Rechtsquellen im kirchlichen Raum

Die hier vorgestellten Quellen beziehen sich auf den kirchlichen Raum, da sie in kirchlichen Institutionen erlassen bzw. ganz generell geschaffen wurden. Inhaltlich vermengen sich aufgrund der weltlichen Kompetenzen der mittelalterlichen Kirche profane und kirchliche Aspekte, wobei zu bemerken ist, dass die Kirche sogar eine größere Tradition hinsichtlich schriftlich-fixierter Gesetzgebung hat im Vergleich zum weltlichen Bereich. Das Recht selber kann man als reaktives Recht bezeichnen, d.h. die Gesetze spiegeln die Norm wieder, die aufgrund von konkreten Verfehlungen gesetzt wurde.

Klosterregeln und -gewohnheiten

Klosterregeln und -gewohntheiten ("consuetudines") haben zwar keinen rechtlichen, aber normativen Charakter, was ihre Vorstellung in diesem Rahmen rechtfertigt. Ihre Aufgabe war es, das Zusammenleben und die interne Organisation von geistlichen Gemeinschaften zu regeln. Die ältesten Regeln stammen schon aus der Spätantike. Die einflussreichste Regel war die des Benedikt von Nursia, die um 540 für das Kloster Monte Cassino aufgestellt wurde. Sie war in der folgenden Zeit die verbreiteste Regel. Nach der Reform durch Benedikt von Aniane wurde sie zur alleinigen Grundlage des okzidentalen Mönchstums, nach der sich alle Klöster richteten. Andere Regeln wurden allerdings nicht völlig abgeschafft; sie hatten aber nur noch ergänzenden Charakter. Für Mönche seien dafür die Regeln Cassians und Columbans genannt, für Nonnen die Regel von Caesarius von Arles und für Priestergemeinschaften die des Chrodegang von Metz. Nachdem später die Regeln allein nicht mehr zur Bewältigung des Klosterlebens ausreichten, kamen Klostergewohnheiten ("consuetudines") hinzu. Dies geschah meist im Zuge von Klosterreformen, so z.B. in Cluny, den Reformbewegungen des 10. Jahrhunderts in Lothringen und den neuen Orden des 12. Jahrhunderts. Der Quellenwert ist beträchtlich. Nicht nur die praktische Organisation des Klosters in Ämter, die Normen, denen sich die Mönche unterworfen hatten, und der liturgische Tagesablauf werden greifbar, auch die Ziele der unterschiedlichen Richtungen der geistlichen Gemeinschaften können analysiert werden. Die Verbreitung der Regeln zeigt hingegen Filiationen eines Klosters und die Beziehungen der Klöster untereinander.

Nächste Seite