1457.12.29.

1457 Dezember 29(1). [o. O.].
Regest: Herzog Bernd II. von Braunschweig-Lüneburg privilegiert das Weichbild Harburg. (2)
Überlieferung: L = Stadtarchiv Lüneburg, Urk. b. - StA Hannover, A = Han. Des. 74 Harburg B II F1; Ba = als Druck in Reichsfrh. Julius Grote, Urkundl. Beitr. z. Gesch. d. Königr. Hannover u. Herzogthums Braunschweig v. 1243-1579, Wernigerode 1852, S. 41;  Bb = Celle Br. Arch. Des. 60 H3; C = Han. Des. 74 Harburg B II F1; D = Han. Des. 74 Harburg B II F1; D1 = Dienstst. Harburg 1, I5; D2 = Han. Des. 74 Harburg B II F1; und weitere. - Beschreibung: Ein Original liegt nicht mehr vor. Anscheinend war ein solches im 18.Jahrhundert noch im Harburger Stadtarchiv vorhanden, da die beiden ältesten Archivverzeichnisse von 1723/24 und 1746/48 (StA HH, Dienstst. Harburg 2, V1 u. 2) unter anderen Privilegien ein niederdeutsches Schreiben von 1458 auf Pergament aufführen, das aber ganz undeutlich und unleserlich sei. Dafür spricht auch, daß bei allen Gesuchen der Stadt um Erneuerung ihrer Privilegien nicht nur Abschriften der bisherigen vorgelegt werden, sondern auch stets die Vorlage sämtlicher Originale angeboten wird. Bei der Neuordnung 1824 wurde das Stück durch einen Bleistiftvermerk als fehlend bezeichnet. Um dieses handelt es sich vermutlich auch bei dem "rechten, versiegelten Or.", mit dem die Abschr. D 1579 in der Zollbude kollationiert wurde. Ob die nachstehend aufgeführten Abschr. alle auf dieses Or. der Stadt zurückgehen, läßt sich nicht mit Sicherheit entscheiden. Möglicherweise hat den Abschr. A u. B auch ein zweites Exemplar, das sich im fürstl. Besitz befunden haben könnte, zu Grunde gelegen, und bei der Abschr. L, die verschiedentlich von allen übrigen Abschr. abweicht, mag es sich um ein Reinkonzept handeln. -
L ist gleichz. Abschr. (Pap. o. Wz). Das Stück (31,7:22 cm) war lange Zeit hindurch dreifach gefaltet (Faltungsverfärbung), zeitweise (vorher?) vierfach auf Format 7,9:6 cm (an den Kanten Scheuerspuren). //
A ist Abschr. 2.H. 16.Jh. // Ba ist Abschr. d. cellischen Statthalters Thomas Grote (1478-1563) // Bb ist Abschr. als Anl. z. Schreiben d. Amtmanns u. Befehlshabers zu Harburg v. 1551 Dez. 9 // C ist Abschr. 2.H. 16.Jh. // D ist Abschr. kollationiert 1579 Aug.5 // D1 ist Insert im fürstl. Privilegi für Harburg von 1599 Aug. 1 // D2 ist Insert im fürstl. Privileg für Harburg von 1604 Okt. 26. //
D1 und D2 zeigen nur geringe textliche Abweichungen. Einzelne, von D abweichende Übereinstimmungen von D1 mit A und D2 mit C können sowohl auf Benutzung dieser Abschr. wie auf Übernahme aus dem herangezogenen Or. beruhen. Die Inserte in den späteren Privilegien folgen D1 u. D2.

Edition: Dietrich Kausche: Untersuchungen zur älteren Rechtsgeschichte und Topographie Harburgs, in: ZHG 43 (1956), S. 105-65, hier S. 163-165 [danach hier]; nach Ba: Reichsfrh. Julius Grote, Urkundl. Beitr. z. Gesch. d. Königr. Hannover u. Herzogthums Braunschweig v. 1243-1579, Werningerode 1852, S. 41; nach den Inserten (insbes. D1) gedr.: Vaterl. Archiv f. Hannov.-Braunschw. Gesch. Jg. 1833 (Lüneburg 1834) S. 542 (vg. ebenda S.667); W.C. Ludewig, Gesch. d. Stadt u. d. Schlosses Harburg (Harburg 1845) S. 35; Th. Benecke, Die ältesten Stadt-Harburgischen Urkunden (Sonderabz. d. Harb. Anz. u. Nachr.) Nr. Iv; F.Lübbers in Hb. Jb. 2 (1940/41) S. 91. Die beiden zuerst genannten Drucke, wohl beide nach Abschr. W.C. Ludewigs, sind sehr fehlerhaft.

In deme namen der hillighenn unde ungedeledenn drevaldicheit(a) amenn.

Wy Berndt vann Godes gnadenn to Brunswick unde Luneborch hertoghe bekennenn unde betughen apenbare in desseme breve vor unß unde unse ervenn unde alsweme, dat wy unse leven borghere in unseme wickbelde Harborch privilegieret(b), begnadet unde bostediget(c) hebben in crafft desse breves mid alsodanen(d) privilegienn, so se aver langen tydenn hiir tovorne, alse namelken, do me(e) screff na Godes bordt dusenttwehundert unde seven unde neghentich jar, de dorluchtighen hochghebarnen fursten unde heren, heren Otto, Johann, Otto, Lodewich(f) unde Otto, hertoghenn to Brunswick und Luneborch, denn God allenn gnedich sy unde barmhertich, mede geprivilegieret(g) hebben, also dat wy na vorsichtigheme rade unde mid enndrachtigher wulbordt(h) unser mannen to Harborch (1) enn vrig wickbelde legghenn edder

(2) gevenn unde vorlenenn alle denn(i) jennen(j), de darinne wanen, in allenn gheschichten(k) offte saken alle dat recht unser stadt to(l) Luneborch.

(3) Unde vann sunderliker gnade umme beteringe willen deß sulven wickbeldes geve wy, dat alle broke, de sik gemenliken dregen uppe achte schillinge Hamborger penninge, dat de(m) de(n) radtmanne to vestinge unde buwe des wickbeldes allene nemen scullen unde unse vogede scullen dar nenn del affnemen.

(4) Denn damm, stenweghe unde de brugge middenn uppe deme damme belegen scal dat wickbelde allene besorghen unde scaffen.

(5) Darvor scholet se vann alleme havedenste, des se vor plichtich (o) weren, erwichliken loß unde vrig wesen.

(6) Dat holt, dat to deme damme behuff is allene, scullet se houwenn, dar se dat(p) alduß langhe ghehouwenn hebbenn, sunder -------------- nicht to orer eghenenn(q) brukinghe effte umme vorkopendes willen.

(7) Vortmer scullenn de würde unde huse der gheystliken lude unde de gheystliken stede by deme sulven tinse, dar se aldus(r) langhe by gewest sindt, ewelken blivenn unde de tinß scal umme nenerleyge node willen deme wickbelde anliggende vorhoget werdenn.

(8) Alle borchlene uppe deme damme boleghenn scollenn mid anderen borgheren borghererechtes pleghenn.

(9) De weyde genomedt dat Howlandt vann deme Stilhorne anne wente an de Slusgrove scolet se ewichliken vortann besittenn. (10) Vann der Louwenbroker weyde scollen de radtmanne nemen denn drudden penning.

(11) Vortmer geve wy unsenn borgheren to Harborch(s) desse gnade, dat alle de egenen lude, manne unde frouwen, de enn(t) jar aver sunder jenigerleye ansprake in deme vorgescreven wickbelde wonet hebbet to hanet, wanne dat jar ummekamen iß, vrig wesen scullen.

(12) Alduß scal wesen dat anboginne unne ende, de to deme rechte des vorgescreven wickbeldes horenn scal: in de lenge van der Lotzebrugge ann wente to deme utersten slachbome unde vort neven deme Louwenbroke unde to deme utersten graven by deme Nigenweghe vann allenn vorgescreven endenn vann allenthalven like dale to metende recht uth, unde vorder scal(u) dat wickbelde nicht gann noch ere recht scal vorder nicht ghestrecket werdenn.

Uppe dat alle desse vorgescreven stucke unser gifft unde scrifft macht unde ewige bestentenisse hebbe, so hebbe wy unse ingesegele(v) to noghehafftiger unde ewigher tuchnisse henget(w) laten an dussen breff, de gegeven iß na Christi gebort verteynhundert jar darna(x) in deme achte unde vefftigestenn(y) jare ame dage sunte Tomas(z) Cantelberg.

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(a) drevoldicheitt A (D1, D2), dreivoldicheit Bb (Ba), drefoldigheitt C, dreifeltigkeit D.
(b) privilegierett A, D (c), privilegirt B, privilegiret D1, privilegeret D2.
(c) bestediged A, bestedigt Ba, bestediget Bb, D, D1, D2, besteddiget C.
(d) sodanen B, alsodannen C.
(e) men A, B, C, D1 (D2).
(f) Lodewig B, C, Ludewigk D, Ladewich D1, D2.
(g) privilegirt B, geprivilegyeret C, geprivilegirett D (D1), geprivilegeret D2.
(h) vulbord A, fulborth Ba, fulbordt Bb, vulborth C, vulbordt D, D1, vollbordt D2.
(i) den A, D, D1, D2, denen B, C.
(j) fehlt A, B, C, D, D1, D2.
(k) geschichten A, Bb, C, D1 (D), geschefften Ba, D2.
(l) tho Ba, fehlt C, D, D1, D2.
(m) fehlt B.
(n) die B.
(o) vorpflichted A (D2), verpflichtet Ba, verpflicht Bb, verpflichtett C, vorpflichtett D (D1).
(p) fehlt B.
(q) eghenen A, fehlt B, eigene C, egenen D, D1, D2.
(r) alsus Ba (Bb), alldus D, D2.
(s) danach wanhafftig A, Bb, wonhaftig Ba (C,D,D1), wanhafftich D2.
(t) X A, ein B, C, D, tein D1, D2.
(u) enschal A, D1 (D,D2), schal B, ehnschall C.
(v) ingesegel A, B, (C, D2), insegel D, D1.
(w) henghed A, gehenget B, hengen C, D, D1, D2.
(x) und darna B, darnach C.
(y) vertighesten A, (D!), voftigesten B (C,D2), negenttigsten D.
(z) Thomas A,B,D1, Thomae C, D2.
(1) Alle Drucke haben 1458; wegen des hier üblichen Weihnachtsjahresanfangs ist stattdessen 1457 zu setzen.
(2) Der hier gegebene Text folgt der rein mnd. Abschr. L. Auf die Anmerkung aller, lediglich auf die Schreiber des 16. u. 17. Jahrh. zurückgehenden orthographischen Abweichungen der jüngeren Abschr. (Mischsprache mit Ausnahme der mnd. Abschr. A) wurde verzichtet. Nur in den Fällen, wo Varianten geeignet erschienen, das Verhältnis der Abschr. zu einander und zum verlorenen Or. erkennen zu lassen, sind sie notiert; allerdings sind auch hier nur die Hauptlesearten vermerkt, während die Siglen der übrigen, in der Schreibung nur unwesentlich abweichenden Abschr. jeweils in Klammern gesetzt und die unbedeutenden späteren Inserte überhaupt unberücksichtigt geblieben sind.



erste Anlage 12.07.2002 Alexander Kahmann, Jürgen Sarnowsky / letzte Bearbeitung 22.12.2008 /
Bearbeitungsstand: erste Transkription, nicht mit dem Original kollationiert / für Rückfragen:
Juergen.Sarnowsky@uni-hamburg.de (Jürgen Sarnowsky)

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