Interpunktion
Die Interpunktion des Mittelalters zeigt rhetorische Sprechpausen an. Eigentlich wurden von den antiken Grammatikern bis zu Isidor von Sevilla relativ klare Regeln hinterlassen. So sollte ein tiefer Punkt eine kurze Pause, ein mittelhoher Punkt eine mittlere Pause und ein hoher Punkt das Satzende anzeigen. Diesem System folgten zwar zahlreiche mittelalterliche Autoren, aber besonders im Frühmittelalter sind zahlreiche andere Systeme mit unterschiedlichsten Kombinationen von Punkten und Kommata in verwirrender Vielfalt angewendet worden. Auch ein System des Karolingerzeitalters wurde nicht in strenger Gesetzmäßigkeit angewendet. Seit der Zeit Karls des Großen finden sich auch Fragezeichen in den Handschriften. Erst seit dem 11. Jahrhundert an wird Silbentrennung am Zeilenende durch einen Strich üblich. Ab dem 14. Jahrhundert nutzt man zur Trennung zwei Striche. Worttilgung wird nicht nur mit Durchstreichung angezeigt, sondern auch mit Unterstreichung oder übergesetzten Punktgruppen. (Vgl. Bischoff_1986: 214-218.)
Zahlzeichen
Im Mittelalter wurden verschiedene Systeme benutzt, um Zahlen zu schreiben. Es gab u.a ein griechisches Zahlensystem, welches an dieser Stelle aber keine Beachtung finden kann. Am gebräuchlichsten war das römische Zahlsystem. Im Wesentlichen wurde es im Mittelalter mit den Zahlzeichen I, V, X, L, C und M in der gleichen Weise gebraucht, wie es auch heute noch Anwendung findet. (Eine 4 musste aber nicht IV geschrieben werden, sondern wurde auch vielfach durch IIII beschrieben.) Weit verbreitet war auch die Multiplikation mit Hilfe eines hochgestellten C oder M und zweier hochgestellter XX (XIIIIC. = 1400). Halbe Zahlwerte wurden folgendermaßen ausgedruckt: ½ wurde durch eine nach unten verlängerte I mit nach oben gezogenen Querstrich in der Verlängerung ausgedrückt. Das indisch-arabisch Ziffernsystem ist im christlichen Europa seit dem 12. Jahrhundert bekannt, gegen dessen Einführung es aber zahlreiche Widerstände gab. Des weiteren hat es bei der Umsetzung der bis dahin unbekannten 0 und dem Stellenwert auch enorme Schwierigkeiten gegeben (21, 31 statt 12 und 13; 101 statt 11, etc.). Auch Mischungen von römischen und arabischen Zahlen sind bekannt (MCCC7). In Italien wurden die arabischen Ziffern dennoch bald genutzt. Es ist allerdings zu beachten, dass die Ziffern unsere heutige Form erst seit ca. 500 Jahren haben Vorher wechselt die Form besonders von 2, 3, 4, 5 und 7 je nach Zeit und Ort. (Vgl. Bischoff_1986: 222f., Foerster_1963: 242-248.)
Geheimschriften
Schon die Antike kannte Geheimschriften und auch im Mittelalter wurden verschiedene Systeme, häufig auch in Kombination miteinander, angewendet. So war Bonifaz der Vermittler zweier Geheimschriften, bei denen die Vokale a e i o u durch Punkte oder die Konsonanten b f k p x ersetzt wurden, wobei dies auf eine antike Tradition zurückgeht. Im Heiligen Römischen Reich sind seit dem 9. Jahrhundert zahlreiche althochdeutsche Texte nach diesem System verfasst worden. Andere Geheimschriften nutzten statt der Vokale Zahlen oder setzten das ganze Alphabet mit Zahlen um. Außerdem wurden Runen genutzt, oder Zeichen aus fremden Alphabeten übernommen, so z. B. aus dem griechischen, hebräischen oder dem Alphabet des sogenannten Aethicus Ister. Ebenso gerne wurden frei erdachte Zeichenalphabete zum persönlichen Gebrauch verwendet. Auch wurden Wörter und Silben verdreht. Anwendung fanden Geheimschriften besonders für Schreiberunterschriften und in Rezepten und Segen, die häufig abergläubischer Natur waren. (Vgl. Bischoff_1986: 224f.)