Besonderheiten

Rückbildung von Familiennamen zu Rufnamen

In Nordwestdeutschland (aber auch in England) kam es vor, dass sich Familiennamen zu Rufnamen zurückbildeten. So erhielt der Sohn den Familiennamen der Mutter als Rufnamen, wenn sie die letzte ihrer Linie war oder dem Sohn ihr väterliches Gut vererbte. Zwei ähnliche Phänomene sind zu beobachten: Der Bauernstand vererbt den Hofnamen dem Sohn als Familienname, wenn die Mutter die Erbtochter des Hofes ist. Der Adel hingegen behält den alten Familiennamen bei und vererbt den Familiennamen der Mutter den Nachkommen als Rufname. Ein Beispiel sei gegeben: In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts kam es zu einer doppelten Heirat innerhalb von zwei Familien. Albert von Haxthausen heiratete Jutta von Elmeringhausen. Eine Schwester von Albert heiratete einen Bruder Juttas. Man schloss einen Erbvertrag. Der Familienzweig, der überlebt, sollte die Güter übernehmen und den Familiennamen der ausgestorbenen Familie als Rufnamen weitergeben. Die Elmeringshausen starben 1470 aus, so dass ein Urenkel Alberts die Güter des anderen Zweiges übernahm und dann Elmerhaus von Haxthausen (1587) hieß. Elmerhaus wurde bis in die Neuzeit als Vorname immer wieder vergeben. Nicht allzu häufig kam es vor, dass der eigene Familienname als Rufname weitergegeben wurde: Kanne Kanne (1371-1430) hatte einen Enkel, der auch Kanne Kanne hieß (1448-1474), und dieser hatte eine Schwester, die Friedrich Schwartz heiratete, die zusammen den Sohn Kanne Schwartz bekamen.

Übersetzte und fremdsprachige Familiennamen

Im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit wurden Namen hebräisiert, gräzisiert und latinisiert. Diese Mode erfreute sich besonders bei Humanisten großer Beliebtheit. Der Pfarrer und Historiograph Andreas Engel fügte an seinen Namen zuweilen die lateinische Endung -ius an oder latinisierte ihn völlig. Die Ergebnisse waren Andreas Engelius oder Andreas Angelus. Auch Mönche legten sich lateinische Beinamen zu. Bekannt ist Notker Balbulus, was soviel bedeutet wie Notker der Stammler. Auch kam die römische Dreinamigkeit wieder in Mode. Familiennamen fremder Herkunft kamen meistens aus dem polnischen, wendischen, litauischen, masurischen oder preußischen, die im Zuge der mittelalterlichen Ostsiedlung angenommen wurden. Familiennamen anderer Herkunft sind hingegen seltener.

Der Briefadel

Dem Familiennamen des Briefadels wurde in der Regel ein Ortsname angefügt, der aber nicht existieren durfte. Der Name Müller von Rosenberg war nicht möglich, da es einen Ort "Rosenberg" gab. Müller von Rosenstein hingegen war möglich. Aufgrund von Adelserhebungen kam es auch zu besonders bemerkenswerten Namensauswüchsen. So gab es einen Pferdeliebhaber, der sich nach der Erhebung Kadich Edler von Pferd nannte. Durch die Untersuchung des Namens kann also Brief- von Uradel unterschieden werden.

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