PrUB, DH 104

© Dieter Heckmann, Werder / Berlin (2002)


[1511 Oktober 11]. Königsberg.
{Regest}
[Hochmeister Albrecht von Brandenburg-Ansbach] an den livländischen Meister [Wolter von Plettenberg]: Vermittlung eines Schreibens und Zeitung des Obersten Marschalls, Wilhelms von Isenburg, über den Krieg des Kaisers [Maximilian] und des französischen Königs [Ludwig XII.] gegen Venedig und über die Bedrohung Polens durch Tataren.

{Überlieferung}
C = Geheimes Staatsarchiv PK, XX. HA Hist. StA Königsberg, OF 34, S. 158r-v.

{Drucklegungen}
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{Diplomatische Erörterung des Stücks}
Kopialbucheintrag.



{Datierung}Sonnabints nach Dionisii(1) ist dem hern meister geschribenn volgende meynung: "Es ist unns in dato eingelegter brieff an e[wer] e[rwirden] lautende zu komen, den wir e[wer] e[rwirden] freuntlich thun zuschick(en), dergleichen beygelegte newe zeyttung, welche unns von dem wirdig(en) etc. hern Wilhelm(2), obersten marchalck, zwgesant, die wir e[wer] e[rwirden] nachdem wir auf dissmal keyne andere wijssenn im allerbesten mitteijlenn freuntvleissig bittende, wo e[wer] e[rwirden] auch er keyne wijssenn uns dieselben, wie wir auch thun wollen, mitwteylen. Das wollen wir etc." {Datierung}Datum ut supra.

Newe zceittung(en)

"Die key[serlich]e m[aieste]t unnd der konig von Franckreich(3) haben den Venedigern(4) wider abgewonnen meher dan sie vorhin gehabt. Und alle stete, die umbgeschlagen waren, was sie dorinne von volck fynden, erwurgen sie alles. Dadurch ein solche furcht in die stete und dorffer fellet derummb zu vermutt(en), die Venedig(er) werd(en) wenig behalt(en), dan got wil sie villeicht straff(en). Es understeet babst[lich]e hey[lichkei]t mit dem konig und andern seynes anhangs die key[serlich]e m[aieste]t von dem konig von Franckreich zw trennen. Und seijnt darnach willens, semptlich uber den konig von Franckreich zw fallen. Es wil sich aber die key[serlich]e m[aieste]t vom konig nicht(a)  sundern ader trennen laßen. Got gebe inen beyde gluck"!

Newe zceittung

"Wie 20 Tattern(5), wolgerust, zum konig von Polan(6) kommen [158v] sein unnd anpracht, wie sy von zweijen jung(en) Tatterischn keijsern zu im geschickt sein unnd mit funfhundert pherden bey im dinst begert habenn. Welches der konig in versprochen unnd dieselbn mit guld(e)n stuck(en) unnd annd(re) gaben begabet, wol auff 4000 guld(en) betreffende, und sodann hertzog Constantinus(7) an der grentz leijt. Unnd mit gewisz(er) kuntschafft dann der konig villeicht hab er zum konig eylende geschickt, solhen Tattern keynen glauben zugeben, wann sie allein die lannd zu besichtig(en) darkomen wern. Hat der konig solche gaben sampt dem iren alles wegknemen unnd sy lauff(en) lassen. Auch hat im hertzog Constantinus zu erkennen geben, wie der Tatter nye so mechtig wider dye cronn Polan als yetzinndt aufgewest. Unnd zwen Tattereische keyser mit große(m)(b) volck aufwehrn und umb mehr volcks in zu schick(en) geschriben. Also hat in k[onigliche] w[irden] von Polann alle Littawische(8)  hern, beijorn, nahmeischnick, außgenomen der starust aus Sammaytt(en)(9)  unnd hauptman von Track(en)(10) , welche er bey im behalt(en), zugeferttiget hat. Unnd yetzund(er) auf der grenitz lig(en), vermeynen, sich mit dem Tattern zu schlaen. Auch hab ich auff dato underrichtung, wie k[onigliche] w[irden] wol bey 80 Tattern hab richt(en) lassen, welche hertzog Constantinus sol zugeschickt haben unnd alle spissen lassen".


Textkritische Anmerkungen


(a)  Über der Zeile.

(b)   große mit anschließender Suspension, aus er/re- Kürzung korr., in Vorl.


Inhaltliche Anmerkungen


(1)    Irrtümlich in Ordensfoliant 34 (zu 1512) eingebunden, da der Tag Dionysii am  9. Oktober 1512 ein Sonnabend war.

(2)    Wilhelm von Isenburg, Oberster Marschall des Deutschen Ordens (1499-1514).

(3)    Frankreich.

(4)    Venezianer.

(5)    Tataren.

(6)    Polen.

(7)    Herzog Constantinus.

(8)    Litauische.

(9)    Samaiten, litauische Landschaft zw. Preußen und Livland.

(10)    Traken, sw. Wilna.



Zitieren dieser Edition: (1) virtuell: URL (http://www.spaetmittelalter.uni-hamburg.de/Urkundenbuch/pub/dh/dh104.htm) und Datum der Einsichtnahme; (2) im Druck: PrUB, DH 104 ([1511 Oktober 11.] Königsberg)
Bearbeitungsstand: Text eingegeben (D. Heckmann, 3. Oktober 2002) – Datum überprüft (D. Heckmann, 3. Oktober 2002) – Text mit PrUB oder sonst Druck kollationiert () – Text mit Or. kollationiert () – äußere Merkmale beschrieben ()
 
 
Datum der Erstanlage: Donnerstag, 3. Oktober 2002 – Letzte Änderung: 3. Oktober 2002 von Dieter Heckmann

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