PrUB, JS-FS 106

© Jürgen Sarnowsky, Hamburg (2003-2009)




 1398 September 21. [Marienburg]. 
{Regest}
{Regest
Hochmeister Konrad von Jungingen erteilt der Stadt Gerdauen ihre Handfeste, die die Landgebiete für die Stadt, den Schulzen und den Pfarrer zuweist, die kleine Gerichtsbarkeit verleiht, den Zins zwischen Stadt und Orden aufteilt und die Größe der einzelnen Höfe und Einschränkungen bei den Fischereirechten der Stadt festlegt.

{Überlieferung}
B = olim Stadtarchiv Gerdauen

{Drucklegungen}
aus B Codex Diplomaticus Prussicus, Urkundensammlung zur älteren Geschichte Preussens aus dem königl. Geheimen Archiv zu Königsberg nebst Regesten, hrg. Johannes Voigt, Bd. 4, Königsberg 1857 (ND Osnabrück 1965), S. 183-184.

{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Abschrift


Wir bruder Conrad von Jungingen, homeister vorleien und geben den einwonern der stadt zu Girdawen hundert huben und 20 huben bynnen den grenitzen, also yn die  wol von unsern brudern sint beweist zu Colmeschem recht.
So sal die vorgenante stadt Girdawen 20 huben haben frey zu gemeinem nutze der stadt.
Ouch wellen wir das Jacob der scholtze und seine rechte erben sollen haben von den hundert huben 10 huben frey zu Colmeschem rechte frei, erblich und ewiglich zu besitzen. Davon sal uns der genante scholtze und seine rechte erben und nochkomelingen dienen mit  pferden und mit wopen noch des landes gewonheit.
Ouch sal der pfarrer in derselbigen stadt von den anderen newntzig huben 4 huben haben frey zu der Widme.
Ouch sal die stadt Girdawen von den andern 86 huben 20 huben haben zu einem hegewald und die andern 66 huben sollen si haben zu eynem dorffe und davon sollen die burger und einwoner zinsen unserm hause Königsberg von der huben 15 scoth alle jar uff Sunte Mertens Tagh1).
Och sullen sie dem pfarrer geben von iczlicher huben einen halben scheffel rokken und einen halben scheffel haber.
Och welle wir was von dem grossen gericht gefellet, das sal das dritte teill der herschafft, das dritte teil der stadt, das dritte teil dem scholtzen. Ausgenomen strossengerichte, das wir unser herrschaft allein zu richten behalden.
Wir wellen och das der scholtze kein gross gerichte noch wundengerichte richten sulle, es sey denne das da unser brudere adir ir boten kegenwertig sein und was wir an den bröchen vorgeben, das sal ouch von der stadt vorgeben sein und von dem scholtzen. Sunderlich von gnoden vorley wir dem scholtzen die kleinen gerichte also vier schillinge und dorunder.
Ouch sollen die bürger der stadt ierlich eynen scholtzen kyssen mit rothe unser brüder.
Wir wellen ouch das der scholtze der stadt keinen Preussen noch undewtschen sall richten.
Ouch welle wir das die eynwoner der stadt in keiner andern brawpfannen sall brawen, wen in den, die czu der stadt nutze seyn gezewget.
Wir wellen ouch was nutzes und zinses in der vorgenanten stadt gefellt von brothbengken, fleischbenken, fischbenken, schubenken, badstoben und was gemenelich in der stadt zynss gefellt ader werde noch yemals gefallen, es sey in kellern, krombuden, gewantkamern, schergaden2), wogen ader welcherley weise ader namen her werde gemacht, das sal das dritte teil der herschafft, das dritte {S.184}teil der stadt, das dritte teil dem scholtzen alle iar uff Sunte Mertens tagk.3) Wurden och hernachmals die gütter der stadt gemessen und fünde man meh wen sie von rechte haben sulden, so sullen sie das obrige haben und uns do von thun also viel als sie uns thun von den andern.
Wir wellen och, das ein iczlich hoff an dem markte gelegen sullen behalden 7 ruten in die lenge und 4 in die breite und die andern höfe in der stadt sullen iczlicher behalden 8 rutten in die lenge und 4 in die breithe.
Och sullen gehören von den 20 freien huben zu iczlicher huben 2 morghen, ungesundert von den höfen also das man die höfe ane morgen noch die morgen ane höfe nicht sal vorkofen.
Wir wellen och das man uns von iczlicher hofe sal zinsen 15 schillinge Preuscher müntz off den egenanten tag.
Von sunderlicher gnade gebe wir dem scholtzen ein frey erbe in der stadt. Och verley wir und geben von gnaden dem scholtzen und den einwonern in der stadt frey fischerey in dem vlisse Amet genant bynnen yren grenitzen mit kleinem gezewge, also mit hanthwathen und mit hamen mit worffangelen.
Wir geben och der vorgenanten Stadt von Sunte Mertens tag negest komende4) 6 jor freiheit.
Noch der geborth Christi Mo CCCo in dem achtennewnczigsten jor in deme Taghe Sancti Mathei apostoli und evangeliste5) do wart die Hantfeste gegeben.


Inhaltliche Anmerkungen
1)+3) November 11.
2)Scher-Gaden. Gaden significat Tabernae institorum: Buden, Kramladen. In der Polizeiordnung im Elsaß von 1552 heißt es: Das alle Würztkremer und Kremerin, die in diesem Bezirk zu offenem Markte und Gaden sitzend zu verkauffen [Anm. Voigt].
4) 1398 November 11.
5) 1398 September 21.


Zitieren dieser Edition
: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/js-fs/js-fs106.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, JS-FS 106 (1398 September 21. Marienburg. )
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (1.August 2003 Frauke Schmitz) – Datum überprüft (1.August 2003 Frauke Schmitz) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert (1.August 2003 Frauke Schmitz, 12. Januar 2008 Jürgen Sarnowsky) – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
 
 
Datum der Erstanlage: Freitag, den 1. August 2003 — Letzte Änderung: 12. Januar 2008 von Jürgen Sarnowsky

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