Heiligenzählung
Vorige Seite Nächste Seite
Eine weitere und weit verbreitete Form der Tageszählung war die Datierung nach wichtigen Heiligenfesten, z.B. Montag vor Martini. Hierbei wurde der Wochentag in Verbindung mit dem Heiligenfest genannt. Doch nicht nur die uns heute geläufigen Tagesnamen wurden verwendet. So finden sich für die Wochentage auch lateinische und abgewandelte deutsche Bezeichnungen für die einzelnen Tage. Neben diesen festen Tagesangaben gibt es auch die Bezeichnung, die direkt von einem Festtag abhängig sind. So der Vorabend eines Festes (vigilia Martini) oder der achte Tag danach (octava Martini) und andere.
Das liturgische Jahr selbst setzt sich zusammen aus dem Weihnachtsfestkreis (vom 1. Advent bis zum Beginn des Osterfestkreises) und dem Osterfestkreis (Sonntag Septuagesima bis zum 1. Advent). Infolge des variablen Osterdatums sind beide Festkreise unterschiedlich lang.
Die beweglichen Feste sind auf Ostern bezogen, dessen Datum auf den ersten Sonntag nach Frühlingsvollmond festgelegt wurde. Daraus ergeben sich auf 35 verschiedene Ostertermine, die in so genannten Ostertafeln festgehalten sind. Von Ostern hängen ab: die Sonntage der Vorfasten- und Fastenzeit, die Sonntage der Osterzeit, die Sonntage nach Pfingsten bzw. Trinitatis, ferner der Aschermittwoch, Christi Himmelfahrt und Fronleichnam. Diese Feste werden häufig für die Datierungen in den Urkunden verwendet, wobei man gerne den Beginn des Messformulars, den "Introitus", verwendet; z.B. Letare = 4. Fastensonntag, Quasimodo = 1. Sonntag nach Ostern. Die unbeweglichen Feste sind in der Regel Heiligenfeste; z.B. Weihnachten (25.12.), Mariä Himmelfahrt (15.8.), Allerheiligen (1.11.). Die Feste stimmen teils in der ganzen (westlichen) Christenheit überein, teils gibt es lokale Sondergebräuche.Selten finden sich auch andere Varianten die Tage zu zählen, solche die sich auf verschiedene Ereignisse aus der regionalen Umgebung des Schreibers oder astronomische Ausnahmeerscheinungen beziehen können, so zum Beispiel auf eine Sonnen- oder Mondfinsternis, ein Komet, eine große Flut, einen Brand o.ä.