PrUB, DH 92

© Dieter Heckmann, Werder / Berlin (2002)


1511 Februar 25. Königsberg.
{Regest}
Rückkehr des [Obersten Kompans des Deutschen Ordens] Heinrich von Miltitz aus Livland mit einem Antwortschreiben des Meisters [Wolter von Plettenberg]; Beileidsbekundung über das Ableben des Hochmeisters Friedrich von Sachsen]; Verständnis des Meisters für die gebotene Eile einer Neuwahl des Ordensoberhauptes; Billigung der Erwählung Albrechts von Brandenburg-Ansbachs zum neuen Hochmeister; Bereitstellung von 250 reisigen Pferden, um sie bei einem polnischen Überraschungsangriff unverzüglich ins preußische Ordensland senden zu können; Ablehnung eines polnischen Bündnisangebotes durch den dänischen König [Johann]; Bitte des Meisters, bei Kaiser [Maximilian] auf die Regalienübertragung hinzuwirken.

{Überlieferung}
C = Geheimes Staatsarchiv PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OF 33, S. 180 f.

{Drucklegungen}
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{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Kopialbucheintrag.



{Datierung}Dinstags nach Mathie apostoli ist her Heinrich von Milticz(1) widerum aus Leyfflant(2)  ankomen und volgend antwort yn schrift(en) uberreicht: "Wirdiger und geistlicher, lyber andechtig(er) bsunder freundt! Wir haben dy gewerbe euch von den erwirdig(en) yn got vatern und wirdigen hern regent(en) aufgelegt, muntlich auch schriftlich, zu gutter mass vorstand(en) und aufgenomen. Nachdem dan, so wir kurvzlich zuvorn aus schrift(en) der e[rwirdigen] und w[irdigen] hern regent(en), auch aus ewren gewerb(en), den totlichen abgang des hochwirdigst(en) hern etc. Fridrichs(3) , Teutschts ordens hoemeister etc., unser g[nediger] h[er] hochloblicher gedechtnus, vorstanden haben, waren in groser hoffnuung, s[eine] f[urstliche] g[nade] unserm orden zu fromen und gedey ein czeit lang von gote dem almechtig(en) gefristet salt seyn geword(en) wy dem all ist nichts bessers, so wir alle dem tod undergeworf(en) seyn got alweldig s[einer] f[urstlichen] g[nade] sele gnedig und zu ewigkeit barmherczig erscheinen woll. [S. 181] So dan zu ankunft des erwirdigen in got hern Job(4), bischof zu Risenburg(5), eyn eilend botschaft, damit der totlich abgang des gedacht(en) unsers hern hoemeisters vorkundet geword(en) ist, gefolget und am {Datierung}tag Johanns, schierst vorlyden(6), in Risenburg erschynen und e[were] g[nedigen] h[ern], die regenten, und andern wirdigen gebittigern(n) er ichteswess zu diser sachen angefangen hette geword(en), unsern rat und gutdunck(en) gern ersucht, so es sich auch wol nach alder gewonheit getzymt und geburt hette. Wy dem alle kunnen wir wol abnemen und auch nach gestalt(en) sachen uns derhalben beschwerung - wy ir betlich geworben habt - zu machen nicht vonnot(en) zu sein angesehen die sache keyn verczihung leyden bsunder drechlich eylend mit durch zu gehen, wy das ewer her(e)n, die regent(en), wol vleissig bedacht haben. Hirum die erwirdig(en) und w[irdigen] her(e)n regenten haben vor gut angesehen(n) und nach iczlaufiger gelegenheit seyn bedacht geworden, eyn haupt dardurch unserm orden fruchtparheit erwachssen mucht, zu erwelen(n). Sunderlicher ursach halben der hochgeborn furst und her, her Fridrich(7) etc., marggraue, zu vleissiger erbet bey unserm g[nedigen] h[ern] hoemeist(er) seliger gedechtnus seyn son, marggraf Albrecht(8), in unsern orden zu brengen gewest ist, auch wy durch abfertigung dess wirdigen edlen und wolgebornen hern oberst(en) marschalks an denn compthur von Ragnet(9) und hern doctori Werter(10), weyter an den irlaucht(en) hochgebornen furst(en) unnd hern, [S. 182] hern Friederich, marggraven etc., vorgemelt, zu czihend, abgefertiget, eyn voreinigung und vortrag auszurichten(n), wy s[eine] f[urstliche] g[nade] s[on], marggraf Albrecht, unsern orden annhemen wurde, das man inn nach aller loblicher gewonheit zu eynem hoemeist(er) erwelen mucht, ist alles unsers bedunckes nicht ubel von ewren hern bedacht.

Wirt solche beratschlahung ubereynkommung, wy von den erwirdigen und wirdigen hern regent(en), unsern frunden, gescheen ist, von uns auch unsern gebittigern mit unserm nucz und gedey nach iczlaufiger gestalt angesehenn vorhoffen neben als mit vleys von gedacht(en) hern regenten vleissig bedacht und nicht vorgessen sey, ob s[eine] f[urstliche] g[nade] sich in unsern orden begeben werde. Eyn solchs dan mit vorwarung unsrs ordens privilegien und furtracht bissher gescheen, auch s[eine] f[urstliche] g[nade] sich mit andern hern und fursten und sunderlich mit s[einer] f[urstlichen] g[nade] blutsvorwant(en) mit hulffe und beystand eygentlich zu vorwissenn, sunderlich mit dem irlaucht(en) hochgebornen fursten und hern, hern Joachim(11)  und Albrecht(12) , gebruder, marggraven zu Brandenburg, churfursten etc., die sunderlich benochpert und wolgelegen seynn.

Hetten wir mitsampt unsern gepittigern - so das hette zu langen mugen - vor gut angesehenn, so der irlaucht hochegeborn furst und her, her Albrecht, marggraf zu Brandenburg, bruder des gedachten churfursten Joachims, nicht in so weyt abgelegen landen vorwant ist gefinglich(er) [S. 183] und eylender beystand und hulff, so das vonnott(en) were gewesen, erlangen kunde, so man denselbigen hette yn unsern orden zu zien uberkomen mugenn, wy dem alle zcweifeln nicht. Diss alles von den erwirdig(en), w[irdigen] hern regenten(n) mit sampt den gepittigernn wol bedacht unnd uberwogen ist.

Sehen auch vor nucz mitsampt unsern gebittigern an, so es sich - wy vorberurt begeben wurd - auf gemelt(em) marggraf Albrecht zu eyne(m) homeist(er) erwelt wurde s[eine] f[urstliche] g[nade] alsdan sunder grose gelt, spyldunge, unkost und czerung unsers ordens mit dem ersten sunder lange vorcziehung hereyn gebrocht werden mucht. So euch wislich und weyter offenbar ist dise lande Leyffland in grosem bedruck und wenig aufzuricht(en) vormugen, zcu gleichen auch dy lande zu Preussen(13) new beschwerung ader schaczung schwerlich und in alle nicht wol leyden mugen(n). Welchs ewer hern, dy regent(en), mitsampt andren gepittigern(n) gruntlich aufs best betracht(en) und zu hercze nhemen werden(n). So ir weyter yn ewern gewerben muntlich, auch schriftlich beruren(n) von eczlichen schriften, dy ewer hern, dy regent(en), an k[onigliche] w[irde] zu Polan(14) gethan, haben(n) wir alles, yn was meynung das gescheen ist, vorstand(en), auch in unserm brive schirst vorbitt(en) an dy hern regent(en) gethann, eyn solchs zu gescheen, vor das best angesehen und gerat(en) habenn.

Ab solche yczbewogen furnhemen und handlung [S. 184] k[onigliche] w[irden] zu Polan nicht abharren und vorczihenn wurd und in mittler czeit, dieweyl eyn heupt ungekoren ader noch nicht zcur stat kommen(a)  were, etwas von seyner k[oniglichen] w[irden] unfreundlich in aufrur mit gewalt gen dem orden und land(e) zcu Prewssen(n) vornehmen werde, wy ir gruntlichen geworben haben und an uns getrag(en) mit weyter bethe, wyr mit unsern gepittigern(n) solchs geweldiges furnemens mit treflicher hulff zu entseczen(n) nicht vorlasen wollen(n). Geben euch hirauf guttlich zu wissen, wir mitsampt unsern gebittigern(n), dieweyl aber unns zu czeyten botschaft geschickt ader vorkundet wirt, wollen ewer hern, dy regent(en), mit den wirdigen gebittigern vleissig ubertrachten, wy solche reysige pherd, als 250, aus vylen und auch weytern orten zusammen brengen mussen(n), dy wir den erwirdigen und wirdigen hern regenten, unserm orden und landen zu Preuss(en) - wy wir denselbigen auch beworn zu gut geneigt gewesen - seyn eylend, so wir botschaft erlangen(n), ins erst zuschick(en) wollen, diselbigen mit futterung und vitalien zu besorgen, auch in enthalt, zu erlangen(n). Werden ewer hern, dy regenten, mitsampt andern gebittigern(n), yn acht haben zu betrachtenn, wy das auch zcu der Mymmel  (15)  beym seligen hern hoemeister gelasen ist und uns schreiben, dornach wir uns richten und eynen landestag, so wir aus denselbigen schrifften vormercken(n), vonnoten zu seyn, beramen. Wollen uns darinne allenthalben(n) mit dem allererwirdigst(en) hern erczbischof zu [S. 185] Riga (16), bischoffen, prelaten und gemeynen land(en) und unsern gebittigern weyter underreden und ratschlagen, was von furder vor gut und weyter von gemelt(en) hern, erczbischof, prelaten, unsern gebittigern und gemeynen landen(n), euch mehr hulffe zu schick(en), vor gut angesehen wirt. Sovyl dan wir von hern prelaten und aus gemeynen landen dyner emperen mugen und furder mechtig seyn, wollen wir gutwillig alsdan nach allem vormugen sampt unsern gebittigern mit stewr, hulff und beystand unserm orden zu gutte, so wir das phlichtig seyn zu thun, auch bissher gethan haben, furder nach geneigt seyn(n).

Wir haben weyter von euch vorstand(en), wy unser g[nediger] h[er] hoemeist(er) seliger gedechtnus glaublich irfaren hab, das ko[nigliche] w[irde] zu Polan seyne botschaft bey ko[niglicher] w[irde] zu Dennemarg(17) gehabt, hab yn meynung, eyn vortrag und voreynigung zu machen mit im, welchs dan von ko[niglicher] w[irde] zu Dennemarck(en) abgeschlagen ist. Dorauf seyn f[urstliche] g[nade] milder gedechtnus an ko[nigliche] w[irde] zu Dennemargk eyn botschaft zu schick(en) yn meynung, were - wy wir das auch so seyn - f[urstliche] g[nade] im leben gebliben, wer vor gut angesehen hett(en).

Hirauf ist unsers bedunckens nicht gros vonnoten, iets solch unkost und czerung dirhalben zu gethan, angesehen wir solchs, wy ir yn ewern gewerben angetragen habt, bey ko[niglicher] w[irde] die unsern von seynen hauptlewt(en) und vorwant(en) frey, velich und sicher zu sigeln durch eynen [S. 186] unsern geschickt(en) haben erwerben lasen(n), wiewol eyne cleyne botschaft an s[eine] k[onigliche] w[irde] zu thun, dy erwelung eynes hoemeisters - so man diss gewits wer - zu vorkund(en) wurde villeicht s[einer] k[oniglichen] w[irde] gfall(en) darin haben, daneben dy bedruckung unsers ordens und landen zcu Prewssen seyner k[oniglichen] w[irde] zu eroffen nicht villeicht unfruchtbarlich seyn solt. Nach dans ir wollet unsern frunden, den regent(en), vormeld(en), wir das weyter auf ire gutdunck(en) und bedenck(en) seczen(n).

Weyter wy das grose capittel durch unsers g[nedigen] h[ern] seliger gedechtnus abgang auf dissmal we(n)dig geworden und vorbliben ist, haben wir beschlislich vorstanden(n). Wy aber furder nach diser czeit sich beqwemlich wider furzunemen(n) leyden wyl und wir darum besucht werd(en) woldenn(b)  wir unserm orden zcum besten - wy uns das geczympt - vleyssig nach allem gebur helfen furdern(n).

In sunderheit, lyber her compan, so wir mit Ro[mischer] key[serliche]r m[aieste]t der regalie halben zu emphangen(n), so seyn Ro[mische] key[serliche]r m[aieste]t von uns begert hat forder sambdkumpft zcwischen unsers seligen hern(n) hoemeysters und unser zcu Mymmel im stande waren und daselbst von s[einer] f[urstlichen] g[nade] unsernthalben aufgenomen bey Ro[mischer] key[serliche]r m[aieste]t ein solchs allenthalben zuvorwaren(n), wir derhalben weyter in ungenaden ader beschwerung nicht kommen solten.

Dorauf wir uns genczlich bissher vorlasen haben(n), nicht wissend, ab solche vorwarung bey oftgemelter Ro[mischer] key[serliche]r m[aieste]t von s[einer] f[urstlichen] g[nade] unsernthalben gescheen ist. Bitten, ir wollet den erwirdigen(n) [S. 187] und wirdigen hern regenten iyn solchs zu vorstehen geben(n), uf das wir von vylgemelt(er) Ro[mischer] key[serliche]r m[aieste]t derhalben angelangt und besucht werden, uns dornach mugen zu richten wissen(n) und hirauf von gedacht(en) hern regenten eyn antwort, wes sy derhalben wissen tragen, erlangen(n) mugen(n), sein wir eyn solchs umb ir erwirden und wirden auch ewer lybe zu vorschulden geflyssen(n)".


Textkritische Anmerkungen


(a)    Es folgt gestr. wurd.

(b)    Aus wollenn korr.


Inhaltliche Anmerkungen


(1)    Heinrich von Miltitz, Oberster Kompan des Deutschen Ordens (*um 1475-+ um 1545).

(2)    Livland.

(3)    Friedrich von Sachsen, Hochmeister des Deutschen Ordens (1498-1510).

(4)    Hiob von Dobeneck, Bischof von Pomesanien (1501-1521).

(5)    Riesenburg, ö Marienwerder.

(6)    Wohl Januar 27.

(7)    Markgraf Friedrich von Brandenburg-Ansbach (1486-1515).

(8)    Albrecht von Brandenburg-Ansbach, Hochmeister des Deutschen (1511-1525).

(9)    Ragnit an der Memel.

(10)    Doktor Werter.

(11)    Kurfürst Joachim I. von Brandenburg (1499-1535).

(12)    Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Mainz (1514-1545).

(13)    Preußen.

(14)    Polen.

(15)    Memel.

(16)    Riga.

(17)    Dänemark.


Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/dh/dh92.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, DH 92 (1511 Februar 25. Königsberg.)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (D. Heckmann, 31. August 2002) – Datum überprüft () – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert (D. Heckmann, 31. August 2002) – äußere Merkmale beschrieben ()
 
 
Datum der Erstanlage: Samstag, 31. August 2002 – Letzte Änderung: 31. August 2002 von Dieter Heckmann

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