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Die Paläographie

Nimmt man die Gegenstände der Archäologie und bildliche Quellen aus, sind es vor allem die schriftlichen Quellen, mit denen sich die Historikerinnen und Historiker auseinandersetzen müssen. Dabei ist es notwendig, auf die älteste erhaltene Überlieferung zurückzugreifen, um spätere Änderungen und Zusätze auszuschließen bzw. leichter identifizieren zu können. Da aber erst seit dem Ausgang des 15.Jahrhunderts erste Drucke vorliegen und auch noch lange danach Vieles in handschriftlicher Form festgehalten wurde, bedarf es für die Beschäftigung mit dem älteren Schrifttum einiger Vorkenntnisse, die die Paläographie bereitstellen will.

Schreibstoffe und Schreibgeräte

Wachstafel

Neben der Entwicklung der Schrift muß dabei auch die Geschichte der Schreibgeräte und der Beschreibstoffe berücksichtigt werden. Die vielleicht älteste Methode ist die der Benutzung von Tafeln, in die mit Hilfe eines Griffels Zeichen eingegraben werden konnten. In der römischen Spätantike setzten sich dafür insbesondere im Geschäftsverkehr Wachstafeln durch. Diese wurden auch im Mittelalter für geschäftliche Zwecke und an den Schulen weiterbenutzt. Im 13.Jahrhundert fanden Wachstafeln für die Rechnungen der französischen Könige Verwendung, und noch im 14.Jahrhundert benutzte sie der Deutsche Orden in Preußen für seine Schuldenverzeichnisse und für Rechtsaufzeichnungen
Daneben entwickelte sich der aus Ägypten stammende Papyrus zu einem wichtigen Beschreibstoff, für den in der Regel eine Rohrfeder und Tinte verwandt wurden. In der Antike wurde er häufig in der Form einer Buchrolle benutzt, und auch die Merowinger und die Kanzlei der frühen Päpste übernahmen Papyrus als Beschreibstoff. Doch ging sein Gebrauch im Mittelalter immer weiter zurück und hörte schließlich im 10.Jahrhundert auf.

der papyrer aus jost ammans ständebuch, 1568

Papyrus wurde vor allem durch Pergament verdrängt, aus Tierhäuten gewonnen, die in Kalkwasser gebeizt, gespannt und mit Kreideschlamm geglättet wurden. Seit dem 4.Jahrhundert wurde es vor allem für literarische Texte verwendet, was dazu führte, das es meistens in Buchform gebunden wurde. Für Geschäftszwecke wurde Pergament allerdings auch in Rollenform aneinandergenäht, so etwa in der englischen Zollverwaltung des späteren Mittelalters oder bei größeren Abrechnungen von Kaufleuten. Einzelne Rollen erreichten dabei die Länge von bis zu 40 Metern (!). Als Schreibgerät fanden meistens Vogelfedern Verwendung, wie etwa eine Darstellung Beda Venerabilis' aus dem 8.Jahrhundert zeigt, der gerade seine Feder schärft.

Ab dem 13.Jahrhundert erreichte die Papierherstellung über China und die Araber auch das Abendland. Da Papier zunächst sehr grobflockig und im Vergleich zu Pergament wenig haltbar war, setzte es sich erst sehr langsam durch, zumal die Kosten durch die Verwendung von Papier nicht wesentlich geringer wurden. Insbesondere im offiziellen Gebrauch blieb Pergament auch deshalb von Bedeutung, weil es als dauerhafter angesehen wurde. So mussten z.B. in England erst seit 1956 einige Gesetzespublikationen nicht mehr auf Pergament gedruckt werden. Seit dem 14.Jahrhundert wurde das Papier bei der Herstellung mit Hilfe des dabei verwandten Siebes mit einem Wasserzeichen versehen, das nach der Herkunft und der Entstehungszeit variiert und so oft eine gute Datierung erlaubt (Piccard-Datei).

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