Bd. IV, Leipzig 1877, S. 414; Codex Diplomaticus Prussicus, Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preussens aus dem königl. Geheimen Archiv zu Königsberg nebst Regesten, hrg. Johannes Voigt, Bd. 5, Königsberg 1857 (ND Osnabrück 1965), S. 139-141.

{Regest}
JH II, S. 162.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Originalurkunde mit zwei erhaltenen Siegeln des Herzogs und der Stadt Wisby.


Wir Johan von Gotes gnaden herczog czu Mekelborg, greve czu Swerin, Rostogk unde czu Stargarde der lande herre, mit unsern rechten erben
bekennen unde beczugen in desem keginwertigen brieve vor alle den yenen, die in zeen horen ader lezeen, das wir mit wolbedachtem mute unde nach volbort unsers rates sein czu rate geworden, das unser stat Wisbue hafen unde lant czu Gotlant sal offenstien unde ein offen slos sein deme homeister des Dutschens Ordens, deme ganczen orden unde den seinen czu alle irem orloge czu ewiger czit. Unde mag das gesein die ewige czit, wir is uns anders nicht mechtigen mogen uf dese czit, das sal an unsern vettern stien unde heren, den konig Albrechte, unde an den heren homeister von Prusen. Wes sie under sich selben doran tuen ader mit boten unde mit brieven, das sal mit ganczen wille unser wille mite sein.
Ouch so sal deme gemeinen koufman die vorgenante stat Wisbue mit irer hafen offen stien, die see dor us czu befreden .
Vortmer an deme Ostertage neest komende 1 nach der zonnen undergang sollen gerumet habe[n] us der stat Wisbue unde von dem lande Gotlant alle die yene, die den Dutschen Orden, den iren unde den gemeinen koufman beschediget haben, unde nach deme tage vorbas kein geleite mee czu haben {Voigt, S.140} in der vorbenumeten stat unde lant, unde ouch vorbas den orden, die seine unde den gemeinen koufman nymerme czubeschedigen. Unde wer dor ober tut unde dis nichten hilde den sal man richten an sein hoeste, unde vorbas keins geleites gebruchen.
Unde ab sie ein merklich storm besteche, das sie wider under dis land quemen, so sollen sie velich sein in iren schiffen czu bliben unde nicht czu lande geen so lange, bis das in abertweget in ire behalt unser vinde czu suchen.
Ouch so sal man alle die slosse, die uf deme vorgenanten lande legen, do des ordens lute unde der gemeine koufman von beschediget ist, von staden an vorburnen, unde vorbas kein slos wider czu buwen, do der orden unde der gemeine koufman von beschediget mochte werden.
Vortmer so sal alle das geroubete gut alse schiff unde allerley koufenschatcz, das iczunt yn der stat in den hafen unde uf deme lande ist unde noch komen mag, nymande volgen denne den jenen, die do recht czu haben.
Ouch so habe wir geantwertet unde antwerten uf gelouben an arg dem erwirdigen hern Johan von Phirt, kompthur czu Swecze, hern Arnolt von Burgelen, kompthur czu Schonensee unde hern Johan Tyrgarten, grosscheffer czu Marienburg alse von des homeisters wegen von Prusen, die stat, hafen unde lant vorgeschreben bis an unsern heren unde vettern, den konig, unde uf den heren homeister von Prusen, bis das sie sich mitenander voreinen under sich selben mit boten ader mit brieven.
Were ouch sache, das deme homeister ader den seinen die stat, hafe unde lant mit gewalt ader mit vorretnisse abedrungen worde, do Got vor sie, sollen sie von uns noch von den unsern keine manunge noch not liden czu ewigen cziten.
Ouch so sal  der rat unde die gemeinen burger der stat Wisbue bey irem rechte unde friheit volkomelichen bliben, als is ye von alders {HR IV, S. 415} gewesen ist, an arg.
Ouch so sal der bunde unde gebur algemeine unbeschatczet von uns bliben unde ouch von den, den sie vorpfandet sein unde wir ouch vorpfandet haben selben uf deme vorbenumeten lande das sal ouch sten als vorgeschreben stet so lange bis das unser here unde vetter konig Albrecht unde der homeister von Prusen des eintrechtig werden under sich selben mit boten ader mit brieven.
Alle dese vorgeschreben stucke unde artikel unde iczliches besunder gelobe wir, herczog Johan obengeschreben, deme homeister von Prusen unde den seinen stete unde veste czu halden in truwen sunder arg, des wir czu hogerm geczugnisse haben unser ingesigel an desen keginwertigen brief lasen hengen.
Ouch so bekenne wir, burgermeister unde ratmanne der stat Wisbue, unde beczugen, das alle dese vorgeschreben stucke unde artikel, do wir an unde ober gewest sein, also geschen sein unde haben des czu merer sicherheit unde eynem orkunde unser ingesigel an desen  brief mite lasen hengen, der do gegeben ist noch Gotes geburt tusent {Voigt, S.141} drihundert in deme achtundnu[n]czigsten jare czu Wisbue an deme neesten Guten Fritage vor Ostern.2

Inhaltliche Anmerkungen
1)1398 April 7.
2)1398 April 5.
Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js-fs/js-fs116.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS-FS 116 (1398 April 5. Wisby.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (31.August 2003 Frauke Schmitz) – Datum überprüft (31.August 2003 Frauke Schmitz) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (31.August 2003 Frauke Schmitz) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
Datum der Erstanlage: Sonntag, den 31. August 2003 — Letzte Änderung: 24. Januar 2009 von Jürgen Sarnowsky

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