Das Lateinische am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit

Mit Petrarca wurde ein neuer Umgang mit dem antiken Erbe bevorzugt. Man nahm sich die lateinischen Klassiker zum Vorbild für den eigenen Gebrauch des Lateinischen und auch in anderen Bereichen des Lebens wurde der Vorbildcharakter der Antike betont. Im Mittelalter rekurrierte man immer wieder auf die Antike, neu war nun aber, dass das gewachsene Sprachverständnis zu Gunsten eines Neuansatzes zu verlassen sei. Es sollte eine Kontinuität zur Antike hergestellt werden, da man das spätrepublikanische-frühkaiserzeitliche Latein nicht mehr im tatsächlichen Gebrauch des Lateinischen entdecken konnte. Die alte und die neue Form bestanden noch lange nebeneinander weiter. Auf der einen Seite sind bedeutende schöpferische Leistungen und geistiger Reichtum zu beobachten, auf der anderen Seite führte diese Handhabung auch zu einer Rückbildung der Möglichkeiten und Verengung der Normen, die im Endeffekt dem Fortbestand des Lateinischen nicht förderlich waren. Es kam zu einer Selbstgenügsamkeit und Erstarrung durch die Ablehnung von Einflüssen von außen, die immer sehr belebend gewirkt hatten. Die Humanisten sahen im antiken Latein die immerwährend gültige Norm, der zum Durchbruch verholfen werden musste, während im Mittelalter für den Wunsch, geistige Konzepte präzise zu erklären, Flexibilität notwendig war.

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