Für die Umrechnung von Datierungen aus dem Mittelalter ist eine Kenntnis über die verwendete Jahreszählung notwendig. Die heute übliche Zählung der Jahre ab Christi Geburt setzte sich nach ihrer Einführung im 6. Jahrhundert durch den skytischen Mönch Dionysus Exiguus nur langsam im christlichen Westen durch. Für ihre Verbreitung leistete im 8. Jahrhundert Beda Venerabilis mit seinen Schriften und die karolingische Kalenderreform einen wesentlichen Beitrag. In der Neuzeit wurde sie dann ohne Betrachtung ihres christlichen Ursprungs in fast der gesamten Welt übernommen.
Neben dieser Zählung der Jahre gab es im Mittelalter noch andere Zählweisen die ebenfalls bis in die heutige Zeit überdauerten: die mohammedanische Zählung mit dem Beginn der Zählung am 16. Juli. 622, die Datierung nach der byzantinischen Weltära mit Beginn der Zählung am 1. September 5508 v. Chr. und nach der jüdischen Weltära mit Beginn der Zählung im Herbst 3761 v. Chr.Es finden sich in den Urkunden des Mittelalters jedoch auch noch weitere Zählweisen der Jahre, die mit zunehmender Verbreitung der Zählung ab Christi Geburt an Bedeutung verloren. Sie haben ihren Ursprung in der Antike. Eine griechische Variante ist die Zählung der Jahre nach den Olympiaden, eine verwendete römische Form ist die Zählung der Jahre nach der Gründung der Stadt Rom 753 v.Chr. und nach den Konsulatsjahren. Während diese beiden schnell verdrängt wurden, hielt sich die von Justinian im Jahr 537 vorgeschriebene Zählung nach Indictionen als Parallelzählung zu der christlichen Zählung. Eine wichtige Rolle spielt die Indictio Bedana, die in der kaiserlichen Kanzlei verwendet wurde.
Eine recht persönliche Zählweise der Jahre bietet die Datierung nach den jeweiligen Herrscherjahren, also nach den Päpsten, Kaisern und Königen. Diese findet sich oft in Ergänzung zu der christlichen Zählung, aber auch allein stehend. Wobei sich auch hier wieder das Problem der unterschiedlichen Jahresanfänge und damit dem Beginn der Zählung stellt.
Der Jahresanfang
Der Jahresanfang stellt eine besondere Schwierigkeit in der Auflösung der mittelalterlichen Daten dar, denn es bieten sich viele Varianten an. Neben den bereits vorgestellten Jahresanfängen - die Anfänge der verschiedenen Indictionen, der verschiedenen Weltären oder auch der Herrscherjahrzählung - gibt es im christlichen Bereich neben dem Circumcionsstil, der mit dem Anfang des römischen Kalenders am 1. Januar übereinstimmt noch drei weitere Jahresanfänge von Bedeutung: den Weihnachtsstil - mit dem Jahresanfang auf dem 25. Dezember, den Osterstil - mit dem Jahresbeginn an dem jeweiligen Ostersonntag und den Annunciationsstil - mit dem Beginn des Jahres am 25. März