Kriegs- und Kreuzzugschroniken

Kriegschroniken umfassten eigentlich nur einen thematischen Ausschnitt aus der Reichsgeschichte (wie z.B. Brunos "Buch vom Sachsenkrieg"). Die Kreuzzugschroniken hingegen behandelten die Geschichte der "bewaffneten Pilgerfahrten", d.h. die Kriege um das Heilige Land. Besonders zum ersten Kreuzzug (1096-1099) finden sich zahlreiche und reichhaltige Darstellungen. Hervorgehoben seien hier einige zeitnah geschriebene Berichte aus Frankreich und Süditalien: die anonyme normannische "Gesta Francorum et alieorum Hierosolimitanorum" und die Chroniken Raymunds von Aguilers, Peter Tudebodes und Fulchers von Chartres. Auch wichtig sind die Werke der byzantinischen Prinzessin Anna Komnene und des Genuesen Caffaro, die ihre Erlebnisse aber erst Jahrzehnte später niederschrieben. Guibert von Nogent betonte am Anfang des 12. Jahrhunderts in den "Gesta dei per francos" die heilsgeschichtliche Dimension des Kreuzzuges. Im Reich schrieb erst Adalbert von Aachen im Jahr 1130 eine Kreuzzugschronik, die allerdings einen bedeutenden Quellenwert hat. Der Höhepunkt der Literatur des lateinischen Ostens wird in der Chronik (seit 1169) des Wilhelm von Tyrus gesehen. Auch über spätere Kreuzzüge wird noch einiges geschrieben; die Blütezeit der Kreuzzugschroniken ist aber vorbei. Überdurchschnittliches findet sich allenfalls über den dritten Kreuzzug, an dem Friedrich Barbarossa teilnahm. Für die Kriegszüge in Preußen ziehe man Peter von Dusburg, für das Baltikum Heinrich von Lettland heran. Auch der Albigenserkreuzzug wurde schriftlich festgehalten. Der Kreuzzugsteilnehmer Pierre de Vaux-Cernay beschrieb die Ereignisse in der "Hystoria Albigensis". Ebenso finden sich Berichte über die Reconquista der iberischen Halbinsel, so z.B. das Werk "De expugnatione Lyxbonensis", das von der Eroberung Lissabons berichtet.

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