Wappenkunde

Das Wappenrecht

Das Wappenrecht setzt sich aus zwei Bereichen zusammen.
Erstens beinhaltet das Wappenrecht für den Träger eines Wappens dessen alleinigen Rechtsanspruch auf sein Wappen. Er durfte als einziger das Wappen besitzen, tragen und darüber verfügen.
Zweitens beinhaltet das Wappenrecht das Recht einer Person oder Gemeinschaft überhaupt ein Wappen zu führen, die Wappenfähigkeit.
Das Führen eines Wappens unterscheidet sich wesentlich vom Tragen eines Wappens - jeder Krieger konnte das Wappen seines Lehnsherren tragen - führen durfte das Wappen nur der Lehnsherr. Diese strenge Unterscheidung weicht bereits im 13. Jahrhundert auf.
Das Entscheidungskriterium für die Wappenfähigkeit war zunächst ein militärisch/lehnsrechtliches, man musste entweder ein Lehen haben, oder zu einer mit Territorialbesitz begüterten Gemeinschaft zählen. Notwendig war also die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Stand oder das Erwerben des Rechts am Wappen durch Heirat oder Verleihung.
Zum Kreis der Wappenfähigen gehörten im Mittelalter Mitglieder der folgenden Gruppen:

Einzelpersonen:

  1. Adel
  2. Patrizier
  3. Kirchenfürsten
  4. Freie/Bürger


Gemeinschaften:

  1. Länder
  2. Städte
  3. Stifte und Klöster
  4. Orden, Gesellschaften, Zünfte etc.


Der Herold

Eine besondere Rolle in der Heraldik kommt dem Herold zu. Der Herold hatte die Aufgabe sich um die Einhaltung der heraldischen Regeln zu kümmern und die Einzigartigkeit der Wappen zu sichern. Im Rahmen dieser Aufgabe entstanden die teilweise noch erhaltenen Wappenrollen, in denen die Wappen aus dem Einflußbereich des Herolds abgebildet und namentlich zugeordnet sind.
Der Name Herold leitet sich vom althochdeutschen heriwalto (der im Heer Waltende) und von hariowîsius / hariowaldus (derjenige, der die Symbole der Götter und Geschlechter kennt.
Die genaue Stellung der Herolde in der mittelalterlichen Gesellschaft ist nicht abschließend geklärt. Obwohl sie auch zum Fahrenden Volk gezählt wurden, gab es Herolde, die als Botschafter oder gar "Diplomaten" im Auftrage ihres Herren reisten. Für solche Aufgaben wird man jedoch Männern von höherem Stand eingesetzt haben. Auch die Aufgabe des Schiedsrichters bei den höfischen Turnieren (teilweise auch bei Schlachten), die den Herolden ausgedehnte Rechte und auch einen Anspruch auf Immunität sicherten, korrespondiert nicht mit der Zuordnung der Herolde zum Fahrendem Volk.
Dass die Herolde doch eher aus gebildeten und damit hohen Ständen kamen, lässt sich aufgrund der erhaltenen Wappenrollen vermuten. Denn zum Zeichnen und Beschriften bedurfte es des Lesens und Schreibens. So kann seit dem 14. Jahrhundert von einer adligen oder zumindest gehobenen bürgerlichen Abstammung der Herolde ausgegangen werden. Diese Herkunft ermöglichte die Ausbildung, die zur Erfüllung der Tätigkeiten eines Herolds notwendig war.
Die Kenntnis der Wappen war die Grundlage für alle Aufgaben des Herolds. Sie wurde bei der Organisation der Turniere und bei der, diesen vorhergehenden, Kontrolle der Wappen bei der Helmschau benötigt. Aber auch bei Beobachtung von Schlachten, wo die Herolde die Aufgabe eines neutralen Beobachters hatten und später Streitfragen klären konnten, sowie am Ende die Gefallen identifizieren mussten. Durch die Kenntnisse der Wappen und damit auch der familiären Verbindungen in der mittelalterlichen Politik waren Herolde gefragte Botschafter und Vermittler.
Seine besondere Stellung drückte sich auch in der Kleidung und Bewaffnung des Herolds aus. Um stets als Herold erkannt zu werden trug er zumeist einen Tappert seines Herren und einen weißen Stab in der Hand. Waffen durfte er keine tragen - er benötigte sie auch nicht, denn in seiner Position galt er in Kriegs- und Friedenszeiten als unantastbar.
Bedingt durch die Zugehörigkeit der Herolde zu einem Herren entwickelten sich verschiedene Zuständigkeitsbereiche für die Herolde. So sollten die Herolde die Wappen ihres Bereiches genau kennen und dort die Einhaltung der heraldischen Regeln überwachen. Diese Amtsbereiche (Marchen), die wiederum zu Wappenkönigreichen zusammengefasst waren. Eine ähnliche Entwicklung vollzog sich auch in England und Frankreich. Unter den Herolden kam es zu der Bildung von Rangstufen: Persevanten -> Herolde -> Wappenkönige.

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