Quellenkundliche Hilfsmittel

Vor- und Nachteile der beiden Quellengruppen muss die Quellenkritik abwägen: Überreste geben zwar meist ein objektives Bild, zeigen dafür aber oft nur einen kleinen Ausschnitt; Tradition erlaubt einen Eindruck vom Selbstverständnis der Zeit und von den "großen Linien", ist aber durch subjektive Faktoren beeinflusst. Die eine Gruppe von Quellen ergänzt somit die andere; mit Edward A.Freeman gilt: Tradition ohne Überreste ist mindestens verständlich, Überreste kann man ohne etwas Tradition kaum verstehen ("The narrative, without documents, is at least intelligible, the documents would be hardly intelligible without some narrative", n.Brandt 61).

Damit wird die Erfassung eines breiten Spektrums von Quellen notwendig; dies geschieht mit Hilfe der Quellenkunden. Diese listen (ggf. zu bestimmten Epochen oder Regionen) die umfangreichen Editionsreihen und Einzeleditionen, z.B. Caenegem-Ganshof oder Wattenbach-Levison, -Holtzmann, -Schmale, auch Potthast und Repertorium Fontium usw. Gerade für das Spätmittelalter und die Frühe Neuzeit liegt aber noch bei weitem nicht alles gedruckt vor. Dafür ist Zugang zu den Archiven notwendig; Kenntnis der Archivkunde bzw. der Geschichte einzelner, für eine bestimmte Fragestellung wichtiger Archive (Einzeldarstellungen); Kenntnisse in Paläographie und verwandten Hilfswissenschaften.

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